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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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Nicken. „So etwas kann schon mal passieren. Ich kann doch davon ausgehen, dass keine Spuren zu uns führen?“
    „Die Zielperson hatte einflussreiche Freunde im Umfeld des Kaisers und der Abolitionisten“, räumte ich ein. „Aber ebenso viele Feinde auf Seiten der Sklavenhalter und Großgrundbesitzer. Ihr Tod wird keinen Verdacht erregen. Schuldige gibt es genug.“
    „Gut. Betrachten wir die Mission als abgeschlossen.“ Der Wicket-Keeper ließ das Talent zurück in das Säckchen fallen und in seiner Schreibtischschublade verschwinden. „Kommen wir zum nächsten Punkt.“ Er blickte mich an. „Haben Sie die nächsten Tage etwas vor, Royle?“
    „Nein, Sir.“
    „Ich weiß, dass Sie eigentlich etwas Ruhe verdient hätten, aber mir ist ein Bouncer ausgefallen, und ich brauche jemanden, der für mich auf den Palast aufpasst.“
    „Wachdienst, Sir?“
    Der Wicket-Keeper zog wieder eine Augenbraue hoch. „Ich hoffe, das ist nicht unter Ihrer Würde.“
    „Selbstverständlich nicht, Sir.“
    Der Wicket-Keeper lehnte sich in seinem Klubsessel zurück und nickte zufrieden. „Gut, denn ehrlich gesagt empfinde ich es als ziemlichen Glücksfall, dass Sie rechtzeitig zurückgekommen sind.“
    „Rechtzeitig, Sir?“
    Der Wicket-Keeper tippte auf die Pläne vor sich auf dem Tisch. Sie zeigten ein gewaltiges rechteckiges Gebäude, das ich auf den ersten Blick nicht zuordnen konnte. „Die Weltausstellung“, riet ich.
    „Es hat sich einiges getan, während Sie in Übersee waren“, bestätigte der Wicket-Keeper. „Die Zeitungen nennen ihn den Kristallpalast. Zuerst war der Name eher als Scherz gedacht, aber inzwischen sind sie alle ganz verrückt danach, inklusive der Königin.“
    „Es ist eine eindrucksvolle Konstruktion“, gab ich zu
    „Nicht halb so eindrucksvoll wie ihr Inhalt. Sie machen sich keine Vorstellung davon, was in den letzten Wochen alles angeliefert wurde. Nicht zuletzt haben weisere Häupter, als wir es sind, beschlossen, den Koh-i-Noor zu einem der zentralen Ausstellungsstücke zu machen.“
    Ich hob eine Braue. Der „Berg des Lichts“, wie der Stein in unserer Sprache hieß, war der größte, wertvollste und wahrscheinlich älteste bekannte Diamant überhaupt. Erst vor kurzem, nach dem letzten Krieg gegen die Sikhs, war er in den Besitz des Empire oder genauer, der Königin, gelangt.
    „Machen Sie sich keine Sorgen“, fuhr der Wicket-Keeper fort, „der echte Stein befindet sich bei uns in sicherer Verwahrung. Im Palast ist nur eine Kopie; dennoch ist es wichtig, dass die Illusion bestehen bleibt, insbesondere, da man sich von verschiedener Seite bereits enttäuscht über das Feuer des Steins äußerte.“ Er lächelte. „Sie übernehmen die Nachtschicht. Wachdienst von Mitternacht bis Mittag. Die restlichen Stunden haben Sie frei. Donnerstag wird die Ausstellung eröffnet. Dann können Sie zwei Wochen Urlaub nehmen.“ Der Wicket-Keeper sah Wymer an. „Einen Observer brauchen wir bei dieser Geschichte nicht. Sie können gleich in Urlaub gehen.“
    „Danke, Sir. Ich werde es genießen“, freute sich Wymer.
    „Vergessen Sie aber nicht, Ihr Talent hierzulassen“, erinnerte ihn der Wicket-Keeper.
    Wymer griff sich an seine Gürtelschnalle und entnahm ihr sein Talent, das dort mit drei anderen Halbedelsteinen ein kleines Viereck bildete und in seiner offensichtlichen Tragweise schon wieder unauffällig war. Er händigte dem Wicket-Keeper das schwarze Steinchen aus, das in einer anderen Schublade im Schreibtisch verschwand.
    „So, jetzt sind Sie wieder dran, Royle. Da haben Sie Ihr Talent.“
    Ich fing den Stein, den der Wicket-Keeper mir zuwarf, aus der Luft.
    „Nehmen Sie noch kurz eine Mütze Schlaf. Nachher lösen Sie Blunt am Palast ab. Ich weiß, das ist alles sehr kurzfristig und Sie hatten noch nicht mal Zeit, daheim Ihre Frau zu begrüßen. Hoffe, dass das kein Problem für Sie ist.“
    „Überhaupt nicht, Sir.“
    „Dann wegtreten.“
    Wir verließen den Raum und gingen nach unten. Wymer warf mir noch ein kurzes: „Wir sehen uns dann nach dem Urlaub“, zu, dann war er auch schon verschwunden.
    Ich blickte auf den unregelmäßig geformten Stein in meiner Hand, um sicherzugehen, dass der Wicket-Keeper keinen Fehler gemacht hatte und mir das Talent eines anderen gegeben hatte. Aber es war meines. Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, warum immer nur einer der beiden Männer eines Teams talentiert sein und weshalb er nie mehr als ein Talent und das auch nicht zu lange tragen

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