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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zwanzig Schritte den Gang entlang. Dort schloss er die Tür von innen, und der betont neutrale Ausdruck auf seinem Gesicht wich einem Lächeln.
    »Das«, sagte er und atmete erleichtert auf, »lief weitaus besser, als ich zu hoffen wagte.«
    Ich fragte mich, ob er gerade dasselbe erlebt hatte wie ich. Ich hatte mich gefühlt wie ein grüner Rekrut, und viel hätte nicht gefehlt und meine Knie hätten unter dem Blick des Kommandanten geschlottert.
    »Ihr sagt, es wäre gut gelaufen«, meinte Leandra ungläubig. »Um der Götter willen, was geschieht mit jenen, denen er nicht so ›freundlich‹ gegenübertritt?«
    »Nun«, meinte Orikes erheitert. »Die Reaktionen sind unterschiedlich, wie die Menschen es nun einmal sind, aber es war mitunter schon recht peinlich zu sehen, was den Unglücklichen widerfuhr, die sich seinen Unmut zuzogen.« Er wies mit einer kleinen Geste zu dem Tisch, an dem wir vor nicht allzu langer Zeit gesessen hatten. Dort waren die Kannen und Becher gegen eine Glaskaraffe mit klarem Wasser und vier frische Becher ausgetauscht worden. Ich schenkte ihm, Leandra und mir von dem Wasser ein und reichte Leandras Glas an sie weiter.
    »Hattet Ihr den Eindruck, er wäre unfreundlich gewesen?«, fragte Orikes und schien die Frage ernst zu meinen.
    Ich bemerkte, dass Leandra einen Seufzer unterdrückte. »Unfreundlich, nein. Ihr hattet recht, uns zu warnen, er war … sehr direkt. Inwieweit ist es gut gelaufen? Ich habe doch nicht mehr getan, als ihm Bericht zu erstatten.«
    »Er war mit dem Bericht zufrieden und erleichtert, dass der Vorwurf, Ihr hättet die Flutwelle ausgelöst, unbegründet ist.«
    »Ist er das?«, fragte ich verblüfft, worauf mir Leandra einen scharfen Blick zuwarf.
    Orikes schien aus irgendeinem Grund erheitert. »Er hat so befunden. Andernfalls hätte er Euch in Ketten schlagen lassen und Euch sehr schnell den Prozess gemacht. So aber wird er den Handelsrat daran erinnern, dass es noch immer einen tödlichen Feind gibt, der uns bedroht.«
    »Das ist gut zu hören«, meinte Leandra, doch auch sie war verunsichert. »Wisst Ihr, woran er erkannt hat, dass wir keine Schuld an diesem Unglück tragen?«
    Orikes schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht, dass er sich dazu geäußert hat, doch Ihr könnt mir glauben, dass er von Eurer Unschuld überzeugt ist.« Er trank einen Schluck von seinem Wasser. »Eine Frage hätte ich an Euch, General. Wie kommt Ihr auf die Idee, dass Euch Ring und Rang nicht zustehen?«
    Einen Moment zögerte ich, doch er schien ernsthaft interessiert, und vielleicht war hier die Gelegenheit, dies in Ordnung zu bringen. So kurz wie möglich schilderte ich ihm, wie wir den Ring zusammen mit dem Banner der Zweiten Legion gefunden hatten, ich ihn mir gedankenlos angesteckt und es ab dem Moment bereut hatte, als ich in Fahrds altem Gasthof Schwertmajorin Kasale gegenüberstand.
    »Hm«, meinte er und musterte mich gründlich. »Was meint Ihr, habt Ihr Rang und Ring missbraucht?«
    »Ich hoffe nicht«, antwortete ich zögernd. »Es gab die eine oder andere Situation, in der es mir notwendig erschien, den Ring zu zeigen, doch ich habe sehr darauf geachtet, es nicht zu übertreiben.«
    »Abgesehen davon natürlich, dass Ihr die Zweite Legion wieder von den Toten habt auferstehen lassen«, befand Orikes.
    »Abgesehen davon«, gab ich betreten zu.
    »Ihr haltet Euch für ungeeignet?«, fragte er.
    Ich entschied mich, ihm ehrlich zu antworten. Es gab keinen Grund, es nicht zu tun; das Ganze war zu wichtig.
    »Ja. Mir fehlt das Talent für Strategie. Ich kann nicht einmal eine Karte lesen. Außerdem bin ich zu unentschlossen für einen General. Es dürfte mir schwerfallen, Soldaten in den Tod zu schicken, sie zu opfern, nur weil es die Situation verlangt.«
    »Ihr meint, dass es solche Situationen geben wird?«
    »Ohne Zweifel, Ser. Kein Krieg lässt sich anders gewinnen. Ein Heerführer darf nicht zögern, wenn es notwendig ist zu handeln. Er muss seine Truppen als Waffen sehen, nicht als lebende Menschen aus Fleisch und Blut. Dazu bin ich nicht geeignet.«
    »Und das ist Eure Begründung dafür, dass Ihr ungeeignet seid für den Posten?«, fragte Orikes.
    »Ja, Ser. Im Großen und Ganzen.«
    Ich war nicht sicher, aber mir schien es, als würde er ein Schmunzeln unterdrücken. »In Ordnung, General, ich werde dem Kommandanten Eure Bedenken vortragen.«
    Er stellte sein Glas auf einem Sims ab und wandte sich wieder an Leandra. »Wir werden unsere Unterhaltung morgen

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