Der Kronrat (German Edition)
Kolaron mit einem Blitz erschlagen?«
»Ja«, sagte sie. »Abgesehen davon.«
»Dass der Kaiser einen Plan besitzt, er wiederkommt und ihn am dritten Tag des Kronrats in die Tat umsetzt. Alles deutet darauf hin, dass er wusste, dass dieser Tag kommen wird, noch bevor er den ersten Federstrich des Vertrags ausführte.«
»Hast du eine Ahnung, was es ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste.«
Sechs Kerzen lang blieben die Tore verschlossen. Serafine und ich saßen in dem Garten, dessen Tor immer noch verschlossen war und über das wir vor den Augen zweier Bullen kletterten, die dort Wache hielten. Einer von ihnen verschränkte sogar für Serafine die Hände, damit sie es leichter hatte. Wir tranken Tee und aßen Honigkuchen, die Leandra von Faihlyds Fest mitgebracht hatte, und unterhielten uns über alles, nur nicht über das, was in der Zitadelle geschah. Etwas später gesellte sich Asela zu uns. Sie trug die Robe einer Eule, und zuerst hatte ich sie für Desina gehalten. Sie schien Ruhe gefunden zu haben, und wenn sie jetzt lächelte, bemerkte ich die Spuren der Schönheit, die man ihr stets nachgesagt hatte.
Ich nahm meine Pfeife, wanderte durch den Garten und ließ die Ruhe auf mich wirken, während Finna und Asela eine alte Freundschaft auffrischten.
Was den Kronrat anging, hatte ich keine weiteren Pläne, doch wenn es ausging, wie ich hoffte, gab es noch reichlich zu überlegen. Ich kehrte zu den beiden zurück und fragte Asela, ob es ein Tor zur Kronstadt von Illian geben würde.
»Ja«, sagte sie und schüttelte zugleich den Kopf. »Doch es ist uns verwehrt, der Weltenstrom fließt nicht mehr dorthin.«
»Dann müssen wir ihn dorthin leiten«, entschied ich.
»So einfach ist es nicht. Der Ort, an dem der Weltenstrom umgeleitet werden müsste, befindet sich tief in Feindesland.«
»Dann gehen wir dorthin«, beschloss ich, und Serafine seufzte.
»Ich zeigte dir den Garten auch, damit du Frieden finden kannst«, sagte sie leise. »Kannst du nicht für einen Moment den Krieg vergessen?«
Ich versprach es ihr und versuchte es auch redlich, während die beiden Seras sich unterhielten und ich meine Pfeife rauchte. Doch es gelang mir nicht.
»Es war«, berichtete uns Leandra später erschöpft, »eine Katastrophe. Prinz Tamin hielt sich sichtlich zurück. Er weiß, dass er bis zum dritten Tag warten muss, bis er Anklage gegen Rangor erhebt. Aber ich schwöre, ich konnte seine Zähne knirschen hören.«
»Ich gestehe, ich habe noch nie so viel Dummheit auf einem Haufen gesehen«, meinte Zokora, die eine Tasse Tee trank und sich von Varosch die Schultern massieren ließ. »Warum sind so viele Menschen eitel, dumm und kurzsichtig und dann auch blind vor Gier?«
»So ist es nicht », meinte Varosch und strich ihr sanft über das kurze Haar. »Es kommt dir nur so vor.«
»Diese sind es zum größten Teil. Die meisten von ihnen würde ich nicht einmal zu meinen Sklaven machen wollen!«
»Ich glaube, das ist auch besser so«, schmunzelte Serafine, und auch ich unterdrückte ein Lachen.
»Was ist geschehen?«, fragte ich, während ich mit dem Griff meines Dolchs den Zapfen in das schwere Bierfass schlug, das Ragnar mitgebracht hatte. Dann zapfte ich mir und Ragnar einen Krug. Er nahm ihn entgegen, setzte sich in eine Ecke, trank kurz und schloss dann die Augen.
»Varosch«, sagte Zokora. »Berichte du. Ich habe keine Lust dazu.«
»Zum Ersten«, sagte Varosch, »sollte man berichten, dass weder der Krieg noch Thalak noch der Angriff auf Askir Erwähnung fanden. Auch die Feindlegion, die im Eisenpass begraben wurde, fand keine Erwähnung. Der Marschall der Ostmark, Hergrimm, führte meist das Wort. Er sprach von Barbarenangriffen, von Verlusten, harter Bedrängung der Festungen und forderte von den anderen Reichen Unterstützung. Die beschwerten sich, dass die Last sowieso schon zu groß wäre, und sie Gold genug schicken würden. Dann gab es einen Streit um eine Mitgift, dann einen anderen um eine Mine, die unter der Erde zu weit getrieben worden wäre. Nach dem Marschall war Prinz Tamin von allen am forderndsten, er fragte danach, was die Allianz denn überhaupt noch ausmachte, und wurde mit schönen Worten abgetan.« Varosch schmunzelte ein wenig. »Es scheint, als ob ihn die anderen nicht sonderlich ernst nehmen würden. Einer warf ihm vor, doch besser bei seinen Schürzen zu bleiben.«
»Was geschah?«, fragte Serafine neugierig.
»Nichts«, meinte Leandra lächelnd. »Der
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