Der Kugelfaenger
Vor einem halben Jahr war er das letzte Mal als Personenschützer beschäftigt. Zwischenzeitlich hat er als Sicherheitsberater für das Unternehmen gearbeitet, hat Alarmsysteme und Sicherheitstüren installiert. Erst vor ein paar Wochen hat er wieder im Personenschutz gearbeitet – in Washington. Sie muss zweimal lesen, was dort vorgefallen ist, um es glauben zu können. Dann lässt sie den Bericht sinken, lehnt sich zurück und starrt an die Decke. Brian Kingsleys hübsches Gesicht hüpft vor ihren Augen auf und ab. Sie weiß nicht, was sie mit diesem neuenWissen anfangen soll. Ihr wäre es lieber, wenn sie niemals auf die blöde Idee gekommen wäre, ihn überprüfen zu lassen. Aber jetzt ist es zu spät. Nun muss sie wohl oder übel damit zurechtkommen. Und wohl ist ihr dabei überhaupt nicht.
Rajeshs nüchterner Schlusssatz lautet:
An was für einen bist du da bloß wieder geraten?
14. Kapitel
Montag, 19. Juli
Tom wird am nächsten Morgen von seinem Handy geweckt, das an seinem Fuß unangenehm zu vibrieren beginnt.
„Hey, Tom“, erklingt es sofort nach Toms gebrummtem Gruß.
Oh, wie schön. Steve.
Tom ist nicht gerade erfreut. „Was willst du?“, sagt er müde.
„Ich habe schlechte Nachrichten für dich“, antwortet ihm Steve nach einem kurzen Zögern.
„Das ist nichts Neues.“
„Diesmal sind es scheiß verdammt schlechte Nachrichten.“ Steves Stimme klingt leise. Und nicht so aufgekratzt wie sonst immer.
Tom wird ungeduldig. „Rück schon damit raus.“ Er zieht seine Bettdecke wieder bis zum Hals.
„Okay. Aber reg dich nicht so auf.“ Steve stößt wütend die Luft aus. „Rusty hat das Geschäft an die Wand gefahren.“
„Das überrascht mich nicht.“
„Nein, ich meine so richtig. Das FBI ist seit heute Morgen hier und nimmt alles mit und versiegelt, was es nur zum mitnehmen und versiegeln gibt.“
„Das
FBI
?!“ Toms anfängliche Gleichgültigkeit ist auf einen Schlag wie weggeblasen. „Willst du mich verarschen? Wieso denn das FBI?“
„Dein Bruder hat illegale Geschäfte am Laufen.“
„Im Ernst?“
„Ja.“
„Scheiße.“ Tom setzt sich im Bett auf und zieht die Beine an. „Um welche Geschäfte handelt es sich da so?“
„Verschiedenes“, sagt Steve unbestimmt. „Illegaler Waffenhandel und so.“
Tom fasst sich an die Stirn. Dann war Rusty also tatsächlich in Uganda. Und was er dort gemacht hat, dürfte somit wohl auch klar sein.
„Was ist mit dir?“
„Ich bin auch daran beteiligt.“ Steve sagt das ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
Tom bringt zunächst keinen vernünftigen Satz zusammen. Obwohl – so sehr überrascht in das nicht einmal. Ihm ist längst bekannt, dass Steve immer wieder mal für
Crazy Cat
als Bodyguard arbeitet – und
Crazy Cat
hat bekanntermaßen nicht nur ausgezeichneten Kontakt zur New Yorker Unterwelt, sondern ebenso zu anderen kriminellen Organisationen.
„Das glaube ich einfach nicht!“ Tom steht vom Bett auf und sieht aus dem Fenster. „Wie konntest du nur so blöd sein und dich auf diesen Kriminellen einlassen? Bei Rusty wundert’s mich nicht. Aber du …“
„Es lohnt sich“, sagt Steve unbekümmert.
Tom überhört seinen letzten Satz lieber. „Und was ist jetzt? Haben sie euch festgenommen?“, bohrt er weiter.
Steve schnaubt verächtlich. „Sehr witzig. Könnte ich sonst mit dir quatschen?“ Er schweigt kurz. „Ich bin heute Morgen zufällig einmal in aller Frühe zu meiner Wohnung zurückgekommen. Und das nur, weil mich Janice, dieses Miststück vor die Tür gesetzt hat, als ihr Ex aufgetaucht ist, mit dem sie angeblich schon ewig nichts mehr am laufen hat“, knurrt Steve. „Und was sehe ich, als ich vor meiner Wohnung ankomme? Die Polizei, die meine Bude auseinander nimmt! Also habe ich meinen letzten Rest Verstand zusammengekratzt und mich aus dem Staub gemacht, bevor sie mich entdecken konnten. Adieu, auf Nimmerwiedersehen.“
„Und Rusty?“, hakt Tom nach.
„Den habe ich natürlich sofort angerufen. Und das gerade noch rechtzeitig. Der feine Herr hat sich nämlich in irgendeinem dieser verfluchten Clubs den Schädel so zugedröhnt, dass er die ganze Nacht neben einem ebenso stockbesoffenen Penner verbracht hat. Es sah so aus, als hätten die beiden sogar zusammen ein paar Bierchen gekippt. Er war noch so voll, dass er mir kaum sagen konnte, wo er sich genau befindet. Schließlich konnte ich ihn aber doch auftreiben. Ich habe ihn also in ein Taxi gehievt und hab’ uns aus der Stadt
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