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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Geste auf die prunkvolle Umgebung hin. »Ihr seid hier, das spricht dafür, dass Ihr Kalifa sein werdet. Aber ich habe noch nichts Offizielles darüber gehört.«
    »Es ist beschlossen«, sagte sie mit rauer Stimme. »Niemand wird es wagen, sich noch gegen mich zu stellen. Das ist genau das Problem. Es geht die Geschichte um, dass Ihr, Havald Bey, als Engel Soltars und in meinem Auftrag Janas bestraft habt, weil es sich gegen mich auflehnte. Jetzt wütet dort auch noch die Pest. Tausende sind schon gestorben, und es werden immer mehr. Was einst die stolze Stadt des Turms war, ist nun eine Stadt der Toten. Wir sind dem Rat der Priester gefolgt und haben die Stadt abgesperrt. Unsere Bogenschützen erschießen jeden, der sie verlassen will. Wer von den Soldaten erkrankt, legt Rüstung und Waffen ab und geht in die Stadt hinein, um zu helfen, solange er noch lebt. Ja, ich werde Kalifa sein, aber man hat mir bereits einen neuen Titel verliehen: Herrscherin der Pest.« Sie sah auf ihre Schale herab und stellte sie beiseite. »Wir sind gekommen, wie ich es Euch versprach. Ich werde im Kronrat für Euch sprechen, aber der Preis … der Preis ist viel zu hoch.«
    Als sie wieder aufsah und den Schleier zurückschlug, sah ich neben einer neuen tätowierten Träne unter ihrem Auge auch echte Tränen.
    »Ich hatte mir vorgenommen, eine gute Herrscherin zu sein, Krieg und Zwietracht in Bessarein zu beenden, und ich dachte, man würde mich lieben. So war es doch, nicht wahr?«, sagte sie traurig und sah Hilfe suchend zu Armin hin.
    »Ja«, bestätigte er leise. »Sie liebten die stolze Löwin, und sie werden es auch wieder tun.«
    »Ich glaube nicht mehr daran«, entgegnete Faihlyd mit belegter Stimme. »Ohne den weisen Rat meiner Großmutter fühle ich mich verloren.« Sie sah mich mit ihren dunklen Augen an. »Ich will wissen, ob Ihr es wart, die Janas verwüstet habt? Habt Ihr es getan, um mir zu Diensten zu sein?«
    »Nein«, widersprach ich überrascht. »Niemand hätte das vermocht. Der Vulkan brach aus, als wir die Insel schon verlasen hatten. Nur die Götter gebieten über so etwas.«
    »Seid Ihr sicher?«, fragte sie. »Habt Ihr es auch nicht aus Versehen ausgelöst?«
    »Wir haben nichts getan, das diese Folgen hätte haben können«, erklärte Leandra ruhig. »Es gab eine mächtige Magie dort, die den Vulkan seit Jahrhunderten oder noch viel länger gefangen hielt. Hoheit, ich schwöre Euch, als wir gingen, war diese Magie vollends unverändert und genauso mächtig wie zuvor. Ich kann Euch nicht beschreiben, wie stark diese Macht war, dagegen sind meine eigenen bescheidenen Kräfte nicht mehr als ein Sandkorn in der Wüste. Wir waren es nicht, Hoheit, ich schwöre es auf Steinherz, wenn Ihr wollt.«
    »Ja, schwört!«, forderte Faihlyd, und Leandras Augen weiteten sich.
    Sie stand auf, zog Steinherz aus der Scheide und streckte auf bedrohliche Weise die Klinge von sich. »Ich schwöre auf Steinherz, dass nichts, was wir taten, diesen Ausbruch hervorgerufen hat, bei Boron, Soltar und Astarte!« Steinherzens Klinge leuchtete leicht auf, weiter geschah nichts, außer dass Leandra das Schwert wieder in die Scheide rammte und hart neben sich auf den Boden stellte.
    »Bist du zufrieden, Faihlyd?«, fragte Serafine kühl. »Dachtest du wirklich, sie würden so weit gehen?«
    »Entschuldigt«, sagte Armin hastig. »Wir wollten sicher sein.«
    »Nein«, meinte Faihlyd und legte eine Hand auf seinen Arm. »Entschuldige dich nicht, Gemahl. Sie hätte an meiner Stelle den gleichen Schwur gefordert. Sie hat ihn selbst angeboten. Jeder von ihnen versteht, warum ich sicher sein will.« Sie sah uns nacheinander an. »Kein gekröntes Haupt besitzt Freundschaft im Übermaß. Freunde aber kann man direkt angehen und zur Rede stellen, ihnen in die Augen sehen und sie befragen, und sie werden ehrlich zu dir sein. Freunde nehmen es dir auch nicht übel, wenn der Schmerz aus dir spricht. Freunde entzweit so etwas nicht. Sind wir Freunde?«
    »Bei meinem Volk heißt es, Freunde wären die, die am leichtesten mit ihrem Dolch an deine Kehle kommen«, sagte Zokora kühl. »Ich denke, wir alle spüren den kalten Stahl. Es kommt darauf an, wie tief du schneiden willst, Faihlyd.«
    »Gar nicht«, sagte Faihlyd. »Es liegt eine harte Weisheit in Euren Worten, Essera. Aber ich will keinen Dolch führen müssen, wenn ich meine Freunde zu einem Essen einlade.« Sie sah sich in dem prunkvoll eingerichteten Raum um. »Als wir ankamen, gingen die Diener und

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