Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
»Ich nehme Euch den Blutzoll also nur sehr mäßig übel.« Er ließ sich schwer auf die Bank mir gegenüber fallen und fuhr mit den Händen durch sein kurzes Haar. »Trotzdem, wir sind so wenige, dass jeder einzelne Verlust uns nur umso härter trifft.«
    Ich fragte mich, ob Prinz Tamin das auch so sah. Ohne die kaiserlichen Lanzen, vor allem aber ohne die Bolzen unserer Seeschlangen, wäre der Blutzoll noch höher ausgefallen. Ich hatte meine Zweifel, ob die Aldanen wahrhaftig so gerne für die Ehre starben. »Ich sah noch nie ein derartiges Gemetzel«, riss mich Blixens Stimme aus meinen Gedanken. Er klang fast vorwurfsvoll dabei.
    »So bald werdet Ihr einen solchen Kampf auch nicht wieder erleben, glaubt mir, der Feind wird die Lektion sehr schnell lernen.«
    Hoffentlich nicht schnell genug. Ich dachte an die Wyvern, die entkommen waren. Vielleicht wusste der feindliche Kriegsfürst jetzt schon, was mit seiner Vorhut geschehen war. Dieser Pass war eine Einladung zu einem Hinterhalt, das musste auch er wissen. Also würde er Wyvern ausschicken, um den Pass abzusuchen, die beiden verlassenen Wehrstationen wahrscheinlich auch besetzen. Zumindest hätte ich es so gemacht. Es müsste reichen, damit er sich sicher wähnen konnte, dass dort niemand auf ihn wartete. Götter, dachte ich verbittert, ich wünschte mir, ich hätte nur einen einzigen Greifenreiter zur Verfügung, nur damit ich wissen konnte, ob der Feind auch tat, was ich mir von ihm erhoffte!
    Korporal Aren von den Federn war dafür gestorben, dass Hochkommandant Keralos meine letzte Nachricht erhielt. Wenn ihn das nicht zum Handeln zwang, dann war dem Mann nicht mehr zu helfen. Und auch nicht uns.
    »Wir sollten dies auch tun«, sagte Blix jetzt und löste die Riemen seiner Rüstung. »Eine Lektion daraus ziehen«, erklärte er, als er meinen fragenden Blick sah. »Es waren die Seeschlangen, die den Tag gerettet haben. Selbst in meiner Rüstung wollte ich einen solchen Todesregen nicht erleben!«
    »Wir fanden Feinde, die von einem Dutzend Bolzen an den Boden genagelt waren«, ergänzte Grenski, die sich selten genug zu Wort meldete.
    »Ja«, sagte ich schwer. »So war es auch gedacht. Habt Ihr den Kriegsfürst gefunden?«
    »Wir fanden ihn. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht doch noch lebte, ich musste viermal zuschlagen, um ihm den Kopf zu nehmen. Wir haben, wie befohlen, den Galgen aufgestellt und ihm den Kopf mit der Rune eingebrannt dort hingelegt.«
    »Gut«, sagte ich. »Teilt Euren Leuten mit, sie mögen, so gut es geht, Ruhe und Erholung finden. Sagt Ihnen, gut gemacht, und dass ich es ihnen nicht vergessen werde.«
    »Und Ihr?«
    »Wir brechen zur dritten Glocke auf.«
    »Wohin?«
    »Nach Askir, Schwertmajor«, sagte ich müde. »Es geht nach Hause.«

46. Der Stolz Aldars
     
    »Wenn ich es also richtig verstehe, General«, meinte der Prinz etwas später, »wünscht Ihr, dass wir mit Euch reiten sollen?«
    Natürlich waren sie zur dritten Glocke nicht bereit gewesen. Als wir dann zur Kronburg ritten, bat man uns höflich und bestimmt, dem Prinzen unsere Aufwartung zu machen.
    Man hatte uns durch lange dunkle Gänge geführt, breite Treppen hinauf und in den Wehrturm hinein, wo sich das Quartier des Prinzen befand. Der Raum, in dem wir nun standen, war mit schweren Möbeln ausgestattet, mit Teppichen, die der Wand die Kälte nahmen, und Kerzenständern in jeder Ecke. Vor uns auf dem mächtigen Tisch, der einem Schlachtschiff glich, standen zwei angebrochene Flaschen Wein. Die Becher hatte er an uns verteilt, der letzte war für die junge Frau mit blonden Haaren und strahlend blauen Augen, Baronetta Levin, unverkennbar die Schwester des Baronets von Freise. Sie trug die hier in Aldar üblichen hochgeschlossenen, aber eng an der Figur geschnittenen Gewänder, saß ruhig in ihrem Stuhl, hielt den Becher lose in der Hand und betrachtete alles aufmerksam. Der Prinz hatte sie weder vorgestellt noch eine Erklärung für ihre Anwesenheit gegeben, für einen Aldane war es durchaus bemerkenswert, dass sie überhaupt anwesend sein durfte. Andererseits war sie die Tochter des Regenten und seine Cousine. Obwohl sie ruhig und bescheiden dort saß, spürte ich, dass sie durchaus ernst zu nehmen war.
    Serafine übersah der Prinz ebenfalls geflissentlich, nur bei Zokora brauchte es einen Augenblick länger, bevor ihm einfiel, dass sie gar nicht anwesend war.
    Immerhin hatte er den »unsichtbaren« weiblichen Gästen ebenfalls einen Kelch angeboten.
    »Genauso

Weitere Kostenlose Bücher