Der Kronrat (German Edition)
gegenseitig benutzen, um unsere Ziele zu erreichen, auch wenn sie sich nicht vollends decken.«
»Besitzt Ihr noch Eure magische Macht?«, fragte ich, als hätte sie es nicht schon bewiesen.
»In einem Maß, das Euch erschrecken würde. Warum?«
»Warum zerstört Ihr diesen Nekromanten dann nicht selbst? Bei Eurer Macht sollte es Euch leichtfallen.«
»Meint Ihr?«, sagte sie. »Sagt, erinnert Ihr Euch an Ordun? Es heißt, dass Ihr es gewesen wäret, der ihn erschlug.«
Ich würde ihn nie vergessen können. Er war der erste Nekromant, dem ich begegnet war, und seine Macht war gewaltig gewesen. Und er war alt, anders als alle anderen Seelenreiter, die ich seitdem erschlagen hatte. Nur Armin und Zokoras Blasrohr war es zu verdanken, dass ich heute hier stand. Alle Seelenreiter waren erschreckend, doch Ordun hatte etwas tief in mir berührt, das sich allein bei der Erinnerung zusammenkauern und nur noch winseln wollte.
»Ja«, sagte ich steif. »Ich erinnere mich an ihn.«
»Ordun war der Schüler des Mannes, den wir nun erschlagen müssen. Das sollte Euch helfen zu verstehen, wie groß die Aufgabe ist.« Sie hob ihr Kinn. »Aber ja, ich kann ihn selbst erschlagen, ohne Zweifel, doch dann zeige ich meine Hand in diesem Spiel, etwas, das ich nicht tun will, bevor die Zeit gekommen ist.«
»Also sollen wir für Euch die Arbeit tun?«
»Nein«, antwortete sie und bedachte mich mit einem vernichtenden Blick. »Ihr sollt Eure Arbeit tun, ich zeige Euch nur, wo sie zu finden ist. Ihr seid es, der den Schattenhüter trägt, oder seht Ihr ein Bannschwert an meiner Seite, das mich in die Lage versetzt, Seelenreiter für Euch zu erschlagen? Wenn Ihr meine Hilfe nicht wollt, sagt es mir, und ich belästige Euch nicht weiter. Ich habe genügend anderes zu tun!«
»Wir wollen deine Hilfe«, sagte Serafine leise. »Du musst ihn verstehen, Asela. Ich fühle etwas in dir, etwas, das an alte Bande anknüpft und sich dennoch falsch und verquer anfühlt. Havald ist nicht blind, er fühlt es auch. Er hat Grund genug, misstrauisch zu sein.«
»Da hast du recht«, sagte Asela grimmig und wischte sich die Augen aus. »Falsch und verquer. Genau das ist es, Finna. Es ist alles falsch und verquer und hätte nie geschehen dürfen.« Sie straffte ihre Schultern. »Aber es ist nicht der Ort und die Zeit, um über das Vergangene zu sprechen. Habt ihr das Tor gefunden?«
»Ja.«
»Gut. Ihr werdet es brauchen.« Sie sah zu dem Priesterschüler hin. »Ich bezweifle, dass Ihr viel von dem versteht, was hier gesprochen wurde, doch seid versichert, wenn Ihr es ausplaudert, werde ich Euch finden!«
»Es bedarf keiner Drohung, Sera«, gab Bruder Gerlon kühl zurück und hob sein Kinn. »Ich bin klug genug zu wissen, was Verschwiegenheit verlangt. Auch«, er warf einen Blick zu Serafine, »wenn mich die Neugier zu zerreißen droht.«
»Wo finden wir diesen Seelenreiter, Asela?«, fragte Serafine.
»Im Gefolge der Varländer. Er wird mit dem König zum Kronrat hier eintreffen. Ein Angriff auf Askir wurde abgewehrt, er bereitet den nächsten vor.« Sie lachte. »Kolaron plant nie nur einen Zug, sondern wirft seine Netze doppelt und dreifach aus. Der fehlgeschlagene Angriff hat ihn die letzten beiden Eulen gekostet, über die er verfügte, ein hoher Preis. Aber der Herrscher der Welten, wie er sich gern nennt, weiß, dass er nicht unfehlbar ist. Also plant er einen Fehlschlag ein, auch wenn er von seinen Plänen überzeugt ist.«
»Wer ist es?«, fragte ich nach.
»Darin liegt das Problem. Den Namen kenne ich nicht, auch nicht sein Gesicht. Ich weiß nur, dass er im Gefolge Varlands in die Stadt kommen wird, und das wird bald sein. Er muss gefunden und zerstört werden.«
»Und Ihr, Bruder Gerlon?«, fragte ich. »Wer ist der Unheilige, den Ihr erschlagen sehen wollt?«
»Ein Geschwür, dessen Spur sich in der Zeit verliert«, erklärte er gewichtig. »Ein Seelenreiter, so mächtig, dass selbst Askannon ihn nur binden und nicht töten konnte. Ich fand die Referenz zu diesem Ungeheuer erst kürzlich, aber ich bin sicher, dass sein Fluch schon sehr lange auf diesem Tempel liegt.«
Asela schüttelte den Kopf. »Ihr müsst Euch täuschen, Priesterschüler. Wenn dem so wäre, müsste ich davon wissen.«
»Ihr könnt nicht alles wissen.«
Ein feines Lächeln spielte um ihre Lippen. »Ihr würdet erstaunt sein, zu erfahren, was man alles lernen kann.«
»Gehört Bescheidenheit auch dazu?«, gab der Priesterschüler zurück.
Asela stutzte kurz,
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