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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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ihnen Hethrir dadurch auf die Spur kommen würde. Sie zog an Jacens Hand, aber er sank tiefer ein. Er sah ganz erschrocken aus.
    Jaina schluchzte vor Wut und Angst.
    Aber dann kamen die anderen Kinder und griffen nach Jacens Händen.
    Der Schlamm zog an ihm, aber alle Kinder zusammen waren zu stark für ihn. Sie befreiten Jacen und zerrten ihn ans Ufer.
    Jaina umarmte ihn. Er keuchte und bemühte sich, nicht zu weinen, bemühte sich, keine Laute von sich zu geben, die die Proktoren aufmerksam machen würden.
    »Ihr alle habt mich gerettet«, flüsterte er.
    Aber sie mußten den Sumpf immer noch überqueren.
    Immer ein bißchen auf einmal, dachte Jaina. Dann kann Hethrir mich nicht stoppen und entdecken. Ein paar Moleküle…
    Statt die Moleküle zu beschleunigen, so wie sie die Luft beschleunigt hatte, um Licht und Wärme zu produzieren, so wie sie den Sand in kleine Windhosen verwandelt hatte, verlangsamte sie die Wassermoleküle in dem Sumpf.
    Sie verlangsamte sie immer mehr und brachte sie beinahe zum Stillstand.
    Ein feiner Eisfilm bildete sich in der Nähe des Ufers. Das schlammige Wasser gefror, legte sich klirrend um Wassergräser und kühlte die warme Luft ringsum ab. Wunderschöne Frostblumen zeichneten sich auf der Oberfläche des Eises ab.
    Jacen erkannte, was sie tat, und half ihr. Gemeinsam ließen sie einen schmalen Pfad über den Sumpf gefrieren.
    Jaina kroch ganz vorsichtig auf den Pfad. Er knackte und ächzte unter ihren Händen und Knien, aber sie ließ weiter kleine Wasserteilchen gefrieren, und die Oberfläche hielt. Sie eilte zur anderen Seite des Sumpfes hinüber.
    Sie packte eine der dicken, knorrigen Baumwurzeln und zog sich vom Eis hinunter. Ihre Hände und Knie waren ganz kalt, und die Verlangsamung von Millionen und Abermillionen von Molekülen hatte sie erschöpft. Aber sie war auf die andere Seite gelangt! Mit einer Handbewegung bedeutete sie den anderen Kindern, ihr zu folgen.
    Nacheinander kamen sie zu ihr und klammerten sich an den Baumwurzeln fest. Die vierflügelige Fledermaus flatterte aus der Wurzelhöhlung hoch und huschte hin und her.
    Jacen kam als letzter. Das Eis war jetzt sehr dünn. Es knirschte und protestierte bei jedem Schritt, den er unternahm. Jaina hatte so große Angst, daß sie die Wassermoleküle kaum noch verlangsamen konnte, selbst mit Jacens Hilfe. Er war noch eine Armeslänge von ihr entfernt, als das Eis brach. Jacen fiel mit dem Gesicht zuerst in das gefrierende Schlammwasser. Jaina packte seine Hand und zog daran, bevor er zu tief einsinken konnte. Halb schwimmend, halb kriechend kam er auf sie zu. Auf dieser Seite des Sumpfes gab es keinen festen Boden, nur den Schlamm und die Baumwurzeln. Jacen war vorne ganz mit Eisresten und gefrorenem Gras bedeckt. Er schlang seine Arme um Jaina. Er zitterte. Die kleine Fledermaus landete auf seinem Haar und trällerte auf ihn ein. Jaina drückte Jacen eng an sich und versuchte, ihn zu wärmen.
    »Die hohle Wur… wurzel fü… führt ins Innere«, sagte er. Seine Zähne klapperten. »Bis ga… ganz nach oben.«
    »Du folgst der Fledermaus!« sagte Jaina. »Sie wird dich führen. Du führst uns. Ich komme zum Schluß.«
    Jacen kroch in die hohle Wurzel. Während die anderen Kinder Jacen in den Baum folgten, klammerte sich Jaina an die knorrigen Wurzeln am Ufer. Sie war den Kleinen behilflich. Einige hatten Angst und wollten nicht in das Dunkel hineinkriechen. Jaina spielte mit dem Gedanken, ein bißchen leuchtende Luft zu produzieren, die ihnen als Wegweiser dienen konnte, hatte aber Angst, den Baum in Brand zu stecken. Außerdem glaubte sie nicht, daß sie imstande war, gleichzeitig die Luft zu erhitzen und das Wasser gefroren zu halten.
    Schließlich kroch das letzte Kind in den Baum und verschwand.
    Der Oberproktor bahnte sich seinen Weg durch die stachligen Büsche. Jaina tauchte in die Höhlung, wälzte sich dann herum, um sehen zu können, was die Proktoren taten.
    Das Gesicht des Oberproktors war zerkratzt, und seine hellblaue Uniform war schmutzig und zerrissen. Er sah sehr wütend aus. Die anderen Proktoren kämpften sich hinter ihm durch die Büsche. Statt zu kriechen, hatten sie versucht, den Tierpfad entlangzugehen. Deshalb waren sie alle zerkratzt und bluteten. Jaina blickte auf ihre Hände. Sie waren voller Schlamm, aber damit hatte es sich auch schon.
    Der Oberproktor sah den Eispfad, der über den Sumpf führte. Er runzelte die Stirn, testete die Oberfläche mit einem Fuß und betrat dann das feste Eis.

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