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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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den Zaun. Jaina folgte ihm. Der Maschendraht zerkratzte ihr die Hände. Sie schwang sich über den oberen Rand und sprang auf der anderen Seite nach unten.
    Die anderen Kinder überwanden den Zaun ebenfalls und sprangen auf den Boden, hielten sich aber so weit wie möglich von dem Drachen entfernt.
    Der Drache schleckte mit der Zunge Jacens Schuhe ab.
    »Sie will sich nur versichern, daß sie mich wiedererkennt«, sagte Jacen beharrlich. Er schwang sich auf Frau Draches Rücken. »Ist das in Ordnung, Frau Drache? Darf ich auf dir reiten?«
    Der Drache schnaufte und hob den Kopf, aber er bockte nicht, wälzte sich nicht auf dem Boden und versuchte nicht, Jacen am Zaun abzustreifen. Jacen ließ das Lichtspielzeug vor ihm tanzen.
    »Komm schon, beeil dich!« Jacen streckte Jaina die Hand entgegen. Sie ergriff sie und sprang auf den Rücken des Drachen. Der Drache erhob sich, stellte zuerst die Hinterbeine, dann die Vorderbeine auf. Jaina kreischte überrascht und schlang ihre Arme um Jacens Hüften. Sie würde sich weitaus behaglicher fühlen, wenn der Drache ein Düsenrad wäre und sie es steuern könnte.
    Die anderen Kinder rannten auf den Drachen zu. Jaina ergriff ihre Hände und zog sie auf den Rücken des Drachen hoch. Bald war der Drache mit Kindern bedeckt. Die meisten saßen auf dem Rücken, aber ein paar klammerten sich auch kichernd an seine Beine.
    »Ist das immer noch in Ordnung, Frau Drache?« fragte Jacen. »Dürfen wir alle auf dir reiten?« Er sah Jaina an. »Ich glaube nicht, daß sie etwas dagegen hat.«
    »Beeilung, gehen wir schon, wenn wir gehen.« Jaina konnte im rückwärtigen Teil des Canyons Gebrüll hören.
    Sie wartete die ganze Zeit darauf, daß sich Hethrirs Macht über sie senkte. Sobald er merkte, daß sie flüchteten, würde er sie zu Boden schleudern. Er würde seine schwere, kalte Decke über sie werfen, wie er es getan hatte, als sie Lusa beschützen wollte…
    Jacen ließ das Feuerspielzeug vor Frau Drache tanzen.
    Jaina erschauderte.
    »Sei vorsichtig, Jasa«, flüsterte sie. »Sei vorsichtig.«
    Der Drache schaukelte durch den Sand und folgte dem Lichtflecken, weg vom Zaun und durch die Canyonmündung nach draußen. Das Feuerspielzeug sorgte dafür, daß sich ringsum die Schatten bewegten.
    Jaina wünschte, daß Lusa bei ihnen wäre. Sie fragte sich, wie ihre zentauroide Freundin auf einem Drachen reiten könnte. Aber dann kam ihr der Gedanke, daß Lusa vielleicht gar nicht zu reiten brauchte, weil sie selbst vier Füße hatte, mit denen sie rennen konnte. Sie hatte sich so gewünscht, rennen zu können.
    Jaina machte sich Sorgen um Lusa und um den Wyrwolf des Haushofmeisters.
    Irgendwie, dachte sie, irgendwie werde ich sie finden, und irgendwie werde ich sie retten! Es kümmert mich nicht, was Hethrir tut!
    Der Drache stieg eine steile Düne hoch und schlingerte durch den schlüpfrigen Sand. Jacen umklammerte den Hals des Drachen, Jaina umklammerte Jacens Hüfte und das Kind hinter Jaina umklammerte ihre Hüfte. Sie alle rutschten ein Stückchen zurück. Der Drache peitschte seinen Schwanz hin und her und in die Höhe und hielt die Kinder auf seinem Rücken.
    »Ich glaube, sie mag uns«, sagte Jaina und bemühte sich dabei, nicht ängstlich zu klingen.
    Jacen grinste. Dann wurde er ernst. »Wo gehen wir hin?«
    »Weg«, sagte Jaina.
    Der Drache erreichte den Gipfel der Düne. Er machte halt und hob den Kopf. Seine Nasenlöcher weiteten sich, als er den Wind trank.
    Jacen beugte sich vor und flüsterte auf den Drachen ein. Frau Drache hüpfte vom Kamm der Sanddüne und rutschte den Abhang hinunter. Alle stießen Schreie der Begeisterung aus. Dies war besser als jede Karussellfahrt.
    Frau Drache erreichte den Fuß der Düne. Sie schritt weiter in Richtung des Flusses und des Waldes. Sie konnte sich sehr schnell bewegen, wenn sie das wollte.
    Jacen fummelte vorne an seinem Hemd herum.
    »Was machst du da?« Jaina dachte, daß er sich kratzte. »Hat dich etwas gebissen?«
    »Mich gebissen?« rief Jacen.
    »Irgendwann wird es irgend etwas tun.«
    »Nichts wird mich jemals beißen!« sagte Jacen. Er zog seine Hand aus dem Hemd und zeigte sie ihr. Im Sternenlicht war eine kleine Kreatur zu sehen, die sich sanft in seinem Griff hin und her bewegte und mit hellen Augen um sich sah.
    »Was ist das? War es in deiner Zelle?«
    »Nein…« Er öffnete die Hand ein bißchen. Die Kreatur streckte ihre beiden Flügelpaare und umklammerte mit ihrem einen Paar Füße Jacens Finger.
    »Es ist von

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