Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
Vom Netzwerk:
der Wahrheit oder die Wahrheit, wie sie ein Intrigant wie er interpretierte. Und außerdem, wenn sie so darüber nachdachte, sah es ihrer Tochter gar nicht so unähnlich, dass sie sich in irgendwelche sogenannten Abenteuer stürzte, von denen sie bislang nur aus dritter Hand oder aus Büchern erfahren hatte. Sie konnte ziemlich überzeugend sein, wenn sie wollte, und die Dickköpfigkeit lag bei ihnen ohnehin in der Familie. Sie konnte nur hoffen, dass dieser Graf Pandialo sein Geld wert war. „Sorgen sie dafür, dass meine Tochter gesund nach Hause kommt, Akkurin“, sagte sie schließlich und straffte ihren Körper zu größtmöglicher Haltung. „Sie ist alles, was ich habe.“
    „Eine Hand wäscht die andere, Hoheit, und meine Hand reicht sehr weit“, sagte der Schwarze Zauberer. „Bedenkt dies, wenn Ihr das Pergament des Magisters auf Eurem Schreibtisch findet.“
    Tenea sah noch für einige Augenblicke stumm zu den drei wie kalte Leuchtfeuer über wogenden Sümpfen thronenden Gestalten empor. Dann wandte sie sich grußlos um und machte sich auf den langen Marsch durch die Halle und das festungsgleiche Gildehaus bis zu ihrer Kutsche, die sie erwartete. Und bis zu den Soldaten ihrer Eskorte, die wahrscheinlich allesamt schon lange vor ihrem Aufbruch wussten, welche Neuigkeiten der Schwarze Zauberer ihr verkünden würde. Fragte sich nur, ob er ihren treulosen Offizieren gegenüber in Sachen Heeresreform ebenfalls von
Anpassungen, die zur allgemeinen Sicherheit erforderlich sind,
gesprochen oder ob er ihnen im Gegensatz zu ihr reinen Wein eingeschenkt hatte. Was wohl hieß, dass er nichts geringeres wollte, als einen Angriffskrieg anzuzetteln und Arthilien in dessen Glut notfalls zu verzehren.
    Das einzige, wovor dieser mysteriöse Kerl Angst zu haben schien, waren diese Abenteurer, zu denen sich Alva gesellt hatte. Eine Hoffnung, die nicht sehr vielversprechend klang, wie sie selbst zugegeben musste.
    Während die Schritte der Königin dumpf auf den Marmorfliesen pochten und sich immer weiter entfernten, erhob sich Akkurin von seinem Kristallthron. „Wenn Nachrichten aus dem Orkland eintreffen, möchte ich sofort davon unterrichtet werden. Ansonsten verzichtet darauf, mich ohne Not zu stören“, sagte er mit seiner gleichmäßigen und doch Ehrfurcht gebietenden Stimme, ohne seine Nebenleute anzusehen. Dann stieß er sich mit den Füßen ab, sprang ins Leere hinein und schwebte so leicht wie ein Vogel die mehr als ein Dutzend Schritt zum Boden hinab. Kurz darauf landete er so sicher und sanft wie eine Feder auf einem Samtkissen zu Fuß des mächtigen Podestes und schlenderte anschließend zum Hinterausgang des Ratssaales, so als sei diese sprunghafte Art der Fortbewegung die selbstverständlichste Sache auf der Welt sei.
    „Zauberer müsste man sein – das würde einem einige Mühe ersparen“, meinte der dicke Hoss Nukrem schnaufend, während er die vielen Stufen, die vom Grat der Empore in die Tiefe führten, betrachtete. Allein der Anblick ließ ihn schon schwitzen und schwindlig werden.
    „Versuch es besser nicht, mein Lieber, bei deinem Gewicht würdest du ein Loch in den Boden reißen, das das ganze Gebäude verschlingen würde“, erwiderte Gildagar Rattenfänger gehässig. „Und außerdem gehst du voran – ich habe keine Lust, dass du ins Fallen kommst – was ja nicht das erste Mal wäre! – und mich von hinten wie eine Lawine überrollst! Und von deinem Schleim im Nacken, wenn du wieder ’mal deine Hustenanfälle bekommst, habe ich für heute auch genug“, fügte er mit seiner scharfen Zunge hinzu.
    „Und ich hoffe für dich, dass keiner eine Tür aufmacht und ein Luftzug dich dürre Krücke von der Treppe bläst! Wär’ doch zu schade um dich!“, blaffte der Dicke zurück und machte sich daran, seinen rundlichen Fuß auf die erste Stufe zu setzen.
Und dabei hatte ich mir seit meinem Besuch im Wolkenturm doch geschworen, nie wieder eine Treppe zu besteigen, die mehr fünf Stufen zählt!
Man sollte mit seinen Versprechungen eben nie zu voreilig sein ...
    Irgendwann werde ich dir in so einer Situation von hinten einen Stoß geben, und dann bin ich dich ekligen Schleimbeutel endlich los!,
dachte Gildagar zur gleichen Zeit.
Die Frage ist nur,wem dann die zweifelhafte Ehre zufällt, den riesigen Fettfleck wegzuwischen ...
, fügte er in Gedanken sarkastisch hinzu. Dabei knirschte er mit den Zähnen und ging dann seinem Amtskollegen widerwillig hinterher.

Siebzehntes Kapitel: Pandialos große

Weitere Kostenlose Bücher