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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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Leben. „Die Packung ist leer.“
    Evelyn schließt die Augen.
    Das kann doch nicht sein.
    Ich glaube, ich drehe gleich durch.
    Das kann doch nicht ihr Ernst sein.
    „Dann schickst du morgen George in die Apotheke, der soll dir welche besorgen. Das Rezept muss noch irgendwo herumliegen.“
    „Ja. Das werde ich wohl machen.“
    „Genau. Das machst du. Aber erst Morgen. Jetzt gehst du ins Bett und versuchst zu schlafen. Versuch es wenigstens.“ Evelyns Stimme klingt verzweifelt.
    „Das geht nicht“, meint Catherine.
    „Und warum nicht?“
    „Weil ich gerade den Kuchen in den Ofen geschoben habe.“
    Evelyn fällt fast aus dem Bett. „Du backst Kuchen?!“
    „Was soll ich denn sonst tun, wenn ich doch nicht einschlafen kann!“, verteidigt sich ihre Tante entrüstet.
    „Gut, du backst also Kuchen. Gut. Was macht George? Backt er mit?“
    „Nein, der schläft auf seinem Sofa im Wohnzimmer. Und schnarcht fürchterlich. Ich kann gar nicht verstehen, wie er um diese Zeit schlafen kann.“
    Ich auch nicht, denkt Evelyn, wenn nebenan in der Küche mit allem möglichen Zeug herumhantiert wird.
    „Also gut, Tante Catherine. Du passt schön auf den Kuchen auf und schaltest nachher bitte den Ofen wieder aus, ja? Und wenn irgendwas ist, dann weck bitte George. War Mr. Greyson da?“
    „Der seltsame Polizist?“
    „Ja.“
    „Er war da. Es ist alles gut.“
    „Toll. Die Nummer für die Feuerwehr habe ich neben Georges Telefon gelegt. Und die Polizei steht auch drauf. Und unsere Nachbarin von nebenan kannst du auch anrufen. Ihre Nummer liegt glaube ich … äh … nein, die steht im Telefonbuch.“
    „Ja, das mache ich.“ Catherine klingt, als währe sie mit ihren Gedanken schon wieder im Herd beim Kuchen. Dann meint sie plötzlich: „Ach ja, heute Abend hat Rajesh Singh angerufen. Er meinte, du hast seine Mail noch nicht bestätigt. Ich habe ihm gesagt, dass du deinen Computer zu Hause gelassen hast. Er hat dann gesagt, dass er die E-Mail an dein Hotel senden wird.“
    Evelyn zieht die Stirn in Falten und setzt sich im Bett auf. „Rajesh hat angerufen?“
    „Ja. Er hat sich erkundigt, wie es mir geht. Netter Junge.“
    Nachdem sich Evelyn von ihrer Tante verabschiedet hat, schaltet sie das Handy ab und bleibt noch einen Moment auf der Bettkante sitzen. Dann rappelt sie sich auf, zieht den Bademantel über und macht sich auf den Weg in Toms Zimmer. Er schläft schon wieder tief und fest und aus seiner Kehle dringt leises Schnarchen. Sie legt ihm das Handy auf den Nachttisch. Dann verlässt sie das Hotelzimmer und begibt sich in die Hotellobby. Sie ist wie leergefegt. Nur ein junger Mann sitzt hinter der Rezeption und liest in einem dicken Buch. Auf Evelyns Frage hin, ob für sie eine Nachricht angekommen sei, zieht er einen Stapel Papier hervor.
    „Das wurde gefaxt“, sagt er und überreicht ihn ihr.
    Evelyn dankt ihm und geht zurück aufs Zimmer. Dort setzt sie sich im Schneidersitz in ihr Bett und macht die Nachttischlampe an. Zuerst betrachtet sie den Namen auf dem Deckblatt so lange, bis er ihr vor den Augen verschwimmt. Dann beginnt sie zu lesen.
    Was Rajesh ihr in seinem Schreiben allerdings mitteilt, lässt sie nicht gerade freudestrahlend im Bett auf und ab hüpfen. Im Gegenteil. Ihr Gesichtsausdruck ändert sich von erstaunt über wütend bis hin zu besorgt.
    Rajesh beginnt seinen Bericht mit folgenden Worten:
    Sorry Evy, dass du so lange warten musstest, aber ich habe dir ja gesagt, dass meine Zeit ziemlich knapp bemessen ist. Aus diesem Grund habe ich deine Zielperson durch jemand anderen überprüfen lassen. Es handelt sich dabei um eine sehr fähige Person, keine Sorge. Du kannst mir glauben, wenn ich dir sage, dass mein Kollege gründlich und ausführlich recherchiert hat. Ich wünschte dennoch, er hätte nichts dergleichen gefunden.
    Es folgt eine Beschreibung von Toms familiärer Situation, ein kurzer Abriss seines Lebens, Schulbildung, seine diversen Jobs beziehungsweise Ausbildungen, von Bankkaufmann über Kfz-Mechaniker und Call-Center-Mitarbeiter bis hin zu Versicherungsmakler, das Verhältnis zu seinem Vater. Eigentlich all das, was sie eh schon im Groben weiß. Das einzige, das ihr neu ist, ist die Tatsache, dass er bei der US Army war und schon nach nicht einmal einem Jahr wieder ausgestiegen ist. Der Grund ist nicht bekannt. Sie gähnt. Dann nimmt sie sich die anderen Seiten vor. Und dort steht das, was sie am liebsten nicht gelesen hätte. Die wirkliche Enthüllung dieses Berichts.

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