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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Bolzen mit ihnen verschießen?«, fragte ich und gab ihm den Bolzen zurück.
    »Die Sehne ist aus geflochtenem Stahl und wird von diesen Federn hier gespannt, glaubt mir, Lanzengeneral, einen normalen Schaft wird sie zerfetzen.« Er sah zu der Waffe hin. »Die Sehnen sind die nächste Schwierigkeit, ich glaube nicht, dass noch jemand weiß, wie sie geflochten wurden. Aber wenn Ihr eine Waffe wollt, Lanzengeneral, die den Feind das Fürchten lehrt, hier habt Ihr sie.«
    »In der Tat«, stellte ich beeindruckt fest. »Doch Ihr sagt, es fehlt an Bolzen?«
    »So ist es. Ich habe nach ihnen gesucht, doch alle, die ich gefunden habe, befinden sich auf diesem Wagen. Die Kiste ist allerdings halb leer, mehr als dreißig sind es nicht.«
    Ich sah zu Serafine hin.
    »Ich werde mich darum kümmern«, versprach sie. »Doch das wird dauern.«
    »Es bestätigt eines«, sagte Santer nachdenklich, als wir nach oben gingen. »Die Eule sagt es immer wieder, die Macht Askirs war nicht auf Magie gegründet, sondern auf Wissen.« Er seufzte. »Ich wollte, wir wüssten, was wir alles vergessen haben.«
    Der Zeugwart zeigte mir noch die kleineren Bolzenwerfer, die auch Bolzen mit Holzschaft verschießen konnten, Waffen von der doppelten Reichweite einer Armbrust, eine solche hatten wir in der Donnerfeste gefunden. Varosch war betrübt gewesen, sie zurückzulassen, nun, jetzt wusste ich, wie ich ihm einen Gefallen tun konnte.
    Schließlich aber fanden wir auch das, was ich gesucht hatte. Sauber aufgereiht lagen sie in den Regalen, Armbrüste mit jeweils zwei Bögen, die gleichzeitig mit einer Kurbel gespannt werden konnten.
    »Wie viele habt Ihr noch von diesen?«, fragte ich, während ich eine dieser Waffen in meinen Händen wog, die kaum schwerer war als eine normale Armbrust.
    »Etwas mehr als fünfhundert«, teilte mir der Zeugwart mit.
    »Ich denke«, sagte ich, »das dürfte reichen.«
     
    »Sag«, fragte Serafine, als wir das Zeughaus verließen, »was hast du mit diesen Waffen vor?«
    »Es wird brauchen, bis die Legion marschiert«, antwortete ich, während meine Gedanken rasten. »Aber das bedeutet nicht, dass wir untätig sein müssen. Eine kleine schnelle Einheit, gut ausgerüstet, am besten noch beritten, kann beim Feind enormen Schaden anrichten. Denn zumindest eines haben die Legionen des Feindes mit den unseren gemein, sie sind unbeweglich wie ein Stein. Wir bräuchten nur noch jemanden, der gewitzt und verschlagen genug ist, dem Feind ein ordentlicher Dorn zu sein.«
    »Wir könnten Orikes fragen«, schlug sie vor.
    »Das wird nicht nötig sein.« Ich dachte an einen gewissen Schwertmajor, den ich in Aldar kennengelernt hatte. »Ich weiß schon, wen man dafür nehmen kann.« Ich seufzte. »Doch das ist für später. Jetzt gilt es erst, uns einen Nekromanten zu erhaschen.«

32. Helgs
     
    Der Kaufmann Helgs wohnte in einem der Häuser, wie sie für Askir üblich waren: von viereckigem Grundriss, mit insgesamt zwei Stockwerken und mit hohen, glatten Außenwänden, die erst im ersten Stock kleine Fenster aufwiesen, die zu einem Innenhof hin offen waren. Das Tor zum Hof und dem Durchgang, von dem aus man in das eigentliche Haus gelangte, bestand aus stahlverstärkten Eichenbohlen.
    »Er hat vier Wachen, einen Koch, drei Diener und zwei Sklavinnen«, las Santer von einem Schreibbrett ab.
    »Ich dachte, Sklaverei wäre in Askir untersagt?«, fragte ich erstaunt. Santer nickte.
    »Das ist sie auch. Aber nicht in den anderen Reichen. Gerade in Rangor ist es noch verbreitet, sie haben für ihre Minen einen großen Bedarf an ihnen. Wenn sie die Sklaven mit nach Askir bringen, sind uns die Hände gebunden. Sie haben hier das Recht, sich freizukaufen, aber mehr können wir nicht zun.«
    »War das zu deiner Zeit auch so?«, fragte ich Serafine, doch sie schüttelte den Kopf. »Des Kaisers Gesetz galt damals für alle Reiche.«
    »Woher bekommen sie die Unglücklichen?«
    Santer zuckte die Schultern. »Manchmal von den Barbaren. Meist sind es Verbrecher, die sich so von kleineren Vergehen freikaufen. Oft aus Bessarein, dort ist es noch üblich, dass Eltern ihre Kinder verkaufen, wenn sie diese nicht ernähren können. Die meisten weiblichen Sklaven kommen von dort her.«
    Die Seras aus Bessarein wurden oft wegen ihrer Schönheit geschätzt. Wahrscheinlich, dachte ich bitter, kaufte man sie nicht zur Feldarbeit.
    »Es ist eine Schande«, unterbrach Desina leise. »Aber wir sind nicht wegen der Sklaven hier.« Sie sah zu Santer hin.

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