Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
weiterloderte.
    Die Balliste brannte bereits, doch ein beherzter Soldat trat an sie heran und schoss den brennenden Bolzen ab, es war ein ungezielter Schuss, doch die Wirkung ließ an die Gunst der Götter glauben, dort hinten in dem Lager waren drei Offiziere auf ihre Pferde aufgestiegen. Der Bolzen flog so tief über unsere Reihen hinweg, dass ich sah, wie sich die Legionäre duckten, doch er traf und durchbohrte die drei Offiziere in dem Moment, in dem sie in einer Reihe standen. Einen von ihnen hatte ich gestern schon gesehen, den Kriegsfürst, der dort das Kommando hatte. Trotz des Drachenfeuers regte er sich länger als die anderen, doch dann fiel auch er im Feuer hin.
    »Habt Dank dafür, Soltar«, sagte ich leise, doch es war noch lange nicht vorbei.
    Die Brandbolzen der Armbrustschützen brachten nicht nur das Feuer, sie selbst richteten unter dem Feind auch Schaden an, waren vielleicht die größere Gefahr als die Ballistenbolzen.
    Das erkannte auch der Feind und schickte sich an, gegen sie zu stürmen, doch die Seeschlangen hatten Anweisung, weiter im hohen Bogen zu schießen und auf die Schilde und Rüstungen der Bullen zu vertrauen. Es war kein echter Ansturm, dazu behinderten die Gräben und die Spieße den Feind doch zu sehr, und bevor mehr als eine Handvoll der feindlichen Soldaten die Schilde von Blixens Lanze erreichten, ritten die Gardereiter ein, schlugen wie eine Sense zwischen dem Schildwall der Legionen und den Gräben in den Feind hinein.
    Vorne an der Straße, die vom Lager in unsere Richtung führte, sammelte ein entschlossener Offizier des Feinds die Männer zum Sturm, doch jetzt schlugen die Ballistenbolzen auch dort in flachem Winkel ein, sprangen wie ein flach geworfener Stein vom Boden ab und pflügten durch den Feind. Ordnung und Disziplin sind das Rückgrat jeder Armee. Für sich allein gelassen, will kein Soldat mehr sterben, und hier sah ich, wie hoch die Disziplin des Feindes war, dreimal versuchte sich dieser Ansturm neu zu formieren, bevor endlich die Moral zusammenbrach.
    Ich schluckte, als ich sah, was mit dem Feind geschah. Blix hatte recht behalten, die gut befestigten Stellungen wurden nun zu einem Gefängnis für den Feind, der sich kaum bewegen konnte, das ganze Lager wurde nach und nach zu einer lodernden Todesfalle. Wem es doch gelang, dem Inferno zu entfliehen, der wurde gnadenlos von den Aldanen niedergeritten.
    Immer wieder schossen diese Brandbolzen in die Luft, donnerten die Ballisten zu unseren Füßen … bis endlich, nach einer Ewigkeit, sich dort im Lager des Feindes nichts mehr regte; was eben noch ein Lager um einen kleinen Weiler gewesen war, brannte nun nur lichterloh.
    »Gebt den Befehl zum Vormarsch, die Seeschlangen sollen die Bullen decken und auf die Wyvern achten«, befahl ich heiser dem Soldat der Federn, der mit unbewegtem Gesicht den Befehl weitergab.
    Noch immer gab es vereinzelten Widerstand, durch mein Sehrohr sah ich die Schwerter auf und nieder fahren.
    Nach einer halben Ewigkeit, in der ich in diese lodernden Flammen starrte, wandte sich die Feder endlich zu mir hin.
    »Schwertmajor Blix meldet Vollzug.«
    »Danke«, sagte ich und schob mein Sehrohr zu. Der Prinz stand still neben mir, sah auf die fernen Feuer, die langsam niederbrannten.
    »Hier habt Ihr Euren Sieg, Hoheit«, teilte ich ihm rau mit. »Zur dritten Glocke reiten wir ab. Regelt bis dahin, wer an Eurer Stelle hier regiert, bis Ihr vom Kronrat zurückkehren könnt. Doch wir werden keinen weiteren Tag mehr warten … glaubt nur nicht, dass wir dies so schnell wiederholen können. Bis dahin, Hoheit«, ich salutierte knapp vor ihm, »wünsche ich Euch einen guten Tag.«
    »Jetzt kann es einer werden«, meinte Zokora.
     
    »Ein glorreicher Sieg, Ser General«, meinte Blix bitter, als er mit blutiger und rauchgeschwärzter Rüstung in die Messe am Stützpunkt kam. Grenski war wie üblich an seiner Seite, sie sah nicht besser aus als er und schien ihren linken Arm zu schonen. »War es denn wahrhaftig vonnöten, ihnen den Kopf zu nehmen?«
    »Ja«, sagte ich hart und dachte an Bilder in einem Traum zurück. »Glaubt mir, Schwertmajor, der Feind kennt diesen Anblick. Nur sind es seltener die eigenen Leute, die er so vorfindet. Sagt, wie hoch sind die Verluste?«
    »Wir verloren nur einen einzigen Mann, die Achte auch nur zwei. Wir haben die Aldanen für uns bluten lassen«, teilte er mir mit. »Sie haben fast zwanzig Mann verloren.« Ein schmales Lächeln huschte über seine Lippen.

Weitere Kostenlose Bücher