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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Geschmack recht gut getan, wie Ihr ja alle bemerkt habt. Und der Wunderbaum-Extrakt, den ich Euch gestern Nacht verabreicht habe, hat garantiert dazu geführt, dass keine Langzeitwirkungen auftreten sollten. In den meisten Fällen jedenfalls nicht, ahem“, meinte der Zauberer und zog sich seinen spitzen Hut aus Verlegenheit und Scham tiefer ins Gesicht.
    „Mann, auf jeden Fall hab ich mich nicht mehr so übel gefühlt, seit ich letzten Sommer ’ne halbe Flasche 38er, barriquegereiften Kirschkognak getrunken habe!“, seufzte Fredi und rieb sich wiederholt den Schweiß von der Stirn.
    Ich bring dich um, Fredi!
, dachte Neimo.
Aber vielleicht hab ich Glück und sie merkt es nicht ...
    „Wie war das?“, fuhr Hermeline auf.
    Natürlich hat sie es gemerkt. Hermeline merkt so ’was immer.
    „Ich erinnere mich noch gut, dass Tante Petronella letztes Jahr eine ziemlich teure Flasche des besten Kognak vermisst hat, der im Mucklinland in diesem Jahrhundert gekeltert wurde. Kirschkognak, 38er, barriquegereift. Ist einfach so aus ihrem Weinkeller verschwunden, ohne dass sich jemand dazu bekannt hätte. Immerhin war der Dieb dann so mutig, die Flasche ein paar Tage später vor Tantchens Haustür an eine Schnur zu hängen – ratzekahl leer allerdings, bis auf den letzten Tropfen. Dir fällt nicht zufällig etwas dazu ein, mein lieber Frederikus?“, flötete sie und sah ihren Bruder so eindringlich an, dass wohl jeder, dem dieser Blick galt, jedwede erdenkliche Schandtat gestanden hätte.
    „Nun, äh, offenbar hast du da ’was missverstanden“, stotterte der rothaarige Mucklin, räusperte und verhaspelte sich, als er den Faden wieder aufzunehmen versuchte. „Ich ... also, daswar natürlich ganz anders ...“ Schließlich fiel ihm nichts anderes ein, als hilfesuchend zu seinem Freund hinzublicken.
    „Ich bin es gewesen“, sagte Neimo schließlich. Leugnen war zwecklos, nachdem Fredi wieder einmal Mist gebaut hatte. „Das heißt, es war meine Idee. Genommen und leer getrunken haben wir die Flasche allerdings beide zusammen. Wir dachten, besser genießen wir den guten Tropfen, als dass er irgendwann schlecht wird und niemand mehr etwas davon hat. Großväterchen Grünwutz hätte das sicherlich so gewollt.“
Netter Versuch. Aber wohl kaum gut genug
, dachte er bei sich.
    „Was bildet Ihr Kerle Euch eigentlich ein? Dieser Kognak war Großväterchens ganzer Stolz und Tante Petronellas Erinnerung an ihn! Und wisst Ihr, was die Flasche wert war? So viel Geld habt Ihr faulen Nichtsnutze Euren Lebtag noch nicht verdient! Aber das interessiert Euch Rabauken natürlich nicht! Wenn es Neimoklas, dem verwegenen Abenteurer, in den Kram passt, dann nimmt er sich einfach, was ihm gefällt! Ist ja schließlich eine spannende Sache, eine alte Frau zu bestehlen! Und mein sauberer Herr Bruder – der dackelt seinem Freund natürlich immerzu hinterher! Und wahrscheinlich habt Ihr noch am selben Tag an Tantchens Tisch Kuchen gefuttert und dabei ganz und gar den Ahnungslosen gemimt! Einen Orden sollte man Euch verleihen für Eure schauspielerische Glanzleistung, und ein paar Jährchen im dunklen Kerker von Bühlsend obendrein!“ Hermelines Aufbrausen gemahnte an das Ausbrechen eines besonders wütenden und mächtigen Vulkans. Etwas anderes konnte man wohl kaum damit vergleichen.
    Das mit der alten Frau bestehlen tat weh
, dachte Neimo. Und irgendwie war er nun sauer auf den alten Lotan, da er das Gefühl hatte, dass der verschrobene Kerl mit seinen giftigen Pilzen und seinen Wunderbaum-Sporen an diesem Schlamassel nicht schuldlos war.
    „Aber es gibt doch gar keinen dunklen Kerker im Bühlsend“, sagte Fredi kleinlaut. „Es gibt überhaupt kein Gefängnis im Mucklinland.“
    „Ach ja?“, meinte Hermeline und schwang ihren Blick wie eine Sense in Richtung ihres Bruders. „Dann werden wir eben eins bauen für Euch beide! Und da fällt mir ein, dass ich ja noch die Geschichte mit dem Honig und den Ameisen zu Ende erzählen wollte!“
    „Hermeline“, presste Neimo leise und flehentlich hervor. „Bitte ...“
    „Warum sollen unsere menschlichen und elbischen Freunde denn bitte nicht erfahren, was Tante Petronella zur Strafe mit dir gemacht hat? Das war vielleicht lustig! Also, Ihr erinnert Euch bestimmt daran, dass Neimo ihren Nachtopf mit Honig bestrichen und in einen Ameisenhügel getaucht hatte. Nun, es brauchte ein bisschen, bis sie herauskriegte, wer dafür verantwortlich war. Aber dann, nachdem sie den guten Neimo überführt

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