Der Kronrat (German Edition)
verdanke Euch viel. Ohne Euch wäre meine Liebe, mein Leben und auch meine Krone verwirkt gewesen.« Sie tauschte einen Blick mit Armin, dann nickte sie entschlossen. »So sei es. Wenn es einen Kaiser gibt, dann wird mein Schwur der sein, dass ich mein Haupt vor ihm beuge und mit ihm gegen diesen Nekromantenkaiser in die Schlacht ziehe. Ich schwöre es bei der Liebe, der Gerechtigkeit und dem Leben.«
»Oh, Götter«, hauchte Armin. »Esseri, was habt Ihr getan?«
Ich sah auf den Ring der Rose herab, dann begegnete ich Armins Blick. »Das, was nötig ist.«
Es war spät, als wir gingen, den Kopf voll von düsteren Gedanken. Wie man es auch drehte und wendete, keines der Reiche konnte Kolaron allein trotzen. Es brauchte eine neue Allianz, so viel war sicher, eine, die enger zusammenhielt, und Truppen, die unter einem einzigen Befehl stehen mussten.
»Wie konntest du?«, fragte Leandra auf dem Weg zurück. »Dies ist ein Versprechen, von dem du doch nicht weißt, ob du es halten kannst!«
»Er meinte jedes Wort«, sagte Varosch rau. »Er meint es so und will sein Versprechen halten.« Er sah zu mir hin. »Du solltest es ihr sagen.«
»Was?«, fragte Leandra, während Serafine die Augen schloss.
»Havald wird von dir das Gleiche fordern«, sagte Zokora ruhig. »Nur wenn sich jeder beugt, kann es so geschehen, wie er versprach. Jeder … also auch du.«
Leandra blieb stehen und sah mich mit ihren violetten Augen an. »Ist das wahr? Forderst du den gleichen Schwur von mir?«
»Ja«, sagte ich. »Aber du hast ihn schon geleistet. Auf Steinherz hier.« Ich hob die linke Hand mit dem Ring der Rose. »Auch ich tat es bereits. Ich schwor, das Reich und den Thron von Illian gegen jede Gefahr zu schützen. Dies ist der Weg.«
»Bist du dir sicher, Havald?«, fragte Serafine leise. »Weißt du, was du da tust?«
»Nein«, sagte ich. »Ich weiß nur eines: Dass ich den falschen Gott zerstören werde.«
»Es bleibt dir keine andere Wahl«, meldete sich Zokora zu Wort. »Du wirst es tun müssen. Leandra.«
»Das ist leicht gesagt«, fuhr Leandra auf und bedachte die dunkle Elfe mit einem zornigen Blick. »Was würdest denn du in meiner Lage tun?«
»Oh«, meinte Zokora und lächelte ein wenig. »Ich habe es schon längst getan. Ich versprach mein Haupt zu beugen, dafür erhält mein Volk einen Weg zurück ins Licht.« Sie sah hoch zu den Sternen und dem schwach leuchtenden purpurnen Band, das im Süden die Nacht beherrschte. »Alleine dieser Anblick ist es wert.«
Später, in der Zitadelle, kam Serafine noch mit in mein Quartier. Sie schloss die Tür und sah mich dann lange an. »Ich weiß nicht, warum ich dir folge, Havald«, sagte sie dann leise. »Dies hat mit der Liebe nichts mehr zu tun. Ich fühle sie noch immer, doch jetzt habe ich Angst vor dir. Du bist mir unheimlich geworden.«
»Ja«, seufzte ich. »Ich kann es sehen. Ich weiß auch, wie du dich fühlst, mir geht es nicht viel anders.«
»Du bist dir selbst unheimlich?«, fragte sie erstaunt, und ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kenne mich, ich weiß, was zu tun ist. Es ist Zokora, die mich erschreckt. Es ist, als ob sie von Anfang an das Muster kannte, das sich mir jetzt erst langsam enthüllt.«
»Wann?«, fragte sie. »Seit wann denkst du, dass sie all dies schon wusste?«
»Seitdem wir im Hammerkopf über Hunde gesprochen haben«, meinte ich rau. »Sie ist die Hohepriesterin der Solante, verfügt über altes Wissen und mächtige Gaben, vielleicht sah sie deshalb so vieles schon so früh. Ich weiß nur, dass ich sie nicht fragen werde, es führt zu nichts, sie wird mir eine wahre Antwort geben, aber keine, die ich verstehen kann.«
»Du meinst wahrhaftig, das ist der Weg?«, fragte sie.
»Ich sehe keinen anderen.«
»Dann will ich hoffen, dass dich Soltar wahrhaftig lenkt«, sagte sie leise. »Der Götter Gnade mit dir, Havald … und gute Nacht.«
Sie sah mich ein letztes Mal an und trat dann durch diese Tür, ließ mich allein zurück.
Ich ging zum Fenster und blickte hoch zu Soltars Tuch. Ich suchte und fand den Leitstern, den er den Menschen gegeben hatte, um ihnen auch in der Nacht den Weg zu weisen.
Dann nahm ich Papyira und Feder und fing an, lange Briefe zu schreiben, die ich mehrfach siegelte, zuletzt mit dem Ring der Rose. Wenige Momente, nachdem ich den Klingelzug betätigt hatte, stand ein Sergeant der Federn vor mir und nahm die Briefe entgegen.
Seine Augen weiteten sich, als er sah, an wen ich das oberste Schreiben
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