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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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schleunigst das Weite gesucht hätte. So aber nicht Evelyn.
    „Vorschlag. Warum geben Sie Ihre Kleidung nicht einfach in die Hotelreinigung? Das wäre mit Sicherheit schneller und auch effektiver. Die könnten sie sogar bügeln.“
    Er ignoriert ihren Kommentar und widmet sich stattdessen dem feuchten Hemd. Die roten Blutflecke sind trotz extra Seifenbehandlung noch immer zu sehen.
    Evelyn kneift ihre Augen nachdenklich zusammen. Langsam beginnt sie sich über sein seltsames Verhalten Sorgen zu machen.
    „Ach, kommen Sie“, sagt sie aufmunternd. „Lassen Sie doch Ihre Kleidung dort hängen. Das wird schon noch trocken bis wir weg müssen.“
    Mit einem Mal dreht er sich um und starrt sie an. Dann stützt er seine Arme locker an seinen Hüften ab und dreht seinen Kopf zur Seite. „Ich werde nicht mitkommen zu Ihrer Modenschau.“
    Evelyn macht ein Gesicht, als hätte er ihr soeben erzählt, er würde die Queen persönlich kennen. „Hören Sie, Tom, das ist nicht witzig.“
    Tom senkt den Kopf. „Nein, das ist es wirklich nicht. Aber ich habe vorhin eben einen Flug nach New York gebucht. In eineinhalb Stunden geht’s los.“
    Evelyn sieht ihn ungläubig an. Sie sucht in seinem Gesicht nach Anzeichen, die ihr verraten würden, dass er sich einen Spaß mit ihr erlaubt. Allerdings kann sie nichts dergleichen erkennen. Sie lehnt sich ans Waschbecken. „Warum?“, sagt sie einfach nur.
    Tom reibt sich die Stirn. „Zuhause geht alles den Bach runter. Mein Stiefbruder ist gerade dabei, die Firma an die Wand zu fahren. Und meinem Vater geht es nicht so besonders gut“, fügt er hinzu.
    „Aber Sie können mich doch hier nicht im Stich lassen.“ Ihre Stimme klingt nicht vorwurfsvoll und auch nicht fordernd, sondern einfach nur feststellend. „Irgendwo da draußen läuft ein irrer Psychopath herum, der meine Hühner verstümmelt und Sie hauen ab. Das können Sie nicht machen.“
    „Nein, das kann ich nicht. Und das würde ich normalerweise auch nicht tun. Aber darauf kommt’s bei mir jetzt auch nicht mehr an. Vielleicht könnte ich Ihnen auf die Schnelle noch einen neuen Personenschützer beschaffen.“
    Er scheint es tatsächlich ernst zu meinen. Das kann sie nicht zulassen. Sie kann doch heute nicht einfach ohne Bodyguard auf der Modenschau aufkreuzen. Der Verrückte könnte doch überall lauern. Und wenn sie ehrlich ist, würde sie auch alleine ohne Tom keinen Schritt mehr vor die Tür wagen. Und selbst wenn es ihm gelingen würde, einen neuen Bodyguard für sie zu organisieren, gefällt ihr die Idee nicht, dass sie sich schon wieder an jemand neues gewöhnen müsste, ausgerechnet jetzt, wo sie sich mit Tom abgefunden hat. Ihr fällt plötzlich Rajeshs unerfreulicher Bericht wieder ein. Letzte Nacht in ihrem Bett hat sie sich noch gefragt, was sie mit dem Stapel Papier und dessen Inhalt anfangen soll. Jetzt hat sie dafür Verwendung gefunden.
    „Sie werden hier bleiben“, sagt sie und sieht Tom an.
    „Wie bitte?“
    „Glauben Sie mir. Sie werden hier bleiben. Und zwar bis zum Schluss.“
    „Wie kommen Sie auf diese absurde Idee?“
    Sie lächelt und schüttelt den Kopf. „Das ist keine absurde Idee, Tom. Das ist Tatsache.“ Sie streicht mit den Fingern über seine Jeans, die schlaff über dem Wannenrand hängt. „Ich habe etwas für Sie, das es Ihnen leichter machen dürfte, sich aus Ihrer misslichen Lage zu befreien.“
    Missliche Lage? Was meinst du damit? Was weißt du über mich?
    „Was wollen Sie damit sagen?“ Er beäugt sie misstrauisch.
    „Ich könnte Ihnen Brian Kingsleys Kadaver frei Haus liefern“, sagt sie ohne Umschweife.
    Tom zuckt unwillkürlich zusammen.
    Brian Kingsley?
    „Brian Kingsley?“, fragt er ungläubig nach.
    Sie nickt. „Exakt.“
    Wie viel um Himmels Willen weiß sie von dem Zwischenfall in Washington?
    Er macht einen Schritt auf sie zu. „Was haben Sie mit Kingsley zu tun?“
    Evelyn wirkt das erste Mal ein wenig unsicher. Sie senkt den Kopf und kaut auf ihren Fingernägeln herum. Ihr hätte klar sein müssen, dass Tom etwas über die Beziehung zu Brian werde wissen wollen. „Ich hatte eine Zeit lang mit ihm zu tun“, sagt sie unbestimmt.
    „Inwiefern?“
    Sie seufzt und weicht seinem stechenden Blick aus. „Ich hatte eine kurze Affäre mit ihm“, sagt sie dann. „So kurz, dass niemand davon weiß. Und das soll auch so bleiben.“ Sie sieht auf ihre Hände. „Mir sind während unserer kleinen … Beziehung ein paar Dinge zu Ohren gekommen, die Brian

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