Der Kronrat (German Edition)
sind und noch etwas Zeit haben, sollten wir uns weiter austauschen«, sagte ich und hob die Hand, um die Schankmagd auf uns aufmerksam zu machen. »Außerdem habe ich großen Hunger und gedenke ihn zu stillen. Wenn Ihr uns noch etwas Gesellschaft leisten würdet?«
»Ich habe sogar den Befehl dazu«, lachte Santer. »Ihr habt sie ja gehört.«
Während wir aßen, unterhielten wir uns weiter. Kein Wunder, dass der Kommandant und Orikes erst einmal alles Wissen sichten und zusammenfügen wollten: Es war faszinierend zu erkennen, wer etwas wusste und wer nicht. Die magischen Tore, mit deren Hilfe unsere Reise erst möglich geworden war, waren ein gutes Beispiel. Wie Santer uns erzählte, hatte Desina erst kürzlich ein solches Tor entdeckt, aber es nutzte uns wenig, weil es im Turm der Eulen lag und nur für die Maestros zugänglich war. Santer war skeptisch, was die Tore anging. »Desina erklärte, man werde in einen Sack gepackt und an anderer Stelle ausgestülpt. Das ist mir nicht geheuer, da muss es einem doch schlecht werden, wenn einem das Innerste nach außen gedreht wird!«
»Einen Sack habe ich noch nie gesehen«, meinte ich. »Tatsächlich merkt man gar nichts davon. Plötzlich ist man an dem anderen Ort. Man muss nur aufpassen, dass nichts über den goldenen Rand am Boden herausragt, denn was darüber geht, wird abgeschnitten wie von einem Fallbeil.«
»Ihr meint also, es bestehe keinerlei Gefahr?«, fragte er und spielte unruhig mit seinem Becher.
»Die Tore waren Jahrhunderte in Gebrauch«, erklärte Serafine. »Wenn man die Strapazen unserer Reisen bedenkt, gibt es wohl keine sicherere Art, an einen anderen Ort zu gelangen.«
»Ihr müsst wissen, dass mir die Magie nicht ganz geheuer ist«, gestand Santer. »Es ist einfach so, dass ich sie nicht beurteilen kann. Gebt mir ein Schwert, und ich weiß, zu was es taugt. Bei Magie ist es anders. Sie scheint zu allem nütze zu sein, keine Grenzen zu kennen, und doch spricht Desina von Regeln, die, wenn man sie bricht, einen das Leben kosten können.«
Ich dachte daran, wie mir stets der Kopf schmerzte, wenn mir Leandra Magie erklären wollte, und konnte nur nicken.
Irgendwann kam dann die Sprache darauf, dass ein Schiff unter der Flagge Illians den Frieden gebrochen hatte.
»Ja, es gab ein Schiff, das unter dieser Flagge hier anlegte. Aber niemand wusste, was für ein Land das war«, berichtete Santer. »Der Kommandant hätte es wissen sollen, aber vielleicht erfuhr er gar nichts davon.«
»Was war mit dem Schiff?«, fragte Serafine an meiner Stelle. »Fuhr es in den Hafen ein und begann Bolzen zu verschießen?«
»Mitnichten. Es wurde nur dazu verwendet, ein paar Hundert denkende Echsen einzuschleusen, die zum einen für die Nekromanten Sklavenarbeit verrichteten und zum anderen den Angriff unterstützen sollten, indem sie Angst und Panik in der Stadt verbreiteten.« Santer kratzte sich gedankenverloren am Kopf. »Desina erschlug den Nekromanten, der die Echsen unter seinem Bann gehalten hatte, und sie wechselten die Seiten. Es scheint mir tatsächlich so zu sein, dass diese Nekromanten sich darauf verstehen, andere zu kontrollieren.«
»Echsen?«, fragte ich erstaunt.
»Ja. Ich will sie nicht Bestien nennen, weil sie denken können und an Götter glauben, aber sie sehen gruselig aus. Gut neun Fuß groß, mit einem Schwanz, den sie zum Schlagen benutzen, und Krallen, die einen guten Mann entzweireißen können. An die Zähne will ich nicht mal denken. Aber es ist ihnen hier zu kalt, sie beschweren sich darüber, dass sie sich kaum bewegen können, und es stimmt: Sie sind sehr langsam.« Santer schüttelte den Kopf. »Jetzt sind sie hier und schwören, dass sie auf unserer Seite stehen, und auch der Kommandant weiß nicht recht, was er mit ihnen anstellen soll. Sie sitzen in einem alten Gewölbe unter der Stadt und frieren.«
»Und dieses Schiff brachte die Kreaturen hierher?«, fragte ich nach. »Wisst Ihr, wo sie herkommen?«
»Nein«, sagte er. »Sie selbst wissen es auch nicht. Nur dass sie sehr weit von ihrer Heimat entfernt sind.«
»Aus unserer Heimat stammen sie nicht«, erklärte ich mit Bestimmtheit. »Das Schiff muss unter falscher Flagge gesegelt sein. Nun, davon war auch auszugehen. Nur verwundert es mich auch. Der Kommandant hätte aus unseren Berichten wissen müssen, dass mit diesem Schiff etwas nicht stimmen konnte.«
»Vielleicht hat man ihm auch nichts davon berichtet. Der Mann hat genügend zu tun, soll er auch noch jeden
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