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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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Munto Codru!« sagte Jaina. »Es ist eine Fledermaus! Du solltest nicht mit den Fledermäusen spielen!«
    »Ich habe nicht damit gespielt!« sagte Jacen. »Ich habe sie nur betrachtet. Sie ist wirklich interessant.«
    Die Fledermaus gähnte. Ihre scharfen Zähne glitzerten im Sternenlicht.
    »Sie ist giftig!« sagte Jaina.
    »Ich habe sie nur betrachtet«, sagte Jacen abermals. »Ich wollte sie nicht mitnehmen. Ich meine, woher sollte ich wissen, daß da jemand kommt und uns entführt?«
    »Was willst du jetzt mit ihr machen?«
    Die Fledermaus kauerte sich in Jacens Hand zusammen und spreizte ihre Flügel in alle vier Richtungen. Jacen berührte die Flügelspitzen der Fledermaus mit einem Finger.
    »Fliegen lassen«, sagte er. »Sie ist die ganze Zeit eingesperrt. Sie langweilt sich.«
    Jacen hielt seine Hand in die Höhe. Die vierflügelige Fledermaus hob den Kopf, sang ein paar Töne, spreizte die Flügel und verschwand in der Dunkelheit.
    Frau Drache stapfte immer weiter durch den Sand. Jaina wartete immer noch darauf, daß ein Skiff über ihre Köpfe flog. Sie wartete darauf, daß Hethrir und seine Proktoren damit landeten und sie zur Rückkehr zwangen.
    Aber dies passierte nicht.
    Frau Drache setzte ihren Weg fort. Die kleine Sonne sank dem Horizont entgegen. Sie waren den ganzen Tag unterwegs. Der »ganze Tag« war nur halb so lang wie ein regulärer Tag, aber Jaina bekam Durst und dann auch Hunger. Und dann wurde sie vom Reiten auch noch wund.
    In der Ferne schimmerte ein Fluß im Sternenlicht. Der Fluß wand sich zwischen Bäumen hindurch und führte in einen Wald. Es würde einfacher sein, sich dort zu verstecken als hier draußen im nackten Sand.
    Frau Drache hob den Kopf und schnupperte in die Luft. Sie senkte den Kopf wieder und ging noch schneller in Richtung des Flusses.
    Frau Draches Füße patschten am Ufer des Flusses im Schlamm. Sie blieb stehen und grunzte. Sie senkte den Kopf, und Jacen rutschte von ihr hinunter. Jaina packte Frau Draches Schuppen und hielt sich daran fest. Alle anderen Kinder sprangen vom Rücken des Drachen auf den Boden.
    Frau Drache wollte aus dem Fluß trinken. Sie plantschte hinein. Sie watete weiter und legte sich auf den Kies, wie eine neue Insel. Sie senkte den Kopf unter die Wasseroberfläche und stieß durch die Nase Luftblasen aus. Sie schüttelte sich.
    Jaina fiel ins Wasser. Sie strampelte und plantschte ans Ufer. Sie wußte, daß sie eigentlich weiterlaufen sollte, aber sie war schrecklich durstig und müde und hungrig. Sie trank aus dem Fluß.
    Als die Sonne rasend schnell aufging, wurde der schwarze Himmel purpurfarben, dann rosa und gelb und schließlich blau. Die Bäume warfen kühle Schatten. Alle Sträucher am Flußufer hingen voller Beeren. Wenn sie sie nur ansah, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Aber sie hatte Angst, sie zu essen.
    Ich traue nichts auf dieser Welt, dachte sie. Abgesehen von Jacen und vielleicht Frau Drache. Hethrir sagte, er wäre unser Freund, aber das stimmte nicht, stimmte ganz und gar nicht. Und er sagte, er würde uns Dinge lehren, die wir wissen müßten. Aber auch das war gelogen.
    Und sogar Tigris, der manchmal nicht ganz gemein war, hatte gesagt, daß Frau Drache sie fressen würde.
    Frau Drache ließ sich tapfer ins Wasser sinken und tauchte die Kinder, die an ihren Seiten hingen, unter. Sie stellte sich wasserspritzend auf die Füße. Jaina lachte. Aber sie war immer noch hungrig.
    Jacen lief am Ufer entlang. Die vierflügelige Fledermaus landete auf seinem nassen Haar. Die Fledermaus zwitscherte und sang. Jacen ging geradewegs auf einen der Sträucher zu und pflückte eine Handvoll Beeren.
    »Jacen! Sie könnten giftig sein!«
    Er stopfte sie in den Mund und verzehrte sie.
    »Sei nicht albern, Jaya«, sagte Jacen.
    »Das bin ich nicht, Jasa«, sagte sie und betonte seinen Spitznamen nachdrücklich.
    »Irgend jemand hat diesen Ort erbaut, richtig?«
    »Ja, das ist offensichtlich.«
    »Also hat jemand Sachen angebaut, die gut eßbar sind.«
    Er reichte ihr einige Beeren. Jaina aß sie. Sie waren köstlich.
    Später saßen alle Kinder am Ufer des Flusses, vollgestopft mit süßen Beeren, und wärmten und trockneten sich in der Sonne. Eins der kleinen – in Anakins Alter – schmiegte sich an Jaina.
    »Können wir jetzt nach Hause gehen?«
    »Bald«, sagte sie. »Bald, hoffe ich.«
    »Ich will meine Mama«, sagte der Kleine und zog die Nase hoch.
    »Ich auch«, sagte Jaina. Sie umarmte den Kleinen. Ihre Unterlippe zitterte, und

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