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Der krumme Hund

Der krumme Hund

Titel: Der krumme Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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ist, und wenn er dann all die andern sieht, die ihm davonlaufen, und er kann sie nicht einholen - es bricht ihm das Herz, sag ich dir. Und außerdem würdest du nicht mit dergleichen kommen, wenn du wüßtest, was bei den Rennen alles gemacht wird, um Hunde zu bremsen.»
    «Was denn zum Beispiel?»
    «Ach, alles mögliche. Und es braucht viel, um einen tüchtigen Windhund zu bremsen. Die sind so darauf versessen; man kann sie nicht einmal bei einem Rennen zuschauen lassen, ohne daß sie einem die Leine aus der Hand reißen. Schon oft habe ich Hunde gesehen, die trotz einem gebrochenen Bein das Rennen unbedingt beenden wollten.»
    Versonnen hatte er mich mit diesen großen hellen Augen angeschaut, todernst und offenbar in Gedanken. «Wenn wir die Sache richtig anpacken wollen», hatte er dann gesagt, «dann ist es vielleicht besser, ich kläre dich über ein paar Punkte auf, damit du weißt, was uns bevorsteht.»
    «Schieß los», hatte ich gesagt, «kläre mich auf.»
    Eine Weile schaute er schweigend zum Fenster hinaus. «Die Hauptsache, die man sich merken muß», sagte er dann, «die Kerle, die mit Hunden an diese offiziell nicht anerkannten Rennen gehen, sind gerissen. Gerissener, als du ahnst.» Abermals hielt er inne, um seine Gedanken zu sammeln.
    «Da gibt es zum Beispiel die verschiedenen Arten, einen Hund zu bremsen. Das Häufigste, was gemacht wird, ist das Abschnüren.»
    «Abschnüren?»
    «Gewiß. Den Atem abschnüren. Das wird am häufigsten gemacht. Man schnallt ihnen dabei den Maulriemen so eng, daß sie kaum noch schnaufen können. Ein Fachmann weiß genau, welches Loch am Riemen er benützen muß und wieviel Längen es seinen Hund zurücksetzt. Zwei Löcher mehr machen meistens fünf oder sechs Längen aus. Schnallt man den Riemen noch enger, wird der Hund letzter. Ich habe es oft erlebt, daß Hunde zusammenbrachen und krepierten, weil sie bei heißem Wetter eng geschnürt waren. Erdrosselt wurden sie, regelrecht erdrosselt, und das war kein hübscher Anblick. Dann gibt es welche, die binden ihnen einfach mit schwarzem Faden zwei Zehen zusammen. Das behindert einen Hund. Stört sein Gleichgewicht.»
    «Scheint mir nicht allzu schlimm.»
    «Andere wiederum schieben dem Hund einen frischgekauten Gummi unter den Schwanz, ganz hinauf unter den Schwanzansatz. Und das ist nicht zum Lachen», sagte er entrüstet. «Wenn der Hund läuft, geht der Schwanz immer ein klein wenig auf und nieder, und der Gummi unter dem Schwanz klebt dann an den Körperhaaren, genau an der empfindlichsten Stelle. Daß das dem Hund nicht behagt, ist klar. Dann gibt es die Schlafpillen. Ein häufig verwendetes Mittel heute. Man bemißt es nach dem Gewicht, wie ein Arzt, je nachdem, um wieviel Längen man den Hund bremsen will, fünf oder zehn oder fünfzehn. Das sind ein paar der häufigsten Methoden», sagte Claud. «In Wirklichkeit ist das gar nichts. Rein gar nichts, verglichen mit andern Kniffen, die angewendet werden, um einen Hund langsamer laufen zu lassen. Wenn ich da an die Zigeuner denke. Was die mit den Hunden machen, ist zum Teil fast zu widerlich, um davon zu reden, zum Beispiel die Dinge, kurz bevor sie den Hund in den Klappenzwinger tun - Dinge, die man kaum seinem ärgsten Feind antun würde.»
    Und als er mir davon erzählt hatte - wirklich grauenhafte Dinge, die mit rasch beigebrachten schmerzhaften Verletzungen zu tun hatten -, ging er dazu über, mir auseinanderzusetzen, was alles gemacht wurde, wenn man wollte, daß der Hund siegte.

    «Was alles gemacht wird, damit der Hund schneller läuft, ist genauso furchtbar wie das, was gemacht wird, damit er langsam ist. Am häufigsten wird Wintergrün verwendet. Wenn du einen Hund siehst, der keine Haare mehr auf dem Rücken hat oder kahle Stellen am ganzen Körper - das kommt vom Wintergrün. Unmittelbar vor dem Rennen reibt man es ihm tüchtig in die Haut ein. Manchmal ist es Sloanes Liniment, meistens aber Wintergrün. Sticht furchtbar. Sticht so entsetzlich, daß der Hund nur an eines denkt - laufen, laufen, laufen, so schnell er nur kann, um dem Schmerz zu entkommen. Dann gibt es besondere Einspritzungen, aber das sind moderne Methoden, und die meisten Schieber auf dem Rennplatz sind zu ungebildet, um sie anzuwenden. Die Kerle dagegen in den großen Straßenkreuzern, die aus London kommen mit Rennhunden, die sie sich für den betreffenden Tag ausgeborgt haben, indem sie die Trainer bestechen - die verwenden die Nadel.»
    Ich erinnerte mich noch gut, wie er dort

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