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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zusammenträgt, abgleicht und sorgsam in Mappen niederschreibt, die Bilder, Skizzen, Zeugenaussagen, falsche Wechsel, peinliche Geständnisse und anderes enthalten?«
    »Nein«, sagte Orikes und blinzelte nicht einmal dabei.
    »Dann brauche ich Zugang zu seinen Unterlagen«, meinte ich.
    Er blinzelte erneut. »Ich werde sehen, was ich tun kann. Euer erster Ball ist heute. Die Aldaner geben ihn, und ich nehme an, Ihr wollt als Erstes wissen, wen Ihr dort antreffen werdet.«
    »Das wäre nützlich. Aber es geht mir um den Handelsrat. Ich will wissen, wer darin sitzt, wer mit wem Inzucht betrieben hat, wer wen gekauft hat, und wer es ist, der andere für sich sprechen und den Hals riskieren lässt. Welcher Sohn in einem Haus der Lüste Schulden hat, wer wen geschwängert und dafür bezahlt hat, dass ein anderer der Vater ist, wer lieber Flöte spielt als Geige … all das.«
    So oft wie in der letzten Zehntelkerze hatte ich ihn noch nie blinzeln sehen.
    »Flöte spielt?«, fragte er verwundert.
    Ich zeichnete die Form einer Geige in die Luft. »Die meisten Männer lieben diese Form«, erklärte ich ihm geduldig. »Andere spielen lieber Flöte …«
    »Oh«, meinte er, als er verstand, und hüstelte ein wenig. »Den Begriff kannte ich noch nicht.«
    »Wie nennt man hier die Flötenspieler?«, frage ich neugierig.
    Plötzlich schien ihm sein Stuhl unbequem. »Man nennt sie Astartebrüder«, meinte er und errötete tatsächlich ein wenig.
    »Aber Astarte hat nur Schwestern.«
    »Eben.«
    »Oh.« Gut, das lag auch nahe. »Ich brauche weiterhin die Zusage, dass Ihr auf meinen Wunsch begnadigt, ohne weitere Fragen zu stellen.«
    »Wen und wofür?«, fragte er, und ich schaute ihn nur an.
    Er seufzte. »Ich muss den Kommandanten fragen, aber ja, solange Ihr es nicht übertreibt. Sonst noch etwas?« Er wirkte leicht gereizt.
    »Die Handelsverträge der Reiche findet man wohl im kaiserlichen Archiv?«
    »Ja.«
    »Die Geheimverträge?«
    »Gibt es nicht.«
    »Wenn es sie gäbe, wo wären sie zu finden?«
    Er seufzte. »Ich werde mich darum kümmern.«
    »Ein Letztes noch. Ich brauche von den erlauchten Gästen dieser Bälle die Namen derer, die Waschweiber sind.«
    »Hat das auch zu tun mit …?«, fragte er zögerlich und wurde wieder rot.
    »Nein. Ich meine solche, die das, was sie hören, ungeprüft und unverblümt binnen einer halben Kerze einer Hundertschaft erzählen. Am besten solche, die behaupten, es alles selbst herausgefunden zu haben. Solche, die sich gut dafür eignen, Gerüchte in die Welt zu setzen.«
    »Ich verstehe«, sagte er. »Ich werde ihre Namen auflisten.« Er sah mich prüfend an und nickte. »Ich verstehe, was Ihr wollt, Lanzengeneral«, sagte er. »Ob Nekromanten oder nicht, sie sind wie feindliche Spione, und genauso fängt man sie auch.«
    »Das ist die Idee dahinter.«
    »Hm«, meinte er bedächtig. »Habt Ihr Erfahrung in dem Bereich?«
    Jetzt war es an mir zu seufzen. Ich hielt die linke Hand hoch und zeigte ihm den Ring der Rose. »Vor Eleonora diente ich fast dreißig Jahre lang ihrem Vater als Paladin des Reichs. Ein Paladin eines Tempels verteidigt seinen Glauben. Ein Paladin eines Königs verteidigt ihn und sein Reich gegen innere und äußere Feinde. Auch am Hof.«
    »Erklärt mir eines, Lanzengeneral. Alles, was ich von Euch weiß, spricht für einen eher einfachen Mann, der geradlinig denkt und handelt, der klare Regeln mag und lieber nach Weiß und Schwarz sortiert. Ich hielt mich für einen guten Menschenkenner. Wieso habe ich mich in Euch geirrt?«
    »Ihr haltet mich für einfach?«
    »Nicht im Geist«, beeilte er sich zu sagen. »In dem, was Ihr vom Leben wünscht.«
    »Dann habt Ihr Euch in nichts getäuscht«, meinte ich. »Aber bislang ist noch niemand, der je ein Pferd verlor, auf einem Wunsch dann heimgeritten.«
    Er spielte mit dem Federkiel in seiner Hand, schien nicht einmal zu bemerken, dass er Tropfen auf seine Notizen brachte.
    »Was ist geschehen?«
    »Pflichten, Stabsobrist. Ich wurde daran erinnert, dass es nicht nach meinen Wünschen geht.«
    Er lachte kurz auf. »Ich werde tun, was ich kann. In der Angelegenheit Eures … gesellschaftlichen Beraters … wendet Ihr Euch am besten an Rellin. Sie hat einen jungen Mann in der Legion, an dem sie schier verzweifelt.«
    »Und der soll mir nützlich sein?«
    »Er besitzt nicht das geringste Talent zum Kriegshandwerk, aber das, was Ihr wollt, bietet er in hohem Maße. Es ist fast eine Schande, dass er es sich so sehr wünscht,

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