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Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition)

Titel: Der Krieg der Zauberer, Band 2: Das Orkland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Einfluss reichten und welch bedeutende Völker und Reiche sich unter ihren Handelspartnern befanden.
    Während ihre Eskorte zurückblieb, klopfte Tenea an die Tür und wartete. Natürlich wurde ihr nicht sogleich geöffnet, natürlich ließen ihre Gastgeber keine Gelegenheit aus, ihre königliche Hoheit (wie oft hatte sie schon daran gedacht, diesen Titel und seine verdammten Pflichten die nächste Latrine runterzuspülen?) zu demütigen und ihr – mal mit feinen Nadelstichen, mal mehr oder weniger brüsk – zu verstehen zu geben,
wer
in Awidon über das Geld gebot. Über soviel Geld, dass dieses der Gilde erlaubt hatte, längst nicht nur den halben Senat (eher waren es wohl zwei Drittel dieser alten Saftsäcke), sondern auch das Gros ihrer ranghöchsten Offiziere und sogar ihrer persönlichen Diener zu kaufen.
    Vielleicht sollte ich mich einfach auf den Hacken umdrehen und nach Hause fahren? Sie haben gerufen, ich bin gekommen und anschließend wieder gegangen, als mir keiner öffnete. So einfach ist das!
Doch so einfach war das eben nicht, wie sie sehr gut wusste. Gildagar und Nukrem, diese beiden Widerlinge, konnten ihr das Leben andernfalls ganz schön schwer machen, wie sie schon mehr als einmal erfahren hatte.
    Endlich schwang die Pforte auf, und zwar so geräuschlos, dass man sie erst kürzlich geölt haben musste. „Die Vertreter des Rates erwarten Euch, Eure Hoheit“, verkündete einer der beiden schwarz gekleideten, muskulös aussehenden Wächter, die in dem Einlass erschienen, ziemlich wichtigtuerisch. „Folgt uns bitte in den Großen Ratssaal.“
    „Was ist mit dem Magister? Wird Amfred auch anwesend sein?“
    „Wir sind nicht befugt, Auskünfte irgendwelcher Art zu erteilen. Doch ich bin mir sicher, dass Eure Neugierde in Kürze befriedigt werden wird“, erwiderte der Mann in einem mechanischen Tonfall, ohne Tenea dabei anzusehen. Dann stapften die beiden Wachen mit großen Schritten voran, sodass die Königin sich sputen musste, um ihnen auf den Fersen zu bleiben.
    Sie durchquerten einige unglaublich hohe Säle und Korridore, die mit lackierten Holzornamenten, Marmorfassaden und anderem Pomp und Gepränge protzten, ansonsten jedoch ausgesprochen leer und kühl gehalten waren und über so hoch angebrachte Fenster verfügten, dass kaum Licht hereinfiel. Mit jedem Schritt, den Tenea unternahm, verstärkte sich der Eindruck, dass ihr in diesen trostlosen, dunklen Räumen irgendetwas die Luft abschnürte und wie mit einer schweren Last gegen die Brust drückte. Waren es merkwürdige, fremdartige Duftstoffe, die über Räucherschalen zerstoben und einem Menschen den eigenen Atem schwer und unbekömmlich schmecken ließen? Tatsächlich schien die Luft geschwängert zu sein mit finsteren Absichten, die so leibhaftig wirkten wie die Schemen ruchloser Taten, die bereits als Gedanken geboren, aber vorerst noch nicht geschehen waren.
    Die Stiefelsohlen der nahezu im Gleichschritt marschierenden Wächter riefen auf dem rauchgrauen, marmornen Fußboden ein klackendes Echo hervor, während diese einen weiteren Korridor durchmaßen, der über kein einziges Fenster verfügte. Es roch nach dem Öl von Laternen, die in unerreichbarer Höhe glommen und gespenstisch flackernde Lichter auf die Wände warfen, deren Kacheln in blauen, grauen und cremefarbenen Farben gehalten waren. Mit ihrer Anordnung zeichneten sie das obligatorische Wagenrad der Händlergilde nach, das ehedem das Zeichen Engat Lums gewesen war.
    Schließlich ließen die beiden gerüsteten Männer die großen Flügel einer ziemlich edel aussehenden, mit Walnuss getäfelten Pforte aufschwingen. Danach stellten sie sich – so als ob sie gerade zu Stein erstarrt wären – neben die Pfosten und beschränkten sich darauf, die Besucherin mit stumpfen Blicken zu bedenken.
    Das soll wohl soviel heißen wie „Schaff dich endlich da rein, man lässt solch hohe Herren nicht warten!“
, dachte die rechtmäßige Herrscherin über Awidon. Was natürlich voraussetzte, dass sie trotz ihrer für eine Frau viel zu schweren Krone eben keine solch hochgestellte Persönlichkeit war. Aber damit hatte sie sich ja schon vorher längst abgefunden.
    Tenea nahm noch einmal einen tiefen Atemzug, der ihr wenigstens ein gewisses Maß an Mut einhauchen sollte, dann straffte sie ihre Haltung zu größtmöglicher Würde und begab sich in den angrenzenden Raum hinein.
Die Höhle des Löwen – der tiefste Abgrund von Utgorth kann meiner Meinung nach kein schlimmerer Ort sein
,

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