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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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die kleinen Knochen ihrer rechten Hand mit dem Lebensblut der Frau. Als sie fertig war, war der Strom zu einem schwachen Rinnsal verebbt. Die glitzernden Male auf ihrem Gesicht und die, die ihren Schädel vernarbten, waren Teile desselben seltsamen Textes, oder zumindest erschien es Albric so, der keinem von beiden einen Sinn abringen konnte.
    Severine erhob sich, wobei sie den Kopf der Frau von ihren Röcken schüttelte, als sei der Leichnam eine Puppe, mit der zu spielen sie müde geworden war. Als sie stand, wurde die geschmeidige Gestalt der Dornenlady kleiner und dicker; dehnte sich in der Taille und an den Hüften aus, bis sie den Proportionen der Matrone entsprach, die ihr schlaff zu Füßen lag. Ihr Kamm aus silbernem Haar wurde stumpf, nahm die Farbe von Sand an und breitete sich auf ihrem kahlen, vernarbten Schädel aus; die glatte Blässe ihrer Haut wurde dunkler und rauer und nahm ein feines Netzwerk von Linien an, die genauso aussahen wie die von der Sonne gemeißelten Falten auf dem Gesicht der toten Frau. Selbst das schimmernde Juwel in ihrem linken Auge wurde durch ihre Magie maskiert: Zwischen einem Wimpernschlag und dem nächsten traten an die Stelle von Severines beunruhigendem starren Blick die freundlichen, ehrlichen braunen Augen der Frau, die sie soeben getötet hatte.
    »Jetzt bin ich nicht mehr so exotisch«, bemerkte die Dornenlady, und ihr gestohlenes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
    Albric schnitt eine Grimasse. Er wischte die flache Seite seiner Klinge an seinem Bein ab, als ob er nicht vorhandenen Schmutz wegreiben wollte, dann schob er die Waffe wieder in ihre Scheide. »Sind wir hier fertig?«
    »Nein, noch nicht.« Severine steckte ihren Spiegel ein und zog ein Messer aus einer von Runen bedeckten Scheide. Die Klinge war ein facettierter, schwarzer Kristall, flach und unauffällig im Licht der Kugel aus silbrigem Nebel. Das Messer hatte die Länge ihrer Hand vom Handgelenk bis zur letzten Fingerspitze. »Dieser Schwertkämpfer ist tüchtig, habt Ihr mir erzählt. Ich möchte ihm nicht unvorbereitet entgegentreten.«
    »Also?«
    »Passt auf!«, sagte sie.
    Obwohl er sich als Feigling verfluchte, folgte er ihrer Aufforderung.
    Sie tötete einen nach dem anderen, und zwar merkwürdig sanft. Sie bückte sich, drückte jedem Mann einen Kuss auf die Stirn und rammte ihm, während sie ihre unheiligen Worte flüsterte, die Klinge aus schwarzem Kristall ins Herz. Und einer nach dem anderen erhoben sich die Leichname und folgten ihr, wie sie es ihnen aufgetragen hatte.
    Sie waren keine Menschen mehr, die Kreaturen, die sie erschaffen hatte. Albric wusste nicht, wie er sie nennen sollte, wenn sie überhaupt einen Namen in menschlicher Sprache hatten. Das Haar fiel ihnen vom Schädel wie Blätter von einem Baum, den der Frost zerstört hatte; ihre Haut wurde hart und weiß wie die Erde im tiefsten Winter. Elfenbeinfarbener Nebel kreiste in ihren leeren Augen, und der Mund stand klaffend weit auf in einem unirdischen Hunger. Ihre Nägel bogen sich und wurden zu scharfkantigen Klauen, und ihre Zähne streckten sich zu Fängen, aus dem Kiefer geschoben von gewölbten, rauen, blutbefleckten Knochen, sodass der Mund aussah wie ein geborstener Brustkorb. Sie bewegten sich in einer Art raschem leichten Galopp, der Albric, und das wusste er genau, in seinen Träumen heimsuchen würde, falls er jemals wieder in der Lage sein sollte zu schlafen.
    Der Solaros war der Schlimmste von allen. Vielleicht weil er ein heiliger Mann war, vielleicht weil die Göttin der Dornen an jenen, die ihrer Macht widerstanden, eine besondere Rache übte. Albric hätte es nicht sagen können. Aber der Solaros starb schreiend, nicht friedlich wie die anderen, und die Kreatur, zu der er wurde, war weitaus schrecklicher, denn der elfenbeinfarbene Nebel ließ ihn nicht erblinden. Irgendetwas von dem Mann, der er einst gewesen war, starrte aus diesen eingefallenen Augen, halb verschleiert von einem Nebelschimmer, der die Farbe von angelaufenem Gold und klumpigem Blut hatte, und die Qual in diesen Augen war unerträglich.
    »Tötet diesen Mann«, sagte Albric, als der Leichnam des Solaros’ taumelnd auf die Füße kam.
    »Warum?«
    Albric schüttelte den Kopf. Er hätte keine Erklärung geben können, die sie verstanden hätte. Barmherzigkeit, Mitleid, Scham: Für nichts davon hatten die Dornen Verwendung, und niemand, der ihren Turm überlebte, bewahrte sich diese Regungen.
    Er entschied sich für eine andere Antwort. »Ich

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