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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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kalte Decke von Hethrirs Macht über sie.
    Jaina zuckte zusammen und wich zurück. Sie hatte einen kurzen Blick von dem Schloß erhascht. Es war ganz einfach, aber groß und schwer. Eine Handbreit Holz befand sich zwischen ihr und dem Schloß.
    Ich könnte es auseinandernehmen, dachte sie. Ich weiß, daß ich es könnte. Wenn ich doch nur herankäme! Ich könnte es sogar wieder vollständig zusammensetzen, ohne daß irgendwelche Teile übrigbleiben.
    Wieder schauderte sie. Hethrirs Decke hüllte sie ein, kalt und naß. Sie vermutete, daß sie verschwinden würde, wenn sie brav war. Sie steckte ihre kalten Hände in die Taschen. Sie wollte nur, daß ihr warm wurde.
    Ihre Finger schlossen sich um ihr Multiwerkzeug.
    Sie riß es aus der Tasche.
    Wie konnte ich es nur vergessen? dachte sie. Sie öffnete das Holzwerkzeug. Sie hielt es an die Tür. Sie sollte das Multiwerkzeug eigentlich nicht an Häusern oder Möbeln benutzen. Aber dies hier war sicherlich etwas anderes.
    Ein paar Splitter lösten sich.
    Die Tür sprang auf. Stumpfes Licht überspülte sie. Sie sprang zurück und schob das Multiwerkzeug hastig in die Tasche, um es zu verstecken.
    »Au!« Es war so dunkel in ihrem Raum, daß das Licht schmerzte. Sie kniff die Augen zusammen.
    »Komm raus«, sagte Tigris. Jaina konnte ihn nicht sehen, erkannte aber seine Stimme. Blinzelnd und sich die Augen reibend, trat sie hinaus.
    Tigris machte die Tür hinter ihr zu.
    Sie sah Jacen auf der anderen Seite der Halle. Er stand vor seiner Tür, mit hängenden Schultern.
    Sie lief auf ihn zu. Tigris packte sie und hielt sie fest. Sie zappelte, konnte sich aber nicht befreien. Er veranlaßte sie, vor ihrer Tür stehen zu bleiben. Sie sah sich in der Halle um. Vor jeder Tür stand ein Kind, lauter verschiedene Kinder von verschiedenen Welten. Kein einziges bewegte sich. Sie sahen alle verängstigt und müde aus, und ihre Kleidung war verschlissen.
    Ältere Kinder in rostroten Umhängen standen in aufrechter Haltung doppelreihig in der Mitte der großen Steinhalle.
    »Wir laufen hier nicht«, sagte Tigris. »Wir warten auf die Erlaubnis des Proktors.«
    Tigris deutete auf die Stirnseite der großen Halle. Ein hochgewachsener junger Mann in einer hellblauen Uniform stand am Eingang und beobachtete alles. Er schlug die Arme übereinander.
    »Und dann zeigen uns die Helfer, wie wir uns einzureihen haben, und wir gehen dahin, wohin wir befohlen werden.«
    Die Helfer verteilten sich, präzise und ausdruckslos, und stellten sich so auf, als wären die abgerissenen Kinder eine Herde. Die Kinder wandten sich gehorsam dem Proktor zu. Auf der anderen Seite der Halle blieb Jacen stur an Ort und Stelle stehen.
    Jaina funkelte Tigris an und bewegte sich ebenfalls nicht.
    »Warum?« fragte sie. »Ich will zu Jacen! Und wo ist Anakin?«
    »Ich habe dir gesagt, daß wir hier nicht impertinent sind!«
    »Das war ich nicht. Ich weiß nicht einmal, was das überhaupt bedeutet«
    »Dreh dich um!« sagte Tigris scharf.
    Jaina blickte auf den Fußboden, genauso wie es Jacen auf der anderen Seite der Halle tat.
    »Willst du dein Frühstück?« fragte Tigris.
    Jaina sah hoch. »Ja.«
    »Dann tu, was man dir sagt.«
    Jaina machte eine finstere Miene und blickte wieder auf den Fußboden. Tigris mußte sie herumdrehen. Einer der Helfer machte dasselbe mit Jacen.
    »Gehen!« sagte Tigris. Die anderen Kinder setzten sich in Bewegung, im Gleichschritt. Tigris drängte Jaina voran.
    Aber sie paßte sich dem Gleichschritt nicht an.
    Jaina ließ ihre Füße über den Beton schleifen. Tigris verstärkte den Druck seiner langen, spitzen Finger auf ihrer Schulter. Aber er sagte ihr nicht, daß sie aufhören sollte, und so schlurfte sie weiter. Das Geräusch wurde zwischen dem regelmäßigen Stampf, Stampf, Stampf des Marschtritts der anderen Kinder hörbar. Ein zweites Schlurfen wurde laut. Nicht im Einklang mit ihrem eigenen!
    Jaina warf einen Blick quer durch die Halle. Jacen grinste sie an. Dann drehte der Helfer an seiner Seite Jacens Kopf nach vorne.
    Aber der Schaden war bereits angerichtet. Jaina ließ ein paar Schritte aus. Dann ein Fuß… hopp! Der andere Fuß… hopp! Überall um sie herum scherten andere Kinder aus dem Gleichschritt aus, hüpften und hopsten und sprangen.
    Ein rotgoldenes Zentaurenkind führte mit seinen behuften Füßen einen Quickstep vor. Es galoppierte an Ort und Stelle und ließ seinen Schwanz über die gefleckten Flanken flattern. Es reckte den Kopf hoch und gab ein fröhliches

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