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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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hing.
    Stabsobrist Orikes salutierte, ich tat es ihm nach. Leandra vollführte, vielleicht zum ersten Mal, seitdem ich sie kannte, einen tiefen Knicks.
    Der Kommandant hatte in der Mitte des Raums gestanden, als uns die Tür geöffnet wurde, jetzt erwiderte er den Salut, drehte sich um und ging die drei Schritte zu seinem großen leer geräumten Schreibtisch, um sich gegen ihn zu lehnen und uns erneut zu mustern.
    »Erhebt Euch«, sagte er zu Leandra. »Ich bin nicht von Adel, normale Höflichkeit tut es auch für mich.« Es klang nicht, als wollte er sie tadeln, dennoch wurde Leandra rot und erhob sich fast schon hastig, um dann gerade vor ihm zu stehen.
    Eine Vorstellung hielt er scheinbar nicht für nötig, denn er kam direkt zum Punkt.
    »Ich habe Eure Reise mit Interesse verfolgt«, sagte er, während Orikes seitlich von uns Aufstellung nahm. Der Raum war nicht sonderlich groß, vielleicht sechs Schritt im Rechteck, mit großen Fenstern an drei Seiten, von denen aus man die Stadt übersah. An der Wand rechts neben mir hing ein Plan der Reichsstadt, ein hohes Regal enthielt Karten, Schriftrollen und Bücher. Außer Rüstungsständer, Schreibtisch und Stuhl gab es nichts weiter zu sehen. Der Schreibtisch selbst war bis auf Tintenfässchen, Federn, Löschsand und ein kleines Federmesser leer.
    Keine Stühle für seine Gäste.
    »Gut, dass sie beendet ist«, fuhr er fort. Ich hatte den Faden verloren … Die Reise meinte er. »Schon kurz nachdem die Katastrophe geschah, wurden Stimmen laut, die Euch die Schuld am Untergang der Feuerinseln und an der Flutwelle gaben. Berichtet mir, was dort geschehen ist, beschönigt nichts. Wir müssen diesen Vorwurf widerlegen.«
    Ich räusperte mich, doch Leandra sprach zuerst. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass die Art des Kommandanten sie etwas aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, aber sie fing sich schnell. Sie begann bei dem Moment, in dem sie die Tür zum Vulkankegel geöffnet hatte, kurz bevor ich zu ihr stieß und dann unbedacht den Priester tötete, der sich unter Zokoras Kontrolle befunden hatte. Immer wieder hielt sie inne, schien auf eine Frage zu warten, doch es kam keine, nur einmal gab es eine ungeduldige Geste des Kommandanten, dass sie fortfahren sollte.
    Einmal unterbrach er sie dann doch, als sie davon berichtete, wie wir die Tür zum Torraum blockiert vorfanden, und fragte nach. Betreten erzählte sie davon, wie sie den Vogelkot und die verbrannten Balken aus dem Turm der alten kaiserlichen Wehrstation ins Unbekannte geschickt hatte. »Ihr fandet denselben Vogelkot dort in diesem Torraum wieder?«, fragte er, und sie nickte. Er trommelte mit den Fingern seiner linken Hand einen Moment auf die Tischkante, während er in Gedanken versunken schien, dann nickte er ihr zu. »Danke. Fahrt fort.« Er lauschte konzentriert, wie sie von dem Moment berichtete, als die Flutwelle die Schneevogel unter sich begrub.
    »Gut«, sagte er dann. »Damit ist das Wesentliche gesagt. Es gibt andere Entwicklungen, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Wendet Euch an Stabsobrist Orikes, wenn Ihr Fragen habt oder Unterstützung braucht. Sobald ich weiß, wie wir weiter vorgehen werden, werden wir uns zur Beratung zusammenfinden. Die Götter mit Euch.«
    Nicht nur Leandra hätte gern noch etwas gesagt, auch ich räusperte mich. Und diesmal wandte er sich mir zu.
    »Habt Ihr noch Wesentliches hinzuzufügen, Lanzengeneral?«
    Unter diesem Blick hätte ich beinahe gestottert. »Kommandant, es geht um diesen Ring, den ich trage.«
    »Was ist damit?«, fragte er nach einem achtlosen Blick auf meinen Finger.
    »Er steht mir nicht zu.«
    »Wenn er Euch nicht zustünde, würdet Ihr ihn nicht tragen. Die Zweite Legion ist noch nicht gerüstet für den Kampf, außerdem verbietet die Order des Kaisers einen Einsatz der Legion im Alten Reich. Für Euch gilt, dass ich Euch rufen lassen werde, wenn ich eine Aufgabe für Euch gefunden habe. Bis dahin achtet die Gesetze des Kaisers und bedenkt, dass ein General der Legionen, vor allem der Zweiten, in ganz besonderer Weise einsteht für den Kaiser und das Reich und keinem von beiden Schande bringen sollte.«
    Er verbeugte sich leicht vor Leandra und salutierte.
    Zusammen erwiderten Orikes und ich den Salut, machten auf dem Absatz kehrt und gingen mit Leandra zur Tür hinaus, die ein Adjutant für uns geöffnet hatte.
    Im Vorraum angekommen, bedeutete Orikes uns mit einer Geste, ihm zu folgen; es war nicht weit bis zu seinem Quartier, nur

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