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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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konnte er dann bereit sein, ihr einziges Druckmittel so einfach wieder aus der Hand zu geben?
    „Oh ja, die Steine!“, meinte Neimoklas. „Das ist mir aber wirklich furchtbar peinlich! Ich habe erst bemerkt, dass sie in meine Tasche gewandert sind, als wir schon draußen waren und wollte sie gerade zurückbringen. Bitte um Entschuldigung, Herr Drache, und nichts für ungut! Und seht – hier kommen sie auch schon geflogen!“
    Neimo nahm tatsächlich zwei rundförmige Steine aus seiner Jackentasche heraus – einen mit einem bläulichen und einen mit einem rötlichen Schimmern. Dann packte er beide in seine rechte Hand, machte eine Ausholbewegung und warf sie nach vorne. Die Objekte schnitten mit beachtlicher Wucht durch die Lüfte, segelten ganz grob in Richtung des Drachen und doch so, dass er sie nicht ansatzweise hätte erreichen können. Stattdessen verloren sie, nachdem ihre Flugbahn den höchsten Punkt erreicht hatte, rasch an Höhe und senkten sich bleischwer in die graue, trübe Tiefe hinab.
    „Kannst du nicht besser zielen, du ungeschickter Mucklin?“, ereiferte sich Gorgon mit vor Zorn bebender Stimme, während er seinen massigen Leib plump und ungeschickt in die Richtung schwenkte, in der die Kostbarkeiten, die er begehrte, verschwunden waren und ihnen anschließend nachsetzte. Schon war er ebenfalls unter der Brücke verschwunden und vorläufig nicht mehr zu sehen.
    „Wollt Ihr uns vielleicht so langsam ’mal erklären, was es mit Euren Listen und Plänen auf sich hat, Ihr beiden Geheimniskrämer?“, fragte Sigurd stellvertretend für die meisten anderen. „Oder wollt Ihr uns etwa weismachen, dass Ihr diesem alten Schurken tatsächlich die echten Steine gegeben habt?“
    „Nun, meine Kunst erlaubt es mir, eine vorübergehende optische Täuschung hervorzurufen und zwar dergestalt, dass man einen Gegenstand für ein ganzes Weilchen für einen anderen hält“, meinte Lotan der Heiler. „Damit will ich sagen, dass ich, als wir in der Höhle waren und ich die Edelsteine in die Hand genommen habe, die echten Steine gegen zwei gewöhnliche Kieselsteine ausgetauscht und diese anschließend mit einem Täuschungszauber belegt habe. Das gleiche Spiel haben wir nun wiederholt: Neimo hatte die ganze Zeit über zwei völlig herkömmliche, wertlose Gesteinsbrocken in der Tasche, die ich irgendwo unterwegs aufgelesen und ihm gegeben habe. Diesen ist der gute Gorgon nun hinterher gejagt. Der Nachteil ist nur, dass die Trugbilder sehr rasch verfliegen, wenn man die Objekte aus der Nähe betrachtet und erst recht, wenn man sie in der Hand – oder in der Pranke – hält.“
    „Mit anderen Worten –“, warf Alva ungeduldig ein, „der Drache wird jeden Augenblick bemerken, dass ihr ihn nun schon zum zweiten Mal zum Narren gehalten habt. Wäre es da nicht klüger, wir würden uns so schnell wir möglich davonmachen, oder habt Ihr dafür einen weiteren Zauber – einen, der uns verschwinden oder wenigstens unsichtbar werden lässt zum Beispiel? Das wäre wirklich hilfreich.“
    „Unsichtbar? Angebliche Berichte, dass Zauber so etwas vermögen, sind mir auch schon zu Ohren gekommen. Aber lasst Euch von einem alten Knaben, der in dieser Hinsicht schon allerhand ausprobiert hat, versichern, dass solcherlei Gerüchte jeglicher Grundlage entbehren! Solche Missverständnisse sind für einen seriösen Zauberer überhaupt höchst ärgerlich und gründen darauf, dass ...“, setzte der ältere Mensch mit dem weißen Bart zu einer hitzigen, ausschweifenden Erwiderung an, bis er von Faramon unterbrochen wurde.
    „Verzeiht, Herr Lotan, aber ich denke, wir sollten nun wirklich gehen. Selbst wenn der Drache nicht jeden Augenblick wiederkehrt, ist unser Weg aus dem Gebirge nach draußen doch noch sehr weit“, sagte der Elb. Das klang einleuchtend.
    So sehr in Rage habe ich den alten Zauberer ja noch selten erlebt
, dachte Sigurd.
Bei jedem Ungemach ist er bislang die Ruhe selbst geblieben, doch kaum fühlt er sich in seiner Ehre als Zauberer gekränkt, da vergisst er alles um sich herum. Vielleicht sind Zauberer ja doch nurMenschen.
    Endlich kamen die Gefährten überein, ihre Diskussion zu einem späteren Zeitpunkt fortzuführen, und sie liefen über die Brücke, bis sie das jenseitige Ende beinahe erreicht hatten. Schon glaubten sie, dass Lotans List doch besser gewirkt hatte, als sie befürchtet hatten, und dass sie sich schon so gut wie in Sicherheit befanden. Dann aber wurden sie doch noch aus allen Hoffnungen

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