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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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unterhalten, dann würde Tom es doch bestimmt nicht wagen, sich ihr noch einmal zu nähern, oder?
    Evelyn sieht sich in panikähnlichem Zustand um. Gut. Und zu wem soll sie sich nun dazustellen?
Zu wem?
    Sie erblickt Jeans neue Flamme. Susan.
Susan das kleine Miststück.
    Susan sieht sie ebenfalls. Nein, mit der will sie nicht reden. Auf keinen Fall.
    Wer dann???
    „Oh, hallo Evelyn!“, ruft eine weibliche Stimme hinter ihr. Evelyn dreht sich langsam um – und erblickt keine geringere als Jeans persönliche Assistentin. Sie muss sich zu ihrer Schande eingestehen, dass sie ihren Namen vergessen hat. Irgendwas wie Emily. Oder war es Amy? Ellie? Keine Ahnung.
    „Ah, hallo“, sagt Evelyn betont freundlich. „Wie geht es Ihnen?“ Und erst jetzt fällt ihr wieder ein, dass Emily – oder wie auch immer sie heißen möge – an dem Tag am Telefon war, als sie keine Ahnung hatte, dass sie zu einem Fotoshooting hätte erscheinen müssen. Sie wird rot.
    „Oh, mir geht es gut“, sagt Emily/Amy/Ellie (wie auch immer) und lächelt. „Und Ihnen?“
    „Super“, sagt Evelyn mit Mühe. Ich muss hier weg, denkt sie im Stillen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie entweder mit dem Fotoshooting oder mit Evelyns verlängertem Vertrag anfängt, von dem sie gar nichts wusste.
    „Oh, ich wollte Ihnen noch gratulieren, Evelyn, wegen-“, beginnt sie auch prompt, aber Evelyn fällt ihr ins Wort.
    „Es tut mir wirklich leid, aber ich habe vergessen, dass … dass …“ Sie dreht sich um und hastet davon. Da sieht sie, dass sich Tom direkt auf sie zu bewegt.
    Nein!
    Sie dreht sich wieder um und schlägt eine andere Richtung ein. Möglichst langsam schlendert sie an den anderen Geburtstagsgästen vorbei. Das ist doch idiotisch, denkt sie. Irgendwann wird er schon aufgeben. Sie sieht sich noch einmal um. In ihrer Nähe sind nur alte Leute, die aussehen, als könnte ihnen gleich das Gebiss aus dem Mund springen. Unter ihnen entdeckt Evelyn die alte Schachtel, die sich bei Jeans Rede über sie und Tom beschwert hat. Der sollte sie lieber auch aus dem Weg gehen.
    Nur keine Hektik.
    Evelyn dreht sich betont langsam um, entdeckt einen Mann, der von zwei älteren Damen in Beschlag genommen wird und von hinten noch relativ jung aussieht.
    Evelyn ergreift ihre Chance, holt kurz Luft, tritt an ihn heran und sagt: „Guten Abend. Mein Name ist Evelyn Williams.“
    Der Kerl dreht sich lachend um. Blondhaarig, blauäugig, mit einem selbstsicheren Lächeln auf den Lippen und einer Brille auf der Nase.
    Oh, Gott.
    JACK.
    Nein.
    Oh doch.
    Evelyn gefriert ihr Lächeln auf der Stelle. Sie bekommt keinen einzigen Ton mehr heraus. Plötzlich dreht sich in ihrem Kopf alles und sie meint, gleich tot umzufallen. Sie blinzelt ungläubig und krallt sich mental irgendwo fest, um nicht umzukippen.
    Noch schlimmer geht’s ja wohl nicht.
    Langsam löst sich ihre Erstarrung. Sie weicht einen Schritt zurück.
    „Du lebst noch?!“ Sie sieht ihren Ex entsetzt an.
    „Das ist aber eine Begrüßung!“, sagt Jack lachend.
    Evelyn hat sich von ihrem anfänglichen Schock weitestgehend erholt. „Was hast du erwartet? Dass ich dir vor Freude um den Hals falle? Nach zwei Jahren ist das etwas zu viel verlangt, meinst du nicht auch?“, faucht sie ihn an.
    Jack sieht sie etwas irritiert an. Anscheinend hat er sich sein Wiedersehen mit Evelyn etwas anders vorgestellt.
    „Komm, lass uns an einem ruhigeren Platz weiterreden“, sagt er vorsichtig. Er fasst Evelyn leicht am Arm. Sie zuckt bei seiner Berührung zusammen und schüttelt seine Hand ab. Widerstrebend folgt sie ihm aber ans Buffet am Rande der Tanzfläche. Jack nimmt sich ein Häppchen. „Willst du auch was?“
    Evelyn schüttelt den Kopf. Ihr ist der Appetit gründlich vergangen. Sie nimmt ein langstieliges Glas und füllt es mit Champagner. Sie leert es in einem Zug. Jack isst zwei kleine, liebevoll zurechtgemachte Brötchen. Beide schweigen sich eine Zeit lang an, wobei Evelyn ihr Glas noch einmal füllt und recht schnell wieder leert. Sie kann Jacks Dauergrinsen einfach nicht ertragen, der sie ansieht, als stünde er vor der Queen persönlich.
    „Wo warst du so lange?“, fragt sie. Am liebsten hätte sie ihm eine geknallt. Das wollte sie schon vor zwei Jahren tun, hatte dazu aber nicht die Möglichkeit.
    „Mal hier, mal da“, sagt er geheimnisvoll. „Hast du mich vermisst?“
    „Willst du darauf wirklich eine Antwort?“, gibt sie schneidend zurück.
    Jack wischt sich mit einem Taschentuch über

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