Der Krieger und der Prinz
Bier ist in Ordnung.«
»Dann werde ich ein Bier nehmen«, sagte das Mädchen. Sie klang erheitert.
»Brot und Wasser werden mir genügen«, meinte der Verbrannte Ritter.
»Was, ist in Salz eingelegtes Rattenfleisch nicht gut genug für Euch?«
Der Verbrannte Ritter drehte den Kopf leicht zu Albric hin. Unter der Kapuze konnte Albric nichts vom Gesicht des anderen Mannes erkennen; nur die bleichen Muschelschalen in seinem Haar stachen hervor. Sie klimperten seltsam melodisch, als der Ritter den Kopf schüttelte. »Die Angehörigen meines Ordens vergiften ihre Körper nicht mit dem Fleisch von toten Lebewesen, noch trüben sie ihren Geist mit Wein.«
Albric lachte leise, ein schnarrendes Geräusch ohne echte Wärme. »Komisch. Sie wollte auch kein Fleisch anrühren. Behauptet, dadurch würde der Schmerz des Tieres minderwertig. Vermutlich wäre es richtig, das Tier leiden und den Kadaver dann zum Verwesen liegen zu lassen. Ich hole das Brot.«
Er sah, wie sie die Köpfe zusammensteckten und hinter seinem Rücken zu tuscheln begannen. Als er mit zwei Bechern Bier, einem Holzbecher Wasser und einem Teller mit grobem, schwarzem Brot zurückkehrte, hörten sie damit auf und rückten voneinander weg. Albric tat so, als habe er nichts bemerkt.
»Also«, sagte er, während er Platz nahm, »können wir reden?«
»Wir können. Ich entschuldige mich dafür, dass ich mich vorhin nicht richtig vorgestellt habe. Mein Name ist Kelland; meine Gefährtin ist Bitharn.« Kein Zögern bei dem Wort »Gefährtin«, bemerkte Albric. Also waren die beiden kein Liebespaar. Das passte zu dem wenigen, das er über die Sonnenritter wusste, aber er verstand nicht, wie ein Mann es fertigbrachte, in seinen Nächten neben einem so schönen Mädchen zu schlafen und die Hände von ihr zu lassen. Celestias Gesegnete mussten beinahe so verrückt sein wie die Kliastas.
»Albric«, erwiderte er. Es hatte keinen Zweck, im Hinblick auf seinen Namen zu lügen. Er war alltäglich genug, und in diesem Stadium des Spiels wollte er sich so eng wie möglich an die Wahrheit halten. Den Rest der Geschichte könnte er zurechtstutzen, aber zuerst mussten sie ihm zuhören und glauben.
»Ihr wollt eine Dornenlady verraten.« Kelland nahm mit einer behandschuhten Hand seinen Becher, hob ihn an seine Kapuze und nippte daran. Die Geste erschien Albric seltsam; im unteren Schankraum war es kühl, aber nicht so kalt. Ein Mann konnte am Tisch seine Handschuhe ausziehen. Dann begriff er, dass dieser Mann es nicht konnte: Ein Blick auf die dunklen Hände des Verbrannten Ritters würde die ganze Geschichte offenbaren, und seine schwache Hoffnung würde mit dem ersten Flüstern sterben, das an Severines Ohren drang.
Sie waren vorsichtiger gewesen als er. Gut. Albric nickte anerkennend vor sich hin. Vielleicht war ihre Jugend doch kein so großes Problem.
»Allerdings.« Albric nahm einen langen Schluck von seinem Bier. Er sah sich nach Lauschern um und entdeckte keinen. »Im Ort befindet sich eine Dornenlady. Ihr Name ist Severine. Sie will Euch in einen Hinterhalt locken. Ihr stellt in diesem Teil der Welt die einzige Bedrohung für sie dar, nachdem die hiesige Gesegnete den Ort verlassen hat, um sich um einen sterbenden Edelmann zu kümmern. Ich weiß nicht genau, wie oder wann sie es tun wird, aber ich werde Euch warnen, so gut ich es vermag. Wenn Ihr ihr zuerst auflauern wollt, werde ich mein Möglichstes tun, Euch zu helfen.«
»Welche Streitkräfte hat sie?«, wollte Bitharn wissen.
»Sie ist die einzige Dorne, die ich gesehen habe. Ich glaube nicht, dass viele andere in der Nähe sind. Sie hat Ghulhunde, die ihrem Befehl gehorchen. Sechs oder sieben, glaube ich, aber die meisten sind fort. Ungefähr ein Dutzend tote Krähen, die für sie spionieren. Und mich.«
»Was ist Eure Rolle in dem Ganzen?«, erkundigte sich Bitharn, und Kelland fragte im gleichen Moment: »Wo sind ihre anderen Ghaole hingegangen?«
»Sie hat die anderen Ghaole ausgeschickt, eine Gruppe von Vis Sestani auf der Straße anzugreifen.« Albric brauchte die Grimasse, zu der sich sein Gesicht bei dieser Vorstellung verzog, nicht zu heucheln. »Als Gegenleistung für das Leben dieser Menschen habe ich ihr meine Hilfe zugesagt. Ich habe es nicht gewagt, sie in diesem Punkt zu belügen, nicht während ihre Ghulhunde umherstreiften. Sie hat eine Art, Lügen zu wittern; ich weiß nicht, wie sie es anstellt, aber sie weiß, wenn das, was gesagt wird, nicht wahr ist.«
»Wie können wir Euch
Weitere Kostenlose Bücher