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Der Krieger und der Prinz

Der Krieger und der Prinz

Titel: Der Krieger und der Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merciel Liane
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aus der Haube gelöst hatte. »Ich hatte geglaubt, die Gesegnete würde nach Tarnebrück zurückkehren. Sind sie in Bullenmark nicht zu dem Entschluss gekommen, dass sie dem alten Lord nicht helfen kann?«
    »Sie wollen sie wohl dort behalten, bis er stirbt. Es heißt, seine erste Frau sei gestorben, weil kein Gesegneter zugegen war, und seine Leute haben nicht vor, den Fehler zu wiederholen.« Er nahm einen Bissen von der Holunderpastete. »Hast du die gebacken? Sie ist gut.«
    »Du brauchst gar nicht so überrascht zu tun«, sagte sie gereizt. »Wenn die Gesegnete nicht bald kommt … Was wird mit Wistan? Er braucht Hilfe. Er hat sich viel besser gemacht, als ich erwartet habe, aber trotzdem verschlimmert sich sein Zustand immer wieder.«
    »Ich weiß. Wir müssen vielleicht nach Bullenmark gehen, obwohl ich das Risiko nicht gern eingehen möchte, ohne mehr über Albrics Rolle in dieser Geschichte zu wissen. Oder … es gibt da einen Sonnenritter, der angeblich auf der langmyrnischen Seite des Flusses reitet. Den Verbrannten Ritter nennen sie ihn. Kelland heißt er. Er wahrt angeblich für Lord Eduin den Frieden, aber wie ich höre, zieht auch er Erkundigungen über Weidenfeld ein.«
    »Die Sonnenritter sind Gesegnete, nicht wahr?«
    »Ja.« Brys schüttelte die Krümel der ersten Pastete ab und machte sich über die mit Eiercreme her. »Die ist ebenfalls gut, falls ich das sagen darf.«
    Sie beachtete ihn nicht. »Warum kann er dann nicht Wistan heilen?«
    »Er kann. Ich bin nur nicht davon überzeugt, dass es klug wäre, ihn darum zu bitten. Die Ritter der Sonne sind ein seltsamer Haufen. Sie tun, was sie tun, aus ihren eigenen Gründen. Es gefällt mir nicht, einen Mann um Gefälligkeiten zu bitten, wenn ich nicht weiß, was er als Gegenleistung dafür von mir verlangt – vor allem dann nicht, wenn der betreffende Mann so heilig ist, dass es seine Sinne getrübt hat. Es gibt noch andere Gründe, aber das ist der Grund, der zählt.«
    »Wir sprechen von einem Baby. Einem Baby.« Odosse kämpfte gegen ihren Ärger an. Es würde nichts einbringen, wenn sie den Mann anschrie. Sie wollte einfach nicht glauben, dass irgendjemand so grausam sein konnte, wenn es um das Leben eines Kindes ging – nicht einmal jemand, der so beiläufig davon sprach, Menschen zu töten, und der in Tarnebrück wahrscheinlich mindestens zwei ermordet hatte. Sie hatte noch immer das Silber, das Brys ihnen abgenommen hatte; sie hatte sich nicht dazu überwinden können, es auszugeben. »Was immer der Ritter will, es lohnt sich, seinen Preis zu bezahlen. Und ich glaube wirklich nicht, dass jemand, der sein ganzes Leben der Strahlenden gewidmet hat, das Blut deines Erstgeborenen verlangen wird.«
    »Hoffen wir es, denn ich habe keine Ahnung, in welchem Bordell du ihn finden würdest.« Brys grinste. »Aber selbst wenn du bereit bist, einen Preis zu zahlen, bevor du gefragt hast, worin er besteht – und ich bin nicht dazu bereit –, dann wünsche ich dir viel Glück bei der Suche, damit du ihn dem Mann auch anbieten kannst. Der Verbrannte Ritter reitet die gesamte Grenze ab. Vielleicht könnte ich ihn finden, wenn nur ich und ein Pferd beteiligt wären, aber du? Nicht so einfach. Zusammen mit beiden Babys, und das mitten im Winter? Unmöglich. Selbst der Gesegnete kann keine Toten wiedererwecken, und du wärest in deiner ersten Nacht im Freien erfroren.«
    »Was können wir dann tun?«
    »Lass mich darüber nachdenken. Bleib in der Zwischenzeit in der Bäckerei. Mir schmecken die Kuchen.«
    Odosse stolzierte hinaus. Sie war zu verärgert, um ihn zu verbessern. Pasteten, nicht Kuchen. Aber am nächsten Abend kam sie mit einem weiteren Beutel zurück. Und am übernächsten ebenfalls.
    Am dritten Tag lieferte sie gerade den Morgenkorb Brot beim Gebrochenen Horn ab, als ein junger Mann im Gastraum sie herbeirief. Er war hochgewachsen und gut aussehend, wie Sir Auberand in den Geschichten. Goldenes Haar ergoss sich in losen, trägen Locken über seine Schultern. Ein kleines, rotes Muttermal verunzierte die Seite seines Halses, was jedoch seiner stolzen Schönheit kaum Abbruch tat.
    Als er sie heranwinkte, schaute Odosse zuerst über ihre Schulter, ob sonst noch jemand zugegen war. Aber sie war allein; in der Tür stand kein hübsches Schankmädchen, auch kam keine elegante Dame, die Gast des Hauses war, die Treppe herunter.
    »Ja, dich meine ich«, sagte der blonde junge Mann. Er wirkte erheitert, aber sein Lächeln war so einnehmend, dass Odosse

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