Der Kronrat (German Edition)
und bekommt drei Lagerhäuser hinzu. Augenblick, habt Ihr im Scherz gefragt?«
»Nicht ganz«, seufzte ich. »Ich habe das fast schon vermutet. Leutnant, hier.« Ich nahm ein Kästchen aus einer Lade, öffnete es und zeigte ihm die zwei kleinen goldenen Lanzeninsignien darin. »Dagegen hättet Ihr die Schwerter an Eurem Kragen eintauschen können.« Ich schloss das Kästchen und ließ es wieder in der Lade verschwinden. »Jetzt wird es etwas dauern. Und wenn Ihr mich noch einmal an Eurer Loyalität zweifeln lasst, kostet es Euch den Hals, und wenn ich ihn Euch selbst umdrehe. Geht jetzt zu Euren Eltern und richtet ihnen aus, dass das Gleiche auch für sie gilt. Wegtreten!«
»Ay, Ser! Lanzengeneral, Ser!«, rief er, salutierte, machte auf dem Absatz kehrt und floh.
Ich sah Serafine an, deren Mundwinkel zuckten, und seufzte.
»Glaubst du ihm?«, schmunzelte sie.
»Nicht ganz. Ich glaube vor allem, dass er sich für schlauer hält als wir alle zusammen. Ich sehe nur ein Problem darin.«
»Und das wäre?«, fragte sie lachend.
»Was, wenn er es ist?«
51. Herrscher der Reiche
Am nächsten Morgen standen wir gemeinsam auf einer Plattform im Zitadellenhof und salutierten den Herrschern der Reiche, als sie in den Kronrat Einzug hielten. Ein bunter Prunkzug mit Bannern, Flaggen, kostbaren Gewändern, freundlichem Lächeln und herrschaftlichen Grüßen.
Die Prozession hatte am Tempelplatz ihren Anfang genommen, wo die Priester den Herrschern ihren Segen gaben, dann durch dicht mit Menschen gesäumte Straßen ihren Weg zur Zitadelle gefunden, und auch hier gaffte jeder Soldat, der dienstfrei hatte, die hohen Herren an. Wieder herrschte eine Stimmung wie bei einem Fest. Tatsächlich schien das eine Fest in das andere übergangen zu sein.
Auch Leandra schritt dort unten vorbei, mit Zokora und Varosch an ihrer Seite. Im Vergleich zu anderen kam sie fast unauffällig daher und ohne Prunk, aber auch sie wurde bejubelt. Angus hinkte noch ein wenig und hatte glänzende Augen. Zwischen ihm und Ragnar ging Vrelda, strahlend und lächelnd. Faihlyd war die Ruhe selbst, und auch Armin tat, als wäre es nichts Besonderes, was sich hier abspielte.
Prinz Tamin hatte Baronetta Levin an seiner Seite, die Baronet von Freises Rollstuhl schob. Dass die beiden Geschwister waren, konnte man jetzt kaum übersehen. Auch der Prinz sah kurz zu uns hinauf und nickte mir knapp und grimmig zu.
Wir folgten den Herrschern in die Zitadelle, wo sie sich von dem größten Teil des Gefolges lösten, das schnatternd wie eine Horde bunter Gänse vor dem Tor des Thronsaals stehen blieb. Als der letzte der Gesalbten den Thronsaal betreten hatte, schlossen sich die schweren Tore mit einem dumpfen Schlag, der den Boden erzittern ließ.
»Was geschieht jetzt?«, fragte mich Serafine, als wir uns abwandten und gingen.
»Das weiß ich nicht.«
»Ich meinte, was sieht dein Plan vor?«
»Ich habe keinen«, sagte ich.
»Ich glaube gar«, sagte sie dann langsam, »du meinst das ernst! Seitdem wir hier in Askir sind, hast du gerührt und geschoben, und jetzt sagst du, dass du nichts weiter vorgesehen hast?«
»Ich folgte nur einem einfachen Prinzip: Hole an Freunden heran, was möglich ist, rüste sie am besten aus, und hoffe auf die Götter. Es stimmt, ich habe gebogen und gedrückt und sogar den Kommandanten überzeugt, aber mehr konnte ich nicht tun. Jetzt kommt es auf unsere Freunde, Verbündete und die Götter an. Das hier«, sagte ich und wies zu den geschlossenen Toren, vor denen die Gesandten der Reiche bunte Haufen bildeten, »ist hohe Politik und nicht mein Spiel. Ich hoffe nur, dass Einsicht und Vernunft dort noch immer einen Platz haben.«
»Was ist das für eine Vereinbarung, zu der du den Kommandanten gepresst hast?«, fragte sie fast flüsternd. »Und wie?«
»Ich sagte und zeigte ihm, was ich vom Feind weiß. Auch meine Befürchtungen, was sich hier zutragen wird, teilte ich ihm mit, und bat ihn darum, mir die Mittel und die Möglichkeiten zu geben, das Schlimmste abzuwenden. Er ist jetzt am Zug. Wenn die Allianz zerbricht, werde ich die Truppen Askirs führen. Alle, nicht nur die Zweite Legion.«
»Alle?«
»Ja.«
Sie schaute mich misstrauisch an. »Da ist noch etwas.«
»Ja«, gab ich zu, als wir die Zitadelle verließen. Unser Ziel war der Kaisergarten. Heute würde ich keine Akten mehr wälzen, diesen Tag wollte ich mit ihr verbringen. »Ich hoffe auf ein Wunder.«
»Welcher Art?«
»Abgesehen davon, dass die Götter
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