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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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»Er sagt, die wahren Künstler wären jene, die Meißel und Hammer brauchen und solches vollbringen. Er hingegen bräuchte nur das Bild in den Stein zu pressen, wie es war, es bräuchte wenig genug an Kunst.«
    »Er belog dich, Finna«, sagte ich leise. »Ich schnitze selbst … die Kunst liegt nicht darin, wie man Meißel oder Messer führt, das ist Übung und kommt mit der Zeit. Die Kunst ist, das Bild zu sehen , das man schaffen will, die Finger folgen dann nur noch dem vorgegebenen Weg. Je klarer man das Bild vor dem inneren Auge sieht, umso klarer man mit diesem Bild bestimmen kann, was der Betrachter sehen und auch fühlen soll, desto größer ist die Kunst.«
    Sie sah nachdenklich zu dem Bildnis hoch und nickte dann. »Du magst damit sogar recht haben«, meinte sie dann. »Wie ist es mit dir? Du schnitzt, das weiß ich, aber was ist mit den frohen Künsten? Jerbil hat gesungen und auf der Flöte gespielt.«
    »Darin, wie auch in anderen Dingen, unterscheiden wir uns wohl beträchtlich. Wenn mir Seelenreißer nicht mehr hilft, halte ich Kolaron ein Ständchen«, versprach ich ihr lachend. »Wenn es auch sonst nichts gibt, das bringt ihn ganz gewiss ins Grab!«
    Sie lachte leise. »Ich spiele einiges an Instrumenten, und meine Stimme, sagte man, sei gut erträglich, möchtest du mich auch einmal singen hören?« Es klang ein wenig ängstlich, wie sie es sagte.
    »Gerne«, gab ich ihr leise Antwort. »Aber nur zu einem Zeitpunkt, an dem ich es auch würdigen kann … trage ich, wie so oft, finstere Gedanken in mir herum, wäre es verschwendet.«
    »So soll es sein«, lächelte sie. »Ich werde den passenden Moment abwarten, um dir zu singen. Bis dahin … was tun wir jetzt?«
    »Wir sollen Seelenreiter jagen«, sagte ich mit einem letzten Blick zum Kaiser hin. »Also bereiten wir uns darauf vor.«
    »Und wie?«
    »Zwei Dinge … wir überlegen uns, wie ein Verfluchter uns am besten schaden kann und sehen nach, ob es nicht einer gerade dort versucht. Das andere ist schwerer … Orikes teilte mir mit, dass wir uns demnächst auf vielen Bällen wiederfinden werden, da zur Zeit das meiste, was hier in Askir geschieht, dort entschieden wird.«
    »Verflucht«, meinte sie bestürzt. »Ich brauche neue Kleider!«
    Sie sah zu mir hin und schlug mir gegen den Arm. »Höre auf zu lachen, Havald, es ist mir wichtig!«
    »Ja«, gab ich schmunzelnd zu. »Ich wollte nur, dass das, was ich tun muss, so leicht wäre, wie neue Kleider zu finden.«
    »Was soll das sein?«
    »Ich muss tanzen lernen.« Ich hielt die Hand hoch. »Was ich jetzt nicht hören will, ist, welch begnadeter Tänzer Jerbil war!«
    »Nein«, lachte sie. »Er hatte gleich drei linke Füße … es müssen zumindest drei gewesen sein, so oft, wie er mich trat!« Sie legte ihre Stirn in Falten. »Ich muss Leandra aufsuchen«, meinte sie überraschend und sah aus, als wollte sie auf der Stelle losstürmen.
    »Warum sie?«, fragte ich Serafine.
    »Sie hat schon neue Kleider erhalten«, erklärte sie mir. »Also muss sie wissen, wo ich einen Schneider finden kann, und was das richtige Kleid für die entsprechenden Anlässe ist … Götter … ich glaube, ich brauche auch noch Schuhwerk!«
    Nekromanten, Attentäter, Priester eines dunklen Gottes, Sklavenhändler, Wyvern und Kriegsfürsten, Flutwellen und Schiffsuntergänge, jede nur denkbare Gefahr hatte Serafine mit einer bewundernswerten Gelassenheit gemeistert … ich konnte sie nur sprachlos ansehen.
    »Der Emir gab uns allen neue Kleider«, meinte ich verwirrt. »Warum hat sie neue machen lassen, vor allem, wann? Ich habe davon nichts bemerkt!«
    »Du hast auch nicht bemerkt, dass unsere Gewänder aus Bessarein für Askir ungeeignet sind. Was meinst du, was geschieht, wenn ich hier mit freiem Bauch auf einem Ball erscheine?«, teilte sie mir entnervt mit. »Zudem … die letzten fünf Mal, dass wir sie sahen, trug Leandra jedes Mal ein neues Kleid!«
    »Nein«, widersprach ich. »Gestern, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, trug sie sogar ihre alten Sachen, die sie anhatte, als sie den Hammerkopf betrat!«
    Sie blieb stehen und musterte mich mit einem ungläubigen Blick.
    »Havald«, lachte sie. »Es sah so aus . Aber glaube mir, alles von der Frisur bis hin zur Stiefelspitze war neu! Gut, die Stiefel nicht«, stellte sie richtig, »die sind aus Drachenleder und unzerstörbar. Aber der ganze Rest!«
    Ich ergab mich in diesem Kampf. »Gut, wenn du es für nötig hältst«, meinte ich und hob geschlagen die

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