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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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Sie sich, und ich werde es Ihnen sagen.«
    Widerwillig setzte sich Lelila auf die Stuhlkante. Ihre Nerven kribbelten, als würden sie bis über die Haut hinausreichen. Sie machten sie ruhelos und sensibel. Wenn sie versuchte, sich dieser Sensibilität zu bedienen, verfiel sie in jene Verzweiflung, die ihre vorherige Identität ergriffen hatte. Nachdem sie in die Wildnis der dahintreibenden, sterbenden Schiffe eingetreten war, hatte ihre Sensibilität ihr nicht nur nichts genutzt, sondern sie dazu auch noch bestraft.
    Lelila, die Kopfgeldjägerin, sehnte sich nach Aktionen, nach irgendwelchen Aktionen, die sie davon abhielten, sich zu erinnern.
    Rillao schloß die Augen, holte lange und tief Luft und begann zu sprechen.
    »Ein böser Mann – ich werde Ihnen seinen Namen noch sagen – bemächtigte sich der Schiffe, die hier in dieser Wüste dahintrieben. Er glaubte, das Recht dazu zu haben, weil er verantwortlich war für ihre Existenz. Er war verantwortlich für ihren Bau und dafür, daß die in ihnen eingekerkerten Leute verhaftet und verurteilt wurden. Jede Welt, die dem Imperator trotzte, sprach er schuldig.
    Dieser böse Mann – ich werde Ihnen seinen Namen noch sagen – sprach sogar seine eigene Heimatwelt schuldig. Seinen eigenen Planeten Firrerre! Und sein ganzes Volk.
    Er sprach Leute schuldig und schickte sie in die Wildnis, um neue Planeten zu kolonisieren.
    Er gedachte, sie in tausend Jahren wieder aufzusuchen und zu plündern, was sie geschaffen hatten.
    Denn, wissen Sie, dieser böse Mann – ich werde Ihnen seinen Namen noch sagen – glaubte, daß das Imperium tausend Jahre überdauern würde. Er glaubte, daß er tausend Jahre leben würde. Er glaubte, daß ihn die Nachkommen der Leute, denen er Übles angetan hatte, bei seiner Rückkehr aus der Erinnerung heraus als einen Gott ansehen würden. Als einen bösen und allmächtigen Gott, dem sie zu gehorchen hätten.
    Denn, wissen Sie, er war der Prokurator des Rechts im Dienste des Imperiums.«
    Rillaos ruhige Geschichtenerzählerstimme bebte bei dem Wort Recht vor Verachtung. Lelila nickte, und Geyyahab, der auf dem Fußboden neben dem Bett saß, schaukelte in grimmigem Verständnis hin und her. Der Prokurator des Rechts war eine schattenhafte, mysteriöse Gestalt gewesen, die während der Herrschaft des Imperators nie namentlich genannt oder im Bild gezeigt wurde.
    Seine Handlungen waren allerdings alles andere als mysteriös gewesen. Sowohl Lelila als auch Geyyahab erinnerten sich an das Recht und die Gerechtigkeit des Imperiums.
    »Aber seine Pläne gingen schief. Das Imperium fiel! Seine Macht schwand dahin. Aber er flüchtete, und seine Ressourcen blieben intakt: Sein Reichtum, seine Speichellecker und vor allem sein eigener kleiner Planet, ein Weltschiff, das zwischen den Sternen reisen kann.
    Er brachte die Passagierfrachter auf, die er in die Leere geschickt hatte. Er schleppte sie in den Hyperraum.
    Er wollte keine tausend Jahre warten. Er wollte sie jetzt plündern!
    Er hätte seine ehemaligen Gefangenen befreien können. Er hätte sie zu ihren Heimatwelten, zu ihren Familien zurückbringen können. Er hätte sich der Gnade der Neuen Republik ausliefern können, von der es heißt, daß sie barmherzig ist…«
    Lelila blickte Rillao hinter ihrem Haarvorhang scharf an und suchte nach Anzeichen des Erkennens, stellte jedoch keine fest.
    »… und vielleicht wäre ihm vergeben worden.
    Aber dieser böse Mann – ich werde Ihnen seinen Namen noch sagen – bat nicht um die Gnade der Republik. Er schleppte die gekaperten Frachter in den Hyperraum und brachte sie hierher. Er ließ die Passagiere schlafen und ahnungslos bleiben. Er besucht sie. Er kreuzt zwischen den Schiffen wie der rachedurstige Gott, der er sein wollte. Er wählt Kinder aus und bringt sie weg, um sie in die Sklaverei zu verkaufen.
    Manchmal weckt er die Eltern auf und sagt ihnen, daß er ihre Kinder verschleppt. Die Erwachsenen sind nämlich Rebellen, und er möchte sie zerbrechen. Dann könnte er auch sie verkaufen.
    Er lebt im Luxus und plant die Wiedergeburt des Imperiums. Er plant seine Herrschaft über das Neugeborene Imperium! Sein Name ist… Hethrir.« Sie sprach den Namen mit einem Grollen aus.
    Rillao lächelte mit grimmiger Befriedigung, als sie den Namen des Prokurators offenbarte. Sie faltete die Hände, fertig mit ihrer Geschichte.
    »Ist das… ist das auch mit Ihnen passiert? Er hat Sie gezwungen, die Verschleppung Ihres Sohns mit anzusehen?«
    »Es ist

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