Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
Vom Netzwerk:
Mir geht es gut, aber…« Han holte tief Luft, versuchte sich zu sammeln.
    »Ich habe… ich weiß nicht, eine Störung gespürt…« Luke ließ Han los, wippte auf den Fersen und fuhr mit den Fingern durch seine Haare. »Was geht hier vor, Han? Ich habe das Gefühl, auf Treibsand zu stehen und keinen festen Boden finden zu können.«
    »Jemand ist gestorben«, sagte Han leise. »Ein Junge. Komm, kehren wir zur Herberge zurück.«
    Ohne ein weiteres Wort machten Luke und 3PO – 3PO ohne ein weiteres Wort! – wieder kehrt und schlossen sich Han und Xaverri an.
    Han trottete den Pfad hinauf, mit bleiernen Füßen.
    Als sie außer Sichtweite von Warus Kuppel waren, zog Xaverri Han vom Weg herunter. Sie nahm seine Hände und blickte ihm in die Augen. Er versuchte, ihr auszuweichen. Er wollte nicht mehr über das nachdenken, was er gesehen hatte.
    »Verstehst du jetzt«, sagte Xaverri, »warum ich Waru für echt und… gefährlich halte?«
    »Ja«, sagte Han mit einer Stimme, die so heiser war, als ob er zu laut geschrien hätte.
    Die ithorianische Familie hatte den Jüngling in Warus Obhut gegeben. Und Waru hatte ihn umgebracht. Er hatte ihn umgebracht und zu seinem Schutz Anstrengung, Schwäche und Erschöpfung vorgetäuscht.
    Aber ich habe gesehen, wie Waru das Kind zerquetscht hat, dachte Han, und ich konnte nicht das geringste dagegen tun.
    Han hatte Warus Schnurren der Zufriedenheit gehört, als das Leben des ithorianischen Jünglings in Warus Kraft überging.
    »Ja«, sagte Han, »jetzt verstehe ich es.«

8
     
    Rillaos Kräfte kehrten schnell zurück. Sie saß aufrecht im Bett und verzehrte ihren Gulasch so, wie es der Namenlose getan hatte: Sie pickte die Fleischstücke mit den Fingern heraus und trank die Soße, als kein Fleisch mehr da war. Lelila und Geyyahab saßen neben der breiten Sichtluke bei ihr und legten eine Strategie fest. Außerhalb des Schiffs umliefen die gekaperten Schiffe einander vor dem strahlenden Hintergrund der Sterne in einem komplizierten Tanzmuster.
    Rillao beobachtete das Firrerreo-Schiff durch die Sichtluke.
    »Lelila«, sagte sie, »als Sie mich gefunden haben – ist Ihnen da noch etwas aufgefallen… etwas Seltsames?«
    »Neben einem Gewebe, das sich von Ihrem Körper ernährt hat? Neben einer Schiffsladung von aufgegebenen Menschen? Etwas so Seltsames wie das?«
    »So etwas wie eine kleine Maschine. Sie könnten sie… in ihrer Hand halten. Vielleicht lag sie auf dem Tisch oder war auf den Boden gefallen?«
    »Nein«, sagte Lelila. »Um was handelte es sich?«
    »Um nichts«, sagte Rillao. »Nichts von Bedeutung.«
    Jenseits der Gruppe von Passagierfrachtern begann das Schiff der Firrerreo zu beschleunigen. Es bewegte sich langsam aus der Tanzformation der Schiffe, gewann so allmählich an Geschwindigkeit, daß die Bewegung kaum wahrnehmbar war. Die Beschleunigung würde zunehmen, Sekunde für Sekunde, Jahr für Jahr, bis das Schiff seinem Bestimmungsort mit einem meßbaren Bruchteil der Lichtgeschwindigkeit entgegenstürzen würde. Rillao beobachtete das Schiff. Sternenlicht glänzte auf seiner dunklen Flanke und überzog sie mit Silberstreifen.
    »Sie und Ihr Sohn sollten auf diesem Schiff sein?« fragte Lelila.
    »Ja…«, erwiderte Rillao.
    »Werden Sie sich wieder zu ihnen gesellen, wenn sie ihn zurückgeholt haben?«
    »Ich kann nicht so weit im voraus denken. Ich kann nur daran denken, ihn wiederzufinden.«
    Lelila erhob sich.
    »Wohin gehen Sie?« fragte Rillao.
    »Zu den anderen Schiffen. Um Leute aufzuwecken, um sie zu fragen, ob sie wissen, wohin wir uns wenden sollten. Und um sie zu befreien.«
    »Das wäre Zeitverschwendung.«
    »Sie zu befreien?« sagte Lelila laut.
    »Ja. Sie wissen nichts über ihre Entführer. Wenn Sie sie jetzt aufwecken, müssen Sie ihnen helfen, damit sie die Reise fortsetzen können. Das wird Tage dauern.«
    »Erwarten Sie von mir, daß ich sie hier zurücklasse – als treibende Wracks?« Die Überlegung, daß sie zu mitfühlend geklungen hatte, ließ Lelila hinzufügen: »Wenn ich sie befreie, werden sie wahrscheinlich… dankbar sein.«
    »Sie haben nicht die Ressourcen, um dankbar zu sein«, sagte Rillao. »Sie sind Flüchtlinge. Verbannte. Sie besitzen nichts, was Sie sich wünschen könnten – es sei denn. Sie wollen ihr Saatkorn haben.« Sie schnaubte. »Aber Sie können jederzeit zurückkommen, um es sich zu holen.«
    »Wieso können Sie sich so sicher sein, daß hier niemand weiß, wohin unsere Jagdbeute geflogen ist?«
    »Setzen

Weitere Kostenlose Bücher