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Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 1: Die Drei Steine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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ging. Er betrat die Ebene, in der sich der Eingang zu dem großen Thronsaal befand, und erstarrte. In etwa auf mittlerer Höhe des düsteren, mit einem roten Samtteppich ausgelegten Ganges lagen die ausgestreckten Leiber zweier Wachen. Dahinter stand das Doppelportal weit geöffnet und gähnte in der Dunkelheit.
    Spätestens nun konnte Arnhelm sich gewiss sein, dass in dieser Nacht etwas ebenso Ungewöhnliches wie Grauenvolles am Werk war. Unwillkürlich zückte er sein Schwert, in dem sich aufgrund der Kerzen, die in einigen Wandnischen auf hohen Ständern thronten, ein kaltes Licht widerspiegelte. Dann näherte er sich den Leichnamen, um sie näher zu begutachten.
    Er kannte beide Männer natürlich sehr wohl, denn es handelte sich um Soldaten, die schon seit längerer Zeit im Wolkenturm zum Schutz seiner Familie ihren Dienst versahen. Ihre Gewänder waren völlig zerrissen, ihre Gesichter waren dunkelrot angelaufen, und ihre Zungen, die weit aus den Mündern hingen, waren so schwarz wie Kohlestücke. Der Kopf des einen hing schief, da seine Wirbelsäule offensichtlich gebrochen war, während der Hals des anderen völlig zerquetscht war, wie wenn man ihn stranguliert hätte. Rätselhaft war jedoch, dass es keinem derbeiden gelungen war, ihre Schwerter und Dolche auch nur zu ziehen, denn diese steckten noch immer unbenutzt an ihren Gürteln. Der Verdacht lag nahe, dass den beiden Wachen ein solch furchtbarer Schrecken in die Glieder gefahren war, dass sie wie gelähmt und zu keiner Gegenwehr mehr fähig gewesen waren.
    Arnhelm, der Sohn Imalras und Tarabunts, nahm tief Atem, als er in den Thronsaal ging. Jemand musste den Raum betreten haben, wie die sperrangelweit aufstehenden Türflügel vermuten ließen, und zwar nachdem er auf die Wachen getroffen war und diese getötet hatte, denn sonst hätten sie ihm wohl kaum freiwillig Durchlass gewährt. Also war die Wahrscheinlichkeit nicht eben gering, dass sich der Eindringling noch immer dort aufhielt.
    Der Herrscher Lemurias besah sich den ausgedehnten Saal, in dem er an manchen Tagen den Großteil seiner Zeit verbrachte und der ihm doch niemals so vertraut geworden war wie etwa seinem Vorgänger Kheron. Die wenigen Kerzen, die üblicherweise die ganze Nacht über brannten, und das helle Mondlicht, das durch die Scheiben der hohen Fenster hereinfiel, ließen ihn einigermaßen gut sehen, doch eröffnete sich ihm vorerst dennoch nicht Auffälliges. Es herrschte die gleiche Ordnung, die er an diesem Ort kannte, weder waren Teile des Mobiliars verrückt, noch fehlte irgendein kostbarer Gegenstand, der einen Einbruch lohnen würde und den man hätte transportieren können. Was im Allgemeinen dagegen sprach, dass eine Person in diebischer Absicht hier gewesen war. Darüber hinaus gab es in der Halle auch nicht wirklich viele Versteckmöglichkeiten, wenn man davon absah, dass man sich hinter den vielen Sitzen und Stühlen, den Kommoden und Wandteppichen notdürftig verbergen konnte.
    Arnhelm schritt den gesamten Raum ab, angefangen ganz links bei dem lavendelfarbenen Wandbehang hinter dem Thron und den benachbarten hohen Sitzen bis ganz in den entgegen gesetzten Teil des Saales, wo sich eine Tafel nebst Bestuhlung, eine breite Anrichte und einige hohe Vasen befanden.
    „Seid Ihr wohlauf, Herr? Meine Kameraden sind beide tot – bei Aldu, so etwas Schreckliches habe ich noch nie in meinem Leben gesehen! Was ist hier nur im Gange?“
    Der König wandte sich erschrocken dem Soldaten zu, der plötzlich, am ganzen Leib zitternd, im Türrahmen erschien. Konnte er für das Massaker verantwortlich sein? Unwahrscheinlich, da er auch diesen Mann schon seit Jahr und Tag kannte und er nicht gerade als sonderlich ehrgeizig und draufgängerisch bekannt war. Andererseits hätten die anderen Wächter ihm zweifellos Vertrauen entgegen gebracht, was eine Erklärung dafür wäre, dass sie nicht dazu kamen, sich zu verteidigen.
    „Mir geht es gut. Und was hier geschehen ist, ist mir ebenso unbegreiflich wie dir. Wo warst du eigentlich während der Tat? Warst du nicht ebenfalls zur Wache eingeteilt?“
    „Ja, Herr, aber ich befand mich gerade auf meiner Runde durch den Turm und war mehrere Stockwerke tiefer, als ich das Schreien vernahm. Ich stürmte nach oben, so schnell ich nur konnte, worauf ich draußen die Leichen und nun Euch vorfand. Das müsst Ihr mir glauben!“
    „Ja, ja, ich glaube dir, Soldat. Ich frage mich nur, wohin der Täter entflohen ist, wenn weder du noch ich ihn

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