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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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raus!«
    »Nein«, sagte Jaina. Sie war froh, daß sie ihm nicht den Kopf eingeschlagen hatte. Ein bißchen froh.
    Jacen grinste sie an. Sein Schneidezahn war auch locker, aber er hatte ihn noch nicht verloren.
    »Sieh mal«, sagte Jaina. »Ich kriege einen neuen Zahn!« Sie schob ihre Zunge in die Lücke, um Jacen zu zeigen, wo der neue Zahn kam.
    »Ich auch. Bald, meine ich.«
    »Gehen wir!« Jaina griff nach seiner Hand und zog ihn in die tiefere Dunkelheit des Korridors.
    »Warte! Was machen wir jetzt? Was ist mit den anderen?«
    »Wir werden an dem Drachen vorbeiklettern und wegrennen. Vielleicht kommen wir weit genug, um Mama und Onkel Luke anzudenken.« Über die anderen Kinder hatte sie nicht nachgedacht.
    »Vielleicht wollen sie mit uns kommen. Oder auch weglaufen.«
    Jaina war ungeduldig, aber sie nahm an, daß Jacen recht hatte. Sie lief zu der Zellentür neben der seinen und zog sie auf. Sie erhitzte ein bißchen Luft, damit sie sehen konnte.
    »Wir laufen weg. Du kannst auch weglaufen oder hierbleiben!«
    Hinter ihr lief Jacen zur Nachbartür und machte sie auf.
    »Wir laufen weg! Willst du auch weglaufen?«
    Die meisten anderen Kinder sprangen von ihren Fußbodenbetten hoch und rannten in die Versammlungshalle hinaus. Aber einige wichen in die Ecken ihrer Zellen zurück. Jaina versuchte nicht, sie zum Mitkommen zu überreden. Dazu hatte sie nicht die Zeit. Für den Fall, daß sie ihre Meinung änderten, ließ sie die Türen offen.
    Dann öffnete sie die letzte Tür.
    »Wir laufen weg! Willst du…«
    Vram starrte sie an. Jaina sprach nicht weiter.
    Hethrir schließt auch Vram nachts ein! dachte sie. Er hat ihn zu einem Helfer gemacht, aber er vertraut ihm nicht wirklich.
    Vram hatte ein Bett und eine Decke und eine Lampe. Aber er wurde nachts trotzdem eingesperrt.
    »Nicht!« sagte Vram. Er hatte große Angst. »Schlagt mich nicht. Ich werde es Hethrir sagen.«
    Jaina war erschrocken. Alle anderen Kinder versammelten sich hinter ihr, aufgeregt und miteinander flüsternd. Freude und Hoffnung hatten Besitz von ihnen ergriffen. Jaina hatte nicht daran gedacht, daß jemand hingehen und petzen könnte. Sie befürchtete nicht, daß es eins der anderen Kinder tun würde. Aber Vram, in seinem neuen rostroten Umhang, würde es tun.
    »Willst du… willst du mit uns kommen?«
    »Ihr werdet mich schlagen! Ihr werdet mich töten!«
    »Das werden wir nicht!«
    Er holte tief Luft. »Hilfe!«
    Wütend schlug Jaina die Tür vor ihm zu.
    Jacen ergriff ihre Hand. Gemeinsam liefen sie in den Korridor, wobei ihre Leuchten aus erhitzter Luft vor und hinter ihnen umhertanzten.
    Die anderen Kinder folgten ihnen.
    Die kleine Sonne ging gerade unter, als sie die Treppe nach draußen erreichten. Jaina lief die Stufen hoch und schob den Kopf über den Rand. Niemand beobachtete sie. Der Spielplatz lag verlassen da.
    »Was ist mit dem Drachen?« wisperte eins der anderen Kinder.
    »Ich weiß nicht«, sagte Jaina. »Jacen, wir können das Multiwerkzeug nicht gebrauchen. Die Sonne sinkt.«
    Jacen ließ einen kleinen Strudel aus erhitzter Luft entstehen und bündelte ihn. Er war viel heller als das Licht der Linse von Jainas Multiwerkzeug. Der Lichtwirbel hüpfte über den Spielplatz. Jaina und Jacen liefen hinterher.
    »Drache!« rief Jacen. »He, Drache!«
    Der Drache sprang aus dem Sand hoch und brüllte. Aber er warf sich nicht gegen den Zaun. Er blickte umher, schnaubte und sprang in die Luft, um das Flammenspielzeug zu fangen, das Jacen für ihn gemacht hatte. Dann kauerte er sich neben den Zaun und drückte seine Schulter gegen den Draht.
    Jacen streichelte seine kieseligen Schuppen. Der Drache brummte.
    Ich wünschte, ich könnte das auch! dachte Jaina. Einen Drachen streicheln und Freundschaft mit ihm schließen wie Jacen.
    Aber sie wußte, daß Jacen ein bißchen neidisch auf sie war, weil sie es verstand, Maschinen auseinanderzunehmen und verbessert wieder zusammenzubauen.
    Jacen stand Nase an Nase mit dem Drachen. Der Drache schnaubte. Jacen schnaubte zurück. Er schob die Hand durch den Zaun und streichelte die massigen Augenbrauenhügel des Drachen. Der Drache züngelte.
    Jaina ächzte.
    »Ich denke, sie schmeckt mich nur«, wisperte Jacen. »Wenn sie so ist wie die Echsen zu Hause.«
    »Schmeckt dich! Damit sie dich fressen kann vielleicht!«
    »Damit sie weiß, daß ich es bin. Gehen wir!«
    »Bist du sicher?« fragte Jaina.
    Dann schrillte die Alarmanlage los, und sie hatten keine andere Wahl.
    Jacen kletterte über

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