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Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten

Titel: Der Krieg der Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. G. Wells
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nach. Woking. Es könnte sein, daß ich den Tod finde, und dann braucht die Menschheit Ihre Intelligenz - welche der meinen kaum nachsteht -, um dieser Gefahr zu begegnen. Mit vorzüglicher Hochachtung George Edward Challenger Kaum hatte Holmes den Brief weggelegt, da klopfte schon wieder ein Bote und brachte ein Telegramm:
    BEOBACHTEN MARSBEWOHNER AUS SICHEREN STELLUNGEN STOP SIND DARAUF VORBEREITET BEIM ERSTEN VORRÜCKEN DER FEINDE DAS FEUER ZU ERÖFFNEN STOP BRIG.GEN. SIR PRETHERIC WARING KCB
    Durch das geöffnete Fenster drangen die Rufe eines Zeitungsverkäufers herein. Holmes eilte nach unten und erwarb eine Ausgabe. SELTSAME NEUIGKEITEN AUS WOKING lautete die Schlagzeile, und darunter stand ein ziemlich entstellter Bericht über die Dinge, die er bereits wußte. Er setzte sich hin und schrieb rasch:
    Mein lieber Challenger, ich war bereits am Freitag, vor Erhalt Ihres Briefes, in Woking, wo ich Sie leider nicht antraf. Die Beschreibung der Marsbewohner deckt sich mit dem, was wir beide in jenem Kristallei beobachteten. Wie Sie rechnete ich mit Feindseligkeiten, und jene Waffe, welche im Volksmund bereits den Namen Hitzestrahl erlangt hat, ist eine Katastrophe für uns. Zweifellos besitzen sie noch mehr schreckliche Waffen, von denen wir nichts wissen. Ich meine, daß es sich um einen Vortrupp handelt, um eine Expedition, der eine Masseninvasion folgen soll, sobald Erde und Mars einander wieder zugewandt sind. Zweifellos betrachten sie uns als minderwertige Lebewesen, die man entweder gleich Ungeziefer vernichtet oder möglicherweise irgendwie ausbeutet.
    Bewahren Sie den Kristall gut! Seine Eigenschaft der interplanetarischen Kommunikation ist so ungewöhnlich, daß die Invasoren vielleicht versuchen werden, ihn wiederzuerlangen. Wenn wir nun einen bei dem Bemühen einfangen und für ein Experiment benutzen könnten? Ich denke an terranische Krankheitserreger, die sein Organismus vielleicht nicht kennt und deshalb auch nicht bekämpfen kann...
    Mit den herzlichsten Grüßen Sherlock Holmes.
    Er ließ Billy kommen und befahl ihm, den Brief per Eilboten nach West Kensington abzuschicken.
    "Wie ist das nun mit diesen Marsdingern, Sir?" fragte Billy. "In der Zeitung steht, daß sie ihren Krater nicht verlassen können."
    "In der Zeitung steht Unsinn", entgegnete Holmes. "Wenn sie vom Mars bis auf die Erde gelangten, Billy, dannschaffen sie es auch, bis hierher vorzudringen und zu kämpfen. Wo wohnen deine Eltern, mein Junge?"
    "Sie sind vor einem Jahr nach Yorkshire gezogen."
    "Hier, Billy." Holmes drückte ihm eine Zweipfundnote in die Hand. "Wenn du den Brief abgeliefert hast, fährst du für eine Weile zu ihnen. Hier in der Stadt kommt es vielleicht zum Chaos."
    Den Rest des Vormittags und den ganzen Nachmittag brachte er damit zu, seine Informationen auszuwerten. Hin und wieder schrieb er ein paar Gedanken nieder. Das leichte Mittagsmahl, das Martha ihm hereinstellte, rührte er kaum an. Einige aufgeregte Besucher erzählten von Truppenbewegungen in Surrey, doch es gab keine Augenzeugenberichte von Kämpfen, Holmes war nahe daran, dem General telegrafisch den Rat zu erteilen, jene Krater zu bombardieren, bevor die Marsbewohner auftauchten. Aber er unterließ es. Er wußte, daß Angehörige des Militärs die Ansichten von Zivilisten meist herablassend belächelten.
    Am Abend kam Martha mit einer Kalbfleischpastete und Fruchtkompott. "Du verbirgst einen Kummer", meinte sie, als er eine Falsche Burgunder öffnete.
    Er nickte. "Surrey befindet sich in einer entsetzlichen Gefahr. Ich hege eine besondere Liebe zu diesem Landstrich - viele meiner Fälle führten mich dorthin. Aber - so schlimm die Sache in Surrey steht, hier in London kann alles noch viel schlimmer werden."
    Sie aß langsam. "Die Leute auf der Straße scheinen nicht beunruhigt."
    "Weil sie sich die Folgen nicht ausmalen können. Ich wollte, Challenger wäre in der Nähe. Er oder Watson."
    Das entlockte ihr ein Lächeln. "Dabei hänselst du ihn so oft, wenn er deine Logik nicht begreift."
    "Ja, aber er besitzt einen wissenschaftlich geschulten Verstand, und er hat schon oft seine Tüchtigkeit und Loyalität bewiesen. Ich muß nun noch zum Telegrafenamt, meine Liebe, aber wir verbringen den Abend miteinander."In dieser Nacht und am Sonntagmorgen, beim Geläut der Kirchenglocken, sprach Holmes mit vielen Flüchtlingen aus Surrey. Verstört berichteten sie, daß die Soldaten von Spiegelvorrichtungen und rasch dahinrollenden gigantischen Maschinen

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