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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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denkt er. Gott sei Dank, sie ist nicht tot. Vor Erleichterung könnte er in Tränen ausbrechen.
    „Oh mein Gott“, flüstert sie leise, als sie ihren Kopf dreht und das brennende Auto sieht.
    Er hilft ihr, sich aufzusetzen.
    Sie stützt ihren schmerzenden Kopf mit den Händen ab. „Wo ist Jack?“, fragt sie plötzlich mit schriller Stimme und sieht sich suchend um.
    Tom hört immer noch nicht richtig, trotzdem kapiert er gleich, was sie meint. „Jack ist vorhin doch ausgestiegen“, sagt er. „Erinnerst du dich nicht mehr?“
    Evelyn steht mit wackligen Beinen auf. „Und warum kommt er dann nicht? Das muss er doch gehört haben.“
    „Der kommt schon wieder“, sagt Tom. Dann versucht er sich dem Wagen zu nähern, aus dem immer noch die Flammen züngeln. Aber je näher er ihm kommt, desto unerträglicher wird die Hitze des Feuers. Als er dann auch noch zwei abgerissene und verkohlte Finger zwischen all den Trümmern entdeckt, hätte er sich fast übergeben.
    „Scheiße.“ Er weicht zurück und atmet tief durch. Dann sieht er sich noch mal um. Er entdeckt etwas, das nach einem Stück gegrillten, menschlichen Fleisch aussieht.
    Das kann doch nicht wahr sein.
    Evelyn hat die Finger auch gesehen. „Nein.“ Sie schüttelt fassungslos den Kopf. „Nein, nein“, murmelt sie immer wieder und starrt auf das Wrack. Dann lässt sie sich kraftlos zu Boden sinken, schlingt die Arme um sich und verbirgt ihr Gesicht darin.
    Tom steht nur da und kann seine Augen nicht von dem brennenden Auto abwenden. Er versucht seine Erinnerungen niederzukämpfen, die in ihm wieder aufsteigen, was ihm aber nicht besonders gut gelingt. Er überlegt, ob Jack, dieser Idiot wirklich noch einmal zum Wagen zurückgekommen sein könnte. Er spürt, wie seine Wunde am Hinterkopf zu pochen beginnt.
    Plötzlich kommt ein Mann mittleren Alters angelaufen. „Trudi!“, brüllt er verzweifelt und versucht sich dem anderen brennenden Wagen zu nähern, wird aber von einer jungen Frau zurückgehalten, die wohl seine Tochter ist.
    Und mit einem Mal kommt auch noch Jack um die Ecke; lebendig und vollkommen unversehrt.
    Und eins steht fest: Die zerfetzte Person ist nicht Jack, das ist Trudi, die im anderen Auto gesessen hat.
    Jack hat sich eben schnell einen Kaffee und ein Sandwich geholt, als ihm das Warten zu blöd wurde und zu seinem Glück noch bevor sein Wagen in die Luft geflogen ist. Wie angewurzelt bleibt er stehen, als er den zerstörten Audi erblickt; vor Entsetzen fällt ihm sein Sandwich aus der Hand und landet auf seinen teuren Schuhen. Die Mayonnaisesoße bleibt an ihnen kleben und bildet einen bizarren Kontrast zum schwarzen Leder.
    „Mein Wagen“, stammelt er entsetzt und reißt die Augen auf. „Fuck!“ Er versucht sich dem brennenden Wrack zu nähern, muss aber, wie zuvor schon Tom, recht schnell aufgeben.
    „Was habt ihr mit dem gemacht?“, jammert er und starrt kopfschüttelnd auf den Haufen Schrott. Er sieht die Finger nicht.
    „Jack“, sagt Evelyn mit tränenerstickter Stimme und steht auf.
    „Was soll ich jetzt nur machen?“, murmelt er vor sich hin, immer noch kopfschüttelnd.
    „Jack“, krächzt sie noch einmal.
    Aber Jack hört sie nicht, dafür ist er viel zu sehr mit seinem kaputten Audi beschäftigt.
    „So ein Mist!“, schimpft er. „Kann sich jemand vorstellen, wie viel der gekostet hat?“
    „Jack!“, brüllt sie ihn an.
    Erstaunt dreht er sich zu ihr um. „Ja? Was ist?“
    Sie streckt blitzschnell ihre Hand aus und verpasst ihm eine schallende Ohrfeige, dass sein Kaffee überschwappt und er gar nicht recht weiß, wie ihm geschieht. Er steht da und starrt sie verblüfft an, mit dem Abdruck einer zarten Frauenhand auf der Wange.
    Sie lässt ihre Hand sinken und wischt sich mit dem Ärmel über die Nase, dann umarmt sie ihn.
    ***
    Das Ergebnis sind eine Platzwunde, genäht mit vier Stichen, eine Gehirnerschütterung, unzählige Hautabschürfungen und eine geprellte Hand.
    Evelyn sitzt in der Notaufnahme auf einer Liege und protestiert gegen den Verband, den die Krankenschwester an ihrer Hand anlegen möchte. Tom sitzt daneben auf einem unbequemen Plastikstuhl und kühlt sich seinen Schädel. Man hat ihm ein Fleckchen seiner Haare am Hinterkopf abrasiert, um die Wunde besser versorgen zu können. Jack ist als einziger nicht da – er wollte nur noch in seine erst kürzlich gemietete Wohnung zurück.
    „Du solltest weg von hier“, sagt er schließlich mit ernster Stimme. Was eigentlich überflüssig ist, da

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