Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)
Wegstrecke vor sich haben würden.
„Ich kann Euch daher anbieten“, meinte Kargash kurz vor dem Aufbruch, „dass wir diesen Tag noch gemeinsam marschieren werden. Gegen Abend werden wir uns dann nach Westen wenden, während Ihr nach Süden müsst. Da ich allerdings nicht verantworten kann, dass IhrEuch danach noch verirrt und die Vanarrwargs doch noch in den Besitz dessen kommen, was Ihr verwahrt, habe ich entschieden, dass Ihr den weiteren Weg zu den Talúregs nicht allein bestreiten sollt. Piruk soll Euch nämlich begleiten, er ist ein ausgezeichneter Führer und versteht sich für einen Ork ganz gut auf Gespräche und Unterhandlungen oder – wie Ihr Menschen sagt – auf
Diplomatie
.“
„Pah – Piruk sollte sich schämen dafür! Die einzige Diplomie – oder wie das heißt –, die wir hier brauchen, ist das Gehör, das man sich mit Schwert und Axt verschafft!“, sagte Glaukor und schüttelte seinen großen Kopf.
Der Tag schwang sich dahin, während die Sonne wie ein feuriger, weißer Diamant am wolkenlosen Himmel brannte und die Luft erhitzte. Bis auf die Geräusche, die der marschierende Tross selbst verursachte, war Orgard so still wie ein Teich im Hochgebirge und so traurig und trist wie ein Grabstein am Wegesrand. Tatsächlich schienen sie auf hundert Meilen das einzig Lebendige zu sein, das einzig Lebendige in einem toten Land.
Sie wanderten geradewegs nach Süden, unmittelbar an der westlichen Flanke des zerklüfteten Gebirges entlang, jenseits dessen sich im Osten die Kroak-Tanuk, die berüchtigte Geisterwüste, befand. Allerdings war die Landschaft, die sie gerade passierten, nicht gerade viel besser, was Abwechslung und Fruchtbarkeit anging. Der einzige nennenswerte Unterschied schien darin zu bestehen, dass sich östlich des Gebirges von Sand geflutete Ebenen erstreckten, während es hier mehr vor totem Gestein wimmelte.
Wenn die Menschen, die Mucklins und Faramon der Elb ihre Blicke versonnen nach Westen schweifen ließen, so fanden ihre Augen kaum mehr als einige in der Hitze flirrende Bäume, die den geraden Strich des Horizonts durchstießen und die so verkrüppelt waren, dass sie mehr wie große, dornige Krallenhände wirkten. Zwei Mal erkannten sie leichte Erhebungen, in denen dunkle Löcher klafften, und Piruk erklärte ihnen, dass es sich hierbei um Salzminen handelte, in denen auch Quarzporphyr und ähnliche Bodenschätze vorkamen. „Zwerge hätten vielleicht ihre helle Freude an diesen Orten, wir Orks sind jedoch nicht wirklich für solch gleichförmige Arbeiten geschaffen“, meinte der Takskall.
„Es heißt, dass die Wüste denen, die sie lesen können, durchaus viele Orientierungspunkte bietet“, sinnierte Faramon bei anderer Gelegenheit. „Hier ein zerklüfteter Stein, dort einige feine Einschnitte, an einer Stelle ein vertrockneter Baum und andernorts sanft geschwungene Höhen, die in ein unverwechselbares Licht getunkt werden. Ich muss jedoch zugegeben, dass selbst ein Nolori wie ich in einer Umgebung wie dieser nicht viele solcher Marken erkennen kann.“
„Dann solltest du dich für einen Elben aber echt ’was schämen“, meinte Sigurd, der ansonsten ebenso wie die anderen ziemlich einsilbig war.
Im Osten sah es nicht wesentlich vielversprechender aus als in dem offenen Gelände, das sich westlich ihrer Wegstrecke ausbreitete, auch wenn man vor lauter schroffen Granitgipfeln und kaum überwindlichen Höhenzügen dort ansonsten wenig erkennen konnte. Die Flanken der Berge waren grau und ob der unerbittlichen Sonne mit Rosttönen versetzt, und die wenigen Pflanzen, die sich sterbend an ihnen festklammerten, waren nichts als verdorrte Schattenrisse.
Dann kam der Zeitpunkt der Trennung. Kargash erklärte, dass er und seine Krieger sich nunmehr nach Westen halten mussten. Zum einen sei es ohnehin an der Zeit, zu ihren Verwandten und zum Rest ihres Stammes zurückzukehren, und zum anderen würden die Gefährten bald gezwungen sein, den Norden Dantar-Mars und damit auch den Hoheitsbereich der Takskalls zu verlassen. Immerhin aber stand er zu seinem Versprechen, seinen einstweiligen Gästen mit Piruk einen seiner besten Gefolgsleute mitzugeben, wozu dieser offenbar auch gerne bereit war.
„Ich wünsche Euch, dass Gord Euch und Eurer Sache hold ist“, sagte der riesenhafte Häuptling zum Abschied. „Und ich hoffe, dass Euer Zauberer sich von seiner Krankheit erholt, auchwenn er derzeit ehrlich gesagt nicht viel hermacht und mehr tot als lebendig wirkt. Zu schade –
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