Der Krieg, der viele Vaeter gatte
lassen: Frankreich und Großbritannien.
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Siehe Hitlers im Hoßbach-Protokoll festgehaltene Ausführungen
Polen und der Kellogg-Pakt
Ein weiteres Vertragswerk, das die Polen hätte schützen können, ist der schon erwähnte Kellogg-Pakt 135
von 1928, in dem die USA, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Polen, Deutschland und andere erklären,
„daß sie den Krieg als Mittel für die Lösung internationaler Streitfälle
verurteilen und auf ihn als Werkzeug nationaler Politik in ihren gegensei
tigen Beziehungen verzichten." (Art I)
Sie vereinbaren:
„daß die Regelung und Entscheidung aller Streitigkeiten ..., die zwischen
ihnen entstehen könnten, ..., niemals anders als durch friedliche Mittel an
gestrebt werden sollen." (Art II)
Der Pferdefuß an dem Vertrag für Polen ist die Präambel. Sie bestimmt, daß
„jede Signatarmacht, die zum Kriege schreitet, der Vorteile, die dieser
Vertrag gewährt, verlustig erklärt werden sollte."
Nachdem Polen versucht hat, Frankreich 1933 zum Kriege gegen Deutschland zu bewegen, und nachdem es 1938 erst Litauen und dann die Tschechoslowakei mit Krieg bedroht hat, liegt auf der Hand, daß Deutschland und die Sowjetunion der Empfehlung folgen und den Kellogg-Pakt nicht mehr für Polen gelten lassen.
Die Bilanz
In der Bilanz hat Polen 1939 wenig zu seinen Gunsten vorzuweisen. Die Außenpolitik der ständigen Vorteilnahme ohne eigene Bündnistreue wird für Polen zur „Reise nach Jerusalem". Es wechselt seinen Platz so oft, daß ihm zum Schluß kein Stuhl mehr bleibt. Nachdem das neue Polen sich zunächst Gebiete von vier Nachbarn angeeignet hatte, war es auf Verträge und Bündnispartner angewiesen. Das Patronat des Völkerbunds und die Sympathie Englands hat Polen recht schnell mit den Brutalitäten gegen seine Minderheiten abgenutzt. Frankreichs Polenliebe ist erloschen, seit Deutschland auf Elsaß und Lothringen verzichtet hat. In Warschau weiß man das spätestens seit 1933. Der Kellogg-Pakt ist so oft gebrochen worden, daß Polen keinen Schutz mehr durch ihn zu erwarten hat. Der Vertrag mit Rußland ist 1938 für 80.000 Polen im Teschener Gebiet und ein halbes Industrierevier geopfert worden. Der Vertrag mit Deutschland wird mißachtet, als die deutsche Reichsregierung um Gespräche wegen Danzig bittet, Polen daraufhin Reservisten einberuft und Truppen vor Danzig aufmarschieren läßt. Deutschland fordert dabei nicht einmal Land, das völkerrechtlich polnisch wäre. Der Vertrag, den Polen dafür mit England schließt, bringt Polen keine Sicherheit. England will Deutschland die Flügel stutzen und nicht Polen retten. Großbritannien überläßt die Republik Polen – als es ernst wird – faktisch erst den Deutschen und dann der Sowjetunion. Nach knapp zwei Jahrzehnten neuer Souveränität steht Polen im August 1939 auf dem Scherbenhaufen seiner Außenpolitik, drei Wochen später ist es selbst ein Scherbenhaufen.
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Vertrag über die Ächtung des Krieges vom 27. August 1928, der sog. Kellog-Pakt oder Pakt von Paris
Hitlers Polen-Pläne
Zu Hitlers Absichten in Bezug auf Polen gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Ein Teil der Historiker ist der Meinung, daß Hitler Polen schon sehr früh als erste Stufe seiner Welteroberungspläne angesehen habe. Ein anderer Teil vertritt die Meinung, daß Hitler solch weitreichende Pläne nicht gehabt habe und neigt der Auffassung zu, daß Polen seine Chance hatte, als Mittelmacht neben Deutschland zu bestehen. Hitler – so diese Schule – sei erst sehr spät zu dem Entschluß gekommen, Polen zu erobern.
Wenn man davon ausgeht, daß Hitler seine Umgebung oft getäuscht hat, daß er in aller Regel für sich behalten hat, was er gedacht hat und gewollt, ist die Wahrheit hierzu ohnehin kaum zu ergründen. Wenn man im Gegensatz dazu der Auffassung zuneigt, daß er sich teils offen und teils täuschend zu dem geäußert hat, was seine Absicht war, ist die Suche nach seinen Polen-Plänen leichter. Hier sei der zweite Weg versucht.
Hitler drückt sich in seinem Buch „Mein Kampf noch recht knapp und vage zur Polen-Frage aus. Es sind nur zwei Passagen, die er diesem Thema widmet.
Hitler kritisiert in seinem Buch lediglich die früheren Eindeutschungsversuche der Österreicher und der Preußen gegenüber ihren polnischen Minderheiten mit dem Bestreben, den Polen Deutsch als Sprache aufzudrängen. Er beschreibt, daß die „Germanisation" nur dort von Dauer war, wo das betroffene Land nach der Eroberung
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