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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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noch so geringe Geräusch höre, als würde es hundertfach verstärkt.« Der Wächter wandte sich nicht zu ihm um. »Es ist schön, dass du deinen Auftrag so ernst nimmst, dennoch ist es mehr als unhöflich, mir den Rücken zu zeigen.« Er umrundete ihn und fuhr mit einem derben Fluch zurück, die Axt in die Höhe reißend.
Der Wächter stand nicht aus eigener Kraft. Jemand hatte ihm einen dicken Ast unter dem Ketten hemd hindurch in die Brust gerammt und ihn aufgespießt wie ein Huhn. Das blutgetränkte Holz gab dem Leichnam den notwendigen Halt und verhinderte, dass er zu Boden fiel und somit Aufmerksamkeit erregte. Die toten Augen starrten auf die Erde, das Gesicht war eine Grimasse des Schreckens; der Zwerg musste vor seinem Tod Grauenvolles gesehen und erlitten haben. Da es nicht nach Orks stank, blieb nur eine Möglichkeit:
    Albae! Bundror packte den Schild und trommelte mit aller Kraft dagegen, um die übrigen Schläfer zu wecken und zu den Waffen zu rufen. Doch sie blieben liegen und scherten sich nicht um die dröhnenden Töne. Selbst die Elben rührten sich nicht. »Aufgewacht, ihr …« Das Entsetzen schnürte seine Kehle zu, da ihn eine schreckliche Ahnung befiel. Er rannte zu dem nächstbesten Zwerg und rüttelte an dessen Schulter, drehte ihn von der Seite auf den Rücken und schrie auf. Der Körper bewegte sich zwar, doch der Schädel des Unglücklichen verharrte sauber abgetrennt auf der Erde; sogar der Bart war mit abgeschnitten worden. Bundror bemerkte die riesige Lache Blut, die im Monden licht schwarz wie Pech wirkte.
»Gib dir keine Mühe, Unterirdischer«, hörte er eine wispernde Stimme an seinem linken Ohr. »Du wirst keinen von deinen Freunden auf die Beine bringen. Es sei denn, du kannst Tote zum Leben erwecken.«
Der Zwerg kreiselte herum und schlug aus der Drehung zu; die Schneide traf klingend auf Widerstand. Er sah, dass seine Axt von einem Kampfstab aus schwarzem Metall pariert worden war. Dessen unteres Ende zuckte unglaublich schnell in die Höhe und hieb gegen den Nasenschutz seines Helms. Hart presste sich das Eisen gegen sein Fleisch, übertrug die Kraft auf den Knochen und brach ihn mit leisem Knacken. Bundror taumelte nach hinten, die Tränen schossen ihm in die Augen, und warme Flüssigkeit rann ihm über den Mund. Benommen stürzte er rücklings über die Leiche des Zwerges und fiel, ohne seine Axt loszulassen. »Versuch es noch einmal, Alb!«, schrie er wütend und stemmte er sich wieder auf die Beine, suchte festen Stand und hielt Ausschau nach demjenigen, der den Stab führte. »Ich schlage dich in zwei Hälften.«
Es tat sich nichts. Der Alb verschmolz mit der Dunkel heit, nicht einmal das Mondenlicht wollte ihn verraten oder besaß die Macht dazu.
Dem Zwerg wurde bald klar, dass ihm der verhasste Alb wegen seiner finsteren Künste überlegen war. Mit Trotz und Hass auf den, der seine Freunde und Gefährten getötet hatte, stellte er sich seiner aufkeimenden Furcht. Das dumpfe Surren, mit dem der nächste Schlag sein Kommen ankündigte, ließ ihn rechtzeitig den Kopf ein ziehen. Die Waffe pfiff knapp über ihn hinweg, aber ehe er sich umdrehen konnte, zog sie ihm in einer zweiten Bewe gung die Beine weg. Etwas biss ihm in den rechten Unter arm; heiß fuhr der Schmerz hindurch und zwang ihn, die Hand zu öffnen. Die schwere Axt, die letzte Möglichkeit, sich gegen das feindliche Wesen zu verteidigen, entglitt ihm.
Unvermittelt sah er eine schmale Stiefelsohle vor seinen Augen, sie senkte sich auf seine Kehle und drückte ihm die Luft ab. »Dachtest du wirklich, du könntest gegen mich bestehen, Unterirdischer?«
Er schaute an der Spitze vorbei und erkannte eine hoch gewachsene Gestalt in dunkler Rüstung. Der obere Teil des Gesichts wurde durch eine Kampfmaske aus Tionium verdeckt, schwarzer Stoff ließ Nase, Mund und Kinn dahinter schemenhaft erkennen. Der Rest des Kopfes lag unter einer Kapuze, die zu einem dunkelgrauen Cape gehörte. »Warum nicht?«, presste er hervor. »Wenn du nicht feige wärst und dich im Dunklen verstecktest, lägest du gespalten auf der Erde.«
»Ein frommer Wunsch«, kam es belustigt hinter dem sei denartigen Tuch hervor, welches der Atem in wellenhafte Bewegungen versetzte. »Oder dein letzter Wunsch, Bundror?«
»Ja«, krächzte er.
Der Stiefel hob sich. »Dann soll es so sein.«
Bundror erhob sich ein weiteres Mal, packte die Axt und betrachtete kurz den tiefen Schnitt in seinem Unterarm, aus dem sein Blut in Strömen quoll. Er biss die Zähne

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