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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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Verdacht schöpfen. Und auf wen würde dieser Verdacht fallen, wenn nicht auf den jüngeren Sohn, der nach dem Dahinscheiden seines Bruders erben würde?
    Aber falls Galefrid auf der anderen Seite des Flusses starb und noch dazu durch fremdartige und beängstigende Hexerei, statt durch einen Pfeil in den Rücken, sah das nicht nach einem politischen Mord aus – gewiss nicht nach einem Mord, den ein Bücherwurm wie der jüngere Bruder hätte aushecken können. Es sah nach einem Angriff durch Ang’arta aus. Wer außer der Spinne konnte die Dornen befehligen? Wer außer den Dornen konnte ein solches Gemetzel anrichten? Blutnebel war ihre Waffe. Tausende hatten ihr schauerliches Werk bei Thelyandfurt gesehen. Dort hatten sie den Stolz der Sonnengefallenen Königreiche in Trümmer gelegt und eine Brücke aus Leichen über den Fluss gespannt. Niemand wollte sich die Eiserne Festung zum Feind machen.
    Manch einer grummelte, dass eine andere Hand bei dem Hinterhalt im Spiel gewesen war, aber es hatte auch Gegrummel über den Sklavenritter gegeben, und niemand hatte deshalb einen Krieg angezettelt. Lord Inguilar von Distelstein war nicht der Mann, der wegen einiger verlorener Bauern seine Ritter in die Schlacht rief. Inguilar wünschte sich den Frieden so sehr, dass er seinen Verdacht lieber unterdrückte; das hatte er vor fünf Jahren bewiesen, als sie ihm den Sklavenritter ausgeliefert hatten und er keine weiteren Namen erfragt hatte. Er hatte den Besuch Galefrids unter dem Friedensbanner eifrig unterstützt. Der Mann hatte wenig übrig für Krieg.
    Leferic seinerseits war fest davon ausgegangen, dass er seine eigenen Leute davon abbringen konnte, die Langmyrner für die Morde verantwortlich machten. Es mochte einige vereinzelte Zwischenfälle geben, aber die Schlächterei war so eindeutig das Werk einer Dorne, dass seiner Meinung nach niemand wirklich an Langmyrs Schuld glauben würde. Einige Narren mochten etwas anderes behaupten, mochten sogar ein oder zwei langmyrnische Bauern töten, aber deswegen würde es keinen Krieg geben. Alles andere war ein Preis, den er zahlen konnte.
    Doch als er da auf diesem Stuhl gesessen und Cadarn zugehört hatte, wie er seine Anschuldigungen vorbrachte, war Leferic auf unbehagliche Weise bewusst geworden, dass es eine Sache war, einen Verlust abstrakt hinzunehmen, jedoch eine völlig andere, wenn ihm jemand ins Gesicht sagte, was dieser Verlust wirklich zu bedeuten hatte. Er hatte den fetten Lusian zum Henker geschickt, aber die Schuld lag ebenso bei ihm wie bei dem Verurteilten. Tatsächlich war sie sogar größer. Lusian hatte zwei Kinder getötet, aber wie viele waren in Weidenfeld gestorben? Leferic hatte nie auch nur daran gedacht, diese Frage zu stellen.
    Was machte das aus ihm?
    Einen Herrscher, befand er. Die Bewohner Weidenfelds waren notwendige Opfer, um seine Spuren zu verwischen und den Verdacht von sich abzulenken. Wenn beide Seiten Verluste erlitten, würde keine die andere beschuldigen, und ein Krieg ließe sich vermeiden. Ihr Tod war daher nicht sinnlos. Andernfalls wären vielleicht viel mehr Menschen gestorben.
    Lusians Morde dagegen waren sinnlos, und daher hatte er eine gerechte Strafe erhalten.
    Äußerst spitzfindig, ja. Es trug jedoch nichts dazu bei, das üble Gefühl in seiner Magengrube aufzulösen, das ihn allmählich von innen her zerfraß.
    Die Wahrheit, dachte Leferic, lautete schlicht, dass er nicht so kaltblütig war, wie er sein wollte. Sein musste. Die Wahrheit lautete, dass er von Schuldgefühlen wegen der unnötigen Tode zermartert wurde und dass er Angst und Verzweiflung angesichts dessen verspürte, was er in Gang gesetzt hatte. Was als abstrakter Plan elegant, sauber und beherrschbar erschienen war, hatte sich im lebendigen Chaos der Welt entfalten müssen, wo die kleinsten Fehler eine Katastrophe nach sich ziehen konnten. Es erschreckte ihn, und die Tatsache, dass er Angst verspürte, erschreckte ihn aufs Neue. Dringender denn je musste er fehlerlose Pläne entwerfen.
    Der Mord an diesen beiden Kindern, wäre er ungesühnt geblieben, hätte der Funke sein können, der einen Flächenbrand hätte auslösen können. Er hatte diesen Funken ausgetreten, aber andere würden folgen. Sein Schicksal hing davon ab, wie er mit diesen Situationen umging.
    Zu sanft, und die Langmyrner wären entrüstet; Leferic wollte sie ungern noch weiter auf die Probe stellen. Lord Inguilar hatte ein Auge zugedrückt, als es um die Mitverschwörer des Sklavenritters

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