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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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gab, dass er liebte und verlor und die Seelenreiter mit gutem Grund hasste. Und doch verstand ich ihn nicht. Es gab immer wieder Menschen, die ich wegen ihrer Güte bewunderte. Ich war dazu zu eigennützig, zu sehr auf mich bedacht. Es gab Dinge, die ich nicht tun würde, weil ich sie nicht ertragen konnte: die Berufung eines Priester etwa oder die eines Medikus, der immer wieder dem Leid anderer gegenüberstand und helfen konnte, die Pein aufzunehmen und zu tragen … wie Devon, der Schiffarzt der Schneevogel , der unermüdlich in seiner blutigen Hölle unter Deck zu retten versuchte, was zu retten war, und auch mir das Leben wiedergab. Wo nahmen diese Menschen die Kraft her, ständig zu entsagen und sich in den Dienst anderer zu stellen? Nach dem, was ich über Askannon gehört hatte, hätte er Priester werden sollen oder Arzt. Als Serafine als Kind herkam, herrschte der Kaiser über ein Reich, in dem die Künste blühten und Frieden herrschte. Was war er für ein Mann, dass er Serafine als Erstes diesen Garten zeigte? Ich öffnete den Mund, um sie zu fragen, erinnerte mich dann aber an die Regel. Dafür war noch Zeit, wenn wir den Pavillon erreichten.
    Wir gingen weiter, langsam und beständig. Unsere Schritte in der Stille und die Nacht, die Sterne auf Soltars dunklem Tuch – all das kam zusammen und brachte mich nach und nach zur Ruhe. Fast war ich überrascht, plötzlich die weißen Stufen des Pavillons vor mir zu sehen, und als ich meinen Fuß darauf setzte, fühlte ich, wie die Luft wärmer wurde, und über uns, in der flachen Kuppel, begann eine der magischen Kugeln sanft zu glühen und erlaubte mir den Blick auf steinerne Bänke und Tische und eine Gestalt in einer weiten, dunklen Robe und mit angezogenen Knien, um die sie ihre Hände geschlungen hatte.
    Sie drehte den Kopf, sah ohne Überraschung auf zu uns und seufzte leise. »Finna«, meinte Asela ruhig, »warum störst du meine Ruhe?«
    »Du hast uns lange kommen sehen«, meinte Serafine lächelnd und setzte sich ihr gegenüber auf die steinerne Bank. Ich tat es ihr gleich und stellte Seelenreißer neben mir ab. »Wenn du uns nicht sehen wolltest, hättest du uns leicht entgehen können.«
    »Wohl wahr«, entgegnete Asela und setzte sich gerader hin. »Ich nehme an, ihr seid mit Fragen zu mir gekommen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich erhielt den Auftrag, Euch zu stellen und zu richten.«
    »Zu richten«, wiederholte sie mit belegter Stimme. »Für die Schuld, die ich auf meinen Schultern trage, müsstet Ihr das tausendmal tun, und es wäre noch nicht genug.« Sie lächelte ein wenig. »Nur zu, Lanzengeneral. Ihr findet mich in einem schwachen Moment. Ich habe keine Lust, mich noch dagegen zu wehren. Soll ich niederknien, um es Euch zu erleichtern?«
    »Das wird nicht nötig sein«, meinte ich bedächtig. »Der Auftrag ist der, eine Nekromantin zu richten. Ihr seid nicht mehr verflucht. Askir will Euren Kopf, aber ich denke, er bleibt besser auf Euren Schultern. Euer Wissen über den Feind kann alles entscheiden.«
    »Meint Ihr?«, fragte sie. »Ich kann Euch manche Fragen beantworten, aber ob Euch das nützt, bezweifle ich doch sehr.« Sie wies auf Kelche und eine Flasche auf dem Tisch, die ich vorher nicht gesehen hatte. »Mondtau Elfentropfen«, verkündete sie. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du ihn gern getrunken, Serafine.«
    Serafine nickte und griff nach der Flasche. Wir warteten schweigend, bis sie uns eingeschenkt hatte.
    »Auf die Eulen, das Reich und unseren Kaiser«, prostete Asela und erhob ihren Becher. »Möge uns der Frieden erhalten bleiben.« Sie trank einen großen Schluck. »Ich hatte vergessen, wie er schmeckt. So süß, aber ohne dass er einem die Zähne verklebt. Also, ich habe noch etwas Zeit, stellt Eure Fragen.«
    »Zuallererst«, begann Serafine, »was ist dir zugestoßen?«
    »Da muss ich weit ausholen, Finna«, sagte Asela mit einem schiefen Lächeln. »Ihr wisst, dass es Orte gibt, an denen sich der Weltenstrom kreuzt?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Auch, dass man den Weltenstrom verlagern kann, sodass diese Orte wechseln?«
    Wieder nickten wir.
    »Einer dieser Orte befand sich auf einer fernen kleinen Insel im Süden. Ein wahrhaft trostloser Ort aus Vulkangestein, fern von allem, am Ende der Welt. Eine kleine Insel, unbewohnt und karg, die man Thalak nannte. Ein einzelner Strang des Weltenstroms führte dorthin, gerade genug für Askannon, um dort ein Tor zu errichten. Diese Insel war so weit entfernt, dass Askannon dachte,

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