Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)
schlängelten sich die meiste Zeit über durch Feuchtgebiete hindurch, die aufgrund des ständigen Nebels, der überall lauerte, nicht ungefährlich waren. Löcher, die sich plötzlich auftaten, Bäche, schlammigen Pfützen, Findlinge und umgestürzte Baumriesen bildeten Stolperfallen, die sie ein ums andere Mal umgehen mussten. Auch vor wilden Tieren hieß es hier sehr wohl, auf der Hut zu sein, denn vor allem nachts wurden sie hin und wieder durch ein Brüllen, ein Fauchen oder andere Geräusche, die nichts Gutes erahnen ließen, aufgeschreckt. Die östliche Wildnis war eben nicht der Stadtpark von Taliska.
„Das hier ist der Beginn von
Minoshad Nalën
oder auch einfach von
Nalënor
“, sagte Hamafin irgendwann. Die anderen sahen sich um, doch fiel ihnen vorerst nichts Besonderes auf. Westlich von ihnen führte eine natürliche Stufe in eine Ebene hinunter, auf der sich ein Meer aus Gestrüpp vor dem Hintergrund des nicht mehr fernen Wächtergebirges abzeichnete. Auf allen anderen Seiten waren sie von Hügeln und verstreut stehenden, zernarbten Bäumen umgeben. Darüber hinaus war es, trotzdem es noch nicht einmal Mittag war, finster und trist. Nicht gerade einladend. „Wir sollten ein wenig rasten, danach werde ich Euch ins Land der Mucklins führen, das nicht mehr weit entfernt ist.“
Die Gefährten begaben sich in verschiedene Richtungen und an unterschiedliche Plätze, um für eine Weile zu verschnaufen oder sich weiter umzusehen. Es dauerte nicht allzu lange, da wurden sie durch ein lautes Rufen Pandialos alarmiert. „Leute, kommt mal schnell her, das müsst Ihr Euch ansehen! Nicht zu fassen!“, rief der Graf von irgendwoher, denn er hatte sich zwischen zwei Hügeln aus der Sichtweite der anderen entfernt.
„Was ist los?“, fragte Faramon, der den Grafen aufgrund seiner Flinkheit als erster erreichte. Sowohl der Elb als auch Sigurd, Lemdred, Cord und Alva, die bald danach an der Stelle eintrafen, hatten ihre Schwerter gezogen, Jedoch sahen sie bald, dass sie zu voreilig gewesen waren. Was musste dieser Wichtigtuer sich auch aufführen und herumkreischen wie ein Schulmädchen, dem eine dicke Spinne aus dem Brotbeutel krabbelte?
Immerhin verharrten sie allesamt vor Erstaunen, als sie die Lichtung, die sie gerade betreten hatten, mit eigenen Augen erblickten: etwa drei Dutzend quaderförmige Steinbrocken waren an diesem Ort zu einer kreisrunden Formation angeordnet und bildeten, je nach ihrer jeweiligen Position, hohe Säulen, Dreiecke oder Toröffnungen. Die Steinriesen waren von Nebel umwabert und wirkten so beeindruckend und gespenstisch wie Unholde oder Grabwächter, die dem Reich der Toten entstiegen waren und an dieser Stätte ihre unseligen Riten zelebrierten. In Wahrheit wusste niemand, zu welchem Zweck die ersten Nalën diese Pfeiler errichtet hatten oder ob diese noch weit früheren Ursprungs waren und die Nalën seinerzeit vor dem selben Rätsel gestanden hatten. Mit schlammiger Erde und Blättern bedeckt, wirkte der Platz auf jeden Fall wie ein Grab, das zu pflegen man aufgehört hatte.
„Ahhh!“, seufzte Pandialo, breitete die Arme weit aus und nahm einen tiefen Atem. „Hier duftet es nur so nach verwegenen Abenteuern und uralten Geheimnissen! Himmlisch geradezu, und genau das Richtige für einen wie mich!“
Irrte sich Sigurd oder roch es hier gerade nach etwas ganz anderem? Wenn er nicht genau wüsste, dass sich hier wohl kaum eine öffentliche Latrine befand ...
In diesem Augenblick kam eine kleine graue Gestalt mit einem hohen, spitzen Hut hinter dem Baum hervor, der dem Grafen am nächsten war. Lotan der Heiler drehte sich andauernd um und wedelte mit einer Rolle Pergament hinter sich her, wie wenn er etwas vertreiben wollte, das hinter ihm herkam. „Widerliche Mücken!“, meinte er. „Da muss man als alter Mann einmalaustreten, und schon schwirrt einem ein ganzer Schwarm dieser Viecher um den nackten Hintern herum, so als ob ich ihn mit Honig eingerieben hätte! Wirklich widerlich!“
„Hier duftet es nach Abenteuern, wie?“, meinte Sigurd. „Was verarbeitest du in Griont eigentlich in den Duftwässern, die du verkaufst, Pandialo? Pferdemist und Katzenjauche?“
Ganz schnell wurde es leer um den Grafen. Dann nahm er sich eines seiner rosafarbenen Taschentücher hervor, die mit seinen Initialen bestickt waren und hielt es sich vor die Nase. Um seiner Angewidertheit Ausdruck zu verleihen (auch wenn keiner mehr da war, um davon Notiz zu nehmen), rümpfte er seine Nase
Weitere Kostenlose Bücher