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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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kleinen Sandhügel.
    Der hochgewachsene Fremde erhob sich vorsichtig und spähte zur Grube hinüber. Er sah eine Art Spiegelscheibe, befestigt an einem langen, dünnen Stab. Gleich darauf ließ er sich wieder fallen. "Wir kriechen jetzt fort", sagte er zu Phelps. "Hier, durch diese Bodensenke! Geben Sie acht, daß man Sie nicht sieht!"
    Er brachte den zitternden Phelps zu einer Stelle, wo sie besser geschützt waren, und von dort nach Briarbrae, Sir Percys schönem Heim in der Heide von Woking. Sie berieten sich lange und ernsthaft in der Bibliothek. Von Zeit zu Zeit verließen Diener mit Telegrammen nach London das Haus. Während der Nacht trafen Soldaten ein. Sie zogen in einem sicheren Abstand einen Kordon um den Krater. Bald darauf verbreitete sich die Kunde, daß im nahen Byfleet ein zweiter Zylinder gelandet sei. Am Samstag standen Phelps und sein Freund bereits im Morgengrauen auf dem Bahnhof von Woking, um den ersten Zug nach London zu erwischen. Phelps erteilte dem Postmeister seine Weisungen.
    "Es werden bald weitere Truppen und geschulte Beobachter eintreffen", erklärte er. "Brigadegeneral Waring und sein Stab haben den Auftrag, alle Informationen an mein Büro weiterzuleiten. Nun meine persönliche Bitte: Schicken Sie eine Kopie jeder Botschaft, die an mich gerichtet ist, auch an meinen Freund."
    "Kenne ich ihn nicht, Sir?" fragte der Postmeister. "Ich meine, er hat Sie im Jahre 88 hier besucht."
    "Das stimmt. Er spielte keine unbedeutende Rolle bei dem englisch-italienischen Geheimabkommen. Seine Adresse lautet: Mister Sherlock Holmes, 221b Baker Street, London. "
    Holmes erreichte die Baker Street gegen sieben Uhr früh. Er stieg die siebzehn Stufen der Nummer 221b hinauf, betrat aber nicht seine eigene Wohnung, sondern drückte auf eine Klingel neben dem Namensschild MRS. HUDSON. Lächelnd öffnete ihm seine blonde, rosige Hauswirtin. "Ist Watson zurückgekommen?" fragte Holmes.
    "Gestern abend traf ein Eilbrief von ihm ein. Er bleibt noch ein paar Tage bei seinem armen kranken Diener Murray."
    "Das wollte ich nur wissen."
    Holmes trat ein und schloß die Tür. Sie küßte ihn, und ihre üppigen Formen schmiegten sich an seine schlanke, hochaufgerichtete Gestalt.
    "Schatz", flüsterte sie, "ich habe immer nur dich geliebt."
    "Nicht immer", verbesserte er mit einem Lächeln. "Erst nachdem wir uns in Donnithorpe kennenlernten, wo ich als Student meinen ersten Verbrechen nachspürte und ein schönes, armes Mädchen mit großem Kummer traf."
    "Du hast mich von Morse Hudson und damit von meinem Kummer befreit. Dann warst du mir beim Hauskauf behilflich und hast dich auch noch hier eingemietet." Sie löste sich aus seinen Armen. "Hast du schon gefrühstückt?"
    "Eine Tasse Kaffee."
    "Du achtest viel zuwenig auf dich."
    Sie hob den silbernen Deckel einer Warmhalteplatte.
    "Curryhuhn", sagte Holmes vergnügt schnuppernd, als er Platz nahm. "Martha, du weißt, wie ein richtiges Frühstück aussehen muß." Er aß mit glänzendem Appetit und erzählte dabei, was sich letzte Nacht in Horsell zugetragen hatte.
    "Welch ein Glück für Sir Percy, daß er dich hatte!" rief Martha. "Nur du mit deinem Scharfsinn konntest ihn vor dem Tode retten."
    "Ich werde Watson nicht erzählen, daß ich dort war", sagte Holmes. "Manchmal bringt er mich mit seinen Schmeicheleien in Verlegenheit. Du machst mich nie verlegen, weil ich dich liebe."
    Ihre blauen Augen sahen ihn ängstlich an. "Wie kamen diese Marsbewohner hierher?"
    "Das stand in den Zeitungen. Mitternacht um Mitternacht erfolgte ein greller Lichtausbruch auf dem Planeten Mars - insgesamt zehnmal. Jeder dieser Blitze sandte einen Zylinder in den Raum. Heute nacht wird der dritte landen."
    Sie schlug bewundernd die Hände zusammen. "Wie gut du stets über alles Bescheid weißt! Dr. Watson schrieb einmal, daß du von Astronomie nichts verstündest."
    "Ich machte ihm das im Spaß weis, aber ich gebe mir Mühe, von allem etwas zu lernen. Vor kurzem nahm ich noch einmal Moriartys Dynamik eines Asteroiden in die Hand und fand darin eine Menge Denkanstöße." Er legte die Gabel hin und erhob sich. "Vielen Dank, meine Liebe." Er ging in seine eigene Wohnung. Ein Brief steckte in der Tür. Er öffnete ihn rasch und überflog ihn:
    Mein lieber Holmes, ich sende Ihnen dieses Schreiben per Eilboten. Wie Sie sicher selbst schon festgestellt haben, kommt kein Mensch auf den Gedanken, daß diese Invasoren der Erde einen Angriff planen. Bitte, begeben Sie sich unter keinen Umständen

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