Der Krieg, der viele Vaeter gatte
Versailles, bittet seinen Präsidenten schriftlich um Abberufung von der Konferenz. In seinem Brief vom 17. Mai 1919 heißt es:
„Die ungerechten Beschlüsse der Versailler Konferenz über Shantung,
Tirol, Thrazien, Ungarn, Ostpreußen, Danzig, das Saarland und die Auf
gabe des Prinzips der Freiheit der Meere machen neue Konflikte sicher. ...
Daher halte ich es für meine Pflicht der eigenen Regierung und dem eige
nen Volk gegenüber zu raten, diesen ungerechten Vertrag weder zu unter
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schreiben noch zu ratifizieren."
Die Vereinigten Staaten von Nordamerika verweigern dem Diktat konsequenter Weise ihre Unterschrift und schließen 1921 einen eigenen Friedensvertrag mit Deutschland.
Der englische Premierminister Lloyd George vermerkt in einer Denkschrift vom
26. März 1919, also noch ehe der Vertrag den Deutschen ausgehändigt wird: „ Ungerechtigkeit und Anmaßung, ausgespielt in der Stunde des Trium phes, werden nie vergeben und vergessen werden. Aus diesem Grunde bin ich auf das schärfste dagegen, mehr Deutsche als unerläßlich nötig der deutschen Herrschaft zu entziehen, um sie einer anderen Nation zu unter stellen. Ich kann kaum eine stärkere Ursache für einen künftigen Krieg erblicken, ...".
Die Briten unterzeichnen den Vertrag trotz dieser frühen Einsicht. Ihr Sinn für Beute und die Rücksicht auf den Partner Frankreich sind offensichtlich stärker als die eigene Stimme der Vernunft. Doch auch späte Einsicht führt nicht dazu, daß die englischen Regierungen in der Zeit bis 1933 die Schäden von Versailles selber richten. Der britische Nationalökonom Keynes, Berater der englischen Delegation in Versailles, wertet den Vertrag schon 1920 in seinem Buch „Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrags" als
Baumfalk, Seite 121 Bernhardt, Seite 40
„ einen Versuch, Deutschland der Versklavung zuzuführen und als ein Ge webe von jesuitischen Auslegungen zur Bemäntelung von Ausraubungs- und Unterdrückungsabsichten. "
Auch der spätere englische Premierminister Winston Churchill äußerst sich in seinen Memoiren zu Versailles:
„Die wirtschaftlichen Bestimmungen des Vertrages waren so bösartig und
töricht, daß sie offensichtlich jede Wirkung verloren. Deutschland wurde
dazu verurteilt, unsinnig hohe Reparationen zu leisten. ... Die siegreichen
Alliierten versichern nach wie vor, sie würden Deutschland ausquetschen,
bis die , Kerne krachen'. Das alles übte auf das Geschehen der Welt und
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auf die Stimmung des deutschen Volkes gewaltigen Einfluß aus."
Francesco Nitti, der italienische Ministerpräsident zur Zeit des Endes der Versailler Siegerkonferenz bemerkt:
„Noch niemals ist ein ernstlicher und dauerhafter Friede auf die Ausplün
derung, die Quälerei und den Ruin eines besiegten, geschweige denn eines
besiegten großen Volkes gegründet worden. Und dies und nichts anderes
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ist der Vertrag von Versailles."
Ansonsten bezeichnet Nitti den Vertrag, den er nicht selber mitverhandelt hat, in einem Buch von 1923 wiederholte Male als Verbrechen an den Deutschen.
In Frankreich sind es die Sozialisten, die die Schärfe des Vertrags mißbilligen. Als der Versailler Vertrag am 18. September 1919 in der Nationalversammlung debattiert wird, sagt der Abgeordnete Jean Longuet im Namen der Fraktion der Sozialisten:
„Dieser Vertrag kann in keiner Weise die Zustimmung der Sozialistischen Partei erhalten. Er geht aus dem wohl skandalösesten Mißbrauch der Ge heimdiplomatie hervor. Er verletzt offen das Selbstbestimmungsrecht der Völker,
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knechtet ganze Nationen und erzeugt neue Kriegsgefahren."
Es muß erstaunen, daß die Sieger den Vertrag trotz soviel Einsicht dennoch so gestalten. Der Versailler Vertrag fußt so offensichtlich auf Unwahrheit und Unrecht, daß er den Nationalsozialisten ab 1928 ein Dauer-Wahlkampfthema liefert. Das wird die Sieger später Blut und Tränen kosten.
Nachzutragen bleibt noch, daß Wilsons Reden nach dem Ersten Weltkrieg auch auf Deutsch herausgegeben werden. Interessant ist dabei, daß dort die inhaltsschweren Sätze aus der bedeutungsvollen 14-Punkte-Rede weggelassen sind:
„ Wir wünschen nicht Deutschland zu verletzen oder in irgendeiner Weise
seinen berechtigten Einfluß oder seine Macht zu hemmen. Wir wollen
Deutschland nicht bekämpfen, weder mit Waffen noch mit feindlichen Han
delsmethoden, wenn es bereit ist, sich uns und den anderen friedliebenden
Churchill Weltkrieg, Seiten 13f
Nitti, Seite 14
Rassinier, Seite
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