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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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als
Zerk-Gur
bezeichneten) war hinlänglich bekannt. „Siehst du da hinten, wie sich diese blasierten Penner vor dem Kraal aufführen? Je größer und mächtiger unsere Horde wird, desto mehr Schamanen gedeihen auch in unserer Mitte, und ich müsste mich schon sehr wundern, wenn diese feigen Schurken nicht bereits ihre Machtergreifung für die Zeit nach mir planen!“
    Rechts ihres Laufweges stand, etwas zurückgesetzt, ein ausladendes, unheimliches Sandsteingemäuer mit einem rechteckigen Haupthaus, einem runden, ummauerten Innenhof und einem windschiefen, turmähnlichen Anbau. Dieses war das
Kraal
, der Hort der Zerk-Gur, die bei den Vanarrwargs und den von ihnen unterworfenen Stämmen in der Tat sehr zahlreich geworden waren. Waren sie früher eng in das tägliche Leben der Stammesangehörigen eingebunden, so schotteten sie sich heutzutage mehr und mehr ab wie zu einer eigenen Kaste, schmiedeten und erprobten ihre Banne und zelebrierten lächerlich anmutende Riten und Gesänge, deren wahrer Sinn sich keinem Außenstehenden erschloss. Strom hatte die Schamanen bislang noch wenig gebraucht, und er hoffte nur, dass sich diese Zauberheinis dann, wenn er ihre Kräfte einmal brauchen sollte, wenigstens
ein Mal
als nützlich erweisen würden. Am liebsten würde er ihnen allerdings gleich den Garaus machen, doch war ihr Ansehen unter seinen Leuten leider so groß geworden, dass nicht einmal er dies so einfach wagen konnte.
    Vielleicht sollte er ein kleines Massaker arrangieren und es dann Rugash in die Schuhe schieben? Dem würde man schließlich alles zutrauen. Andererseits müsste er dann seinen besten Gefolgsmann opfern, was sicher auch keine gute Idee war.
    „Weißt du, Rugash, welche Vorstellung mich am meisten erschreckt?“
    „Erschreckt? Was sollte dich erschrecken, Häuptling?“ Der Befehlsgeber klang ehrlich überrascht.
    „Eine Sache gibt es da, nämlich
Frieden
.“ Strom spuckte aus, wie wenn er etwas Unbekömmliches in den Mund genommen hätte. „Stell dir vor, dass es keine Feinde mehr gibt, die wir noch bekämpfen könnten. Schlimmer Gedanke! Was also sollten wir Vanarrwargs mit der alleinigen Herrschaft über den Kontinent anfangen? Krieg ist die See, in der wir Orks schwimmen und die Luft, die unsere Lungen atmen. Darum wird es kein Rasten geben, solange noch ein Rest Blut in meinen Venen pumpt, und gleichzeitig hoffe ich, dass es uns an Feinden niemals mangeln wird!
    Dennoch – wir sollten uns anhören, was diese albernen Gesandten aus Nordamar zu sagenhaben. Verbündete, die man in der Hinterhand hält, können sich dann und wann als wichtiger Trumpf erweisen. Aber zuerst sehen wir uns jetzt diese sogenannten Unterhändler der Turuk-Hai an. Auf die Nummer bin ich gespannt!“
    Auf dem Weg zum großen Haupthaus Umbar-Duraks passierten die beiden Orks eine abgelegene steinerne Anhöhe, die die Siedlung an dieser Stelle im Westen begrenzte. Selbst Strom Gorkrai und Rugash, diese beiden hartgesottenen Gesellen, denen man nun nicht gerade Schreckhaftigkeit nachsagen konnte, waren froh darüber, sich in sicherem Abstand zu diesem Felsen zu befinden, wie einige versteckte, bange Blicke dorthin verrieten.
    Derjenige, der soviel Mut besaß, jenen Felsen aus der Nähe zu betrachten, der konnte erkennen, dass er eine Öffnung besaß. Diese war kein gewöhnlicher Spalt, der nur ein paar Schritt weit klaffte, sondern ein wahrhaftiges Tor, ein steinerner Rundbogen mit zehn gemeißelten Hörnern obenauf, die wie Reißzähne in die Höhe ragten. Jenes Portal war alt, so alt, dass seine Herkunft wahrscheinlich in den Anfängen der Zeit lag, die zählte, seitdem der Eine den südlichen Kontinent aus den Meeren gehoben hatte. Und alles, was die heutigen Orks über das Ungemach, das dahinter lauerte, wussten, hatten sie aus den mündlichen Weitergaben ihrer längst vergessenen Ahnen.
    Die Überlieferung wollte, dass die Nuk-Ruya die Erbfeinde der Istari waren und sich mit ihnen ganze Zeitalter lang bekriegt hatten. Während die Istari sich edle Paläste über der damals noch fruchtbaren hiesigen Erde erbauten, hausten die Nuk-Ruya in den Eingeweiden des Kontinents, in den Venen der Erde, überall dort, wo diese einem löchrigen Schwamm glich und unterirdische Labyrinthe ihnen ein Reich aus Tunneln, Gewölben und Wasserläufen feilboten. So watete dieses furchtbare Volk im ewigen Dunkel durch leere Stollen und Wasser, das bisweilen so warm wie Blut war, und kroch hin und wieder durch gähnende Höhlenausgänge an

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