Der Krieger und der Prinz
dann trauen?« Aus Bitharns Worten ließ sich das Stirnrunzeln heraushören, obwohl ihr Gesicht im Schatten der Kapuze lag.
»Absolut sicher sein könnt Ihr Euch bei mir nicht. Vielleicht solltet Ihr mir auch nicht trauen. Ich an Eurer Stelle täte es nicht.« Albric holte tief Luft und verschränkte die Finger auf dem zerkratzten Tisch. »Aber ich sage Euch die Wahrheit und schwöre angesichts der geringen Hoffnung auf Celestias Gnade, die ich noch habe: Ich will nicht mehr, als diese Frau tot und besiegt zu sehen, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass es geschieht.«
»Warum?«
»Ich bin kaum gesegnet, Lady. Ich habe meinen Anteil an Sünden begangen. Aber die Dinge, die sie getan hat, die Dinge, zu denen sie mich gezwungen hat …« Albrics Stimme verlor sich. Er schüttelte stumm den Kopf.
»Ich nehme Euren Schwur an«, sagte der Verbrannte Ritter. »Wie sieht der Plan der Dornenlady aus?«
Albric deutete mit dem Kopf auf Bitharn. »Sie weiß, dass Ihr eine Fährtenleserin seid. Die Krähen haben Euch im Wald gesehen. Euch und auch das kleine Mädchen – das magere mit dem schwarzen Haar, das Ihr unterrichtet habt.«
»Mirri«, hauchte Bitharn. Sie klang, als wäre ihr übel.
»Ihren Namen kenne ich nicht. Die Krähen haben es im Wald gesehen. Es schleicht sich allein hinaus, habt Ihr das gewusst? Ich nehme an, die Kleine will ihre Lektionen praktisch umsetzen. Wie dem auch sei, Severine plant, das Kind zu ergreifen, während es sich außerhalb der Mauer befindet. Sie erwartet, dass Ihr Euch auf die Suche nach dem Mädchen machen werdet, da Ihr es kennt und die Familie den Verbrannten Ritter gewiss um Hilfe anflehen wird. Die Spur wird Euch direkt in ihren Hinterhalt führen.«
»Das darf nicht geschehen, das können wir nicht zulassen.« Kelland verlagerte sein Gewicht, und Albric hörte das Knarren von Leder und Ketten unter seiner Robe.
»Ihr solltet es aber«, sagte Albric entschieden. »Ich erzähle Euch das nicht, damit Ihr losstürmt und versucht, es zu verhindern. Sie wird jeden töten, der sich einmischt, wenn sie kann, und wenn sie es nicht kann, wird sie sich ein anderes Ziel suchen. Und noch ein anderes, wenn Ihr Euch des zweiten nicht annehmt. Es ist besser, wenn Ihr ihren Plan kennt, damit alles glatt läuft und niemand grundlos zu Schaden kommt. Hört auf mich. Dem Mädchen wird kein Leid geschehen, nicht, wenn alles so läuft, wie es sollte. Severine braucht sie nur, um die Spur zu legen, die Euch in die Falle führt. Sobald das geschehen ist, werde ich das Kind nach Hause und in Sicherheit bringen. Ihr habt mein Wort darauf; ich habe hart genug darum gekämpft, dass die Dornenlady mir das gewährt. Aber Ihr müsst auch so tun, als würdet Ihr nicht wissen, dass sie in Sicherheit ist, und der Spur folgen, als würdet Ihr wahrhaft erwarten, sie retten zu können.«
»Und dann?«
»Und dann hoffe und bete ich, dass Ihr eine Dorne im Kampf bezwingen könnt. Sie wird nicht unvorbereitet sein. Ihre Krähen halten überall im Wald und entlang jeder Straße Wache. Wenn Severine glaubt, im Nachteil zu sein, wird sie nicht kämpfen. Sie wird fliehen. Die einzige Möglichkeit, sie hervorzulocken, besteht darin, sie glauben zu machen, dass sie Euch überrascht. Aber wenn Ihr sie nicht bezwingen könnt, werden wir alle unsere Zeit verschwenden. Also lautet meine Frage: Könnt Ihr sie bezwingen?«
»Ja«, erwiderte Kelland. Es lag kein Zweifel in seiner Antwort. Als Albric ihn anschaute und das vertraute, fanatische Licht des Göttlichen in seinen Augen lodern sah, glaubte er dem Mann. Ihm wurde leichter ums Herz.
»Gut. Verratet mir nicht, wie Ihr das tun wollt. Sie soll es nicht durch mich erfahren.«
Bitharn sah ihn an, ruhig und forschend. »Werdet Ihr an unserer Seite kämpfen?«
»Ja. Falls sie mich nicht zuerst tötet. Sie braucht keine lebenden Diener, und ich bezweifle, dass sie mich am Leben lässt, wenn sie von meinem Verrat erfährt. Wenn sie mich tötet und zu einem dieser Ungeheuer macht … Ich hoffe, Ihr werdet es schnell beenden.«
»Bitharn ist sehr gut mit dem Bogen.«
»Das wird mir ein Trost sein.« Albric knurrte. Ein Pfeil im Herzen war ein weitaus besserer Tod als der des Bäckers. Ein besserer Tod, als er ihn verdiente. »Dabei fällt mir etwas ein: Wenn Ihr beim Verlassen der Taverne draußen irgendwelche Krähen seht, erschießt sie. Echte Krähen lauern zu dieser Stunde nicht auf Dächern. Alle, die ihr seht, sind
Weitere Kostenlose Bücher