Der Kugelfaenger
Kaffee mit Milch und Zucker, aber der hier ist wirklich gut.“ Dann denkt er wieder an sein Gewehr und holt es auf den freien Platz zwischen sich und Tom.
„Sehen Sie sich das mal an.“ Er hält Tom das Jagdgewehr hin, das kaum noch funktionstüchtig aussieht. „Das ist noch von meinem Großvater.“ Er streicht mit seinen Fingern liebevoll darüber. „Wissen Sie, wie alt das Ding ist?“
Tom schüttelt den Kopf.
„Es ist alt“, sagt Frank Greyson, „sehr alt.“ Er streicht noch immer über das schmutzige Metall. „Und wissen Sie, was er damit gemacht hat?“
Tom sagt nichts, sondern starrt in seinen Kaffee.
„Er hat damit auf Enten geschossen.“
„Warum hat er das gemacht?“, möchte Tom wissen und nippt am Kaffee. „Ist er auf Entenjagd gegangen?“
Frank schüttelt seinen viereckigen Schädel und grinst. „Nein. Er hat neben einem kleinen See gewohnt, der nur so von Enten gewimmelt hat. Und diese Enten sind immer über den kleinen See geschwommen, dann das kleinen Stückchen Ufer entlang gewatschelt und sind dann durch den Garten meines Großvaters marschiert.“ Frank lacht. „Und das hat meinen Großvater so geärgert, dass er die Enten immer abgeknallt hat. So lange, bis die Viecher es kapiert haben und auf ihrem kleinen See geblieben sind.“
Tom runzelt die Stirn und denkt nach. „Und was genau soll
ich
mit der Geschichte anfangen?“
Greyson sieht ihn kurz an, dann bläst er in seinen Kaffee, bis er Blasen schlägt. „Keine Ahnung.
Ich
mag die Geschichte.“
Sie sitzen schweigend nebeneinander und schlürfen ihren Kaffee. Da meint Tom plötzlich: „Gestern hat man meine Wohnung über der Garage durchsucht. Wissen Sie etwas darüber?“
Greyson sieht ihn kurz von der Seite an. „Nein. Davon weiß ich nichts“, sagt er schließlich.
„Hm.“ Tom sieht aus dem Fenster. Evelyn taucht in der Tür auf. „Ich muss gehen“, sagt er. Er trinkt den Rest des Kaffees und steigt aus.
„Ich muss auch los“, meint Frank mit Erleichterung in der Stimme. „Ich werde nachsehen, ob es schon was Neues gibt.“
Kaum hat Tom die Beifahrertür geschlossen, startet Frank auch schon den Wagen, knallt den Rückwärtsgang rein und fährt aus der Einfahrt.
Tom steigt die Treppe nach oben, auf deren obersten Absatz Evelyn wartet.
„Hast du dich ein wenig ausgeruht?“
Sie zuckt mit den Achseln. „Nicht besonders. Ich hätte die Beruhigungspillen nicht schlucken sollen. Jetzt ist mir alles so ziemlich egal.“ Sie wirkt müde und abgeschlagen. Sie hat dunkle Ränder unter den Augen, ihre Haare sind zerzaust und ihre Kleidung ist verknittert.
„Hast du Hunger?“, fragt er. Es ist kurz nach zwei Uhr. Sie zuckt mit den Achseln.
Sie gehen rüber ins Haus und Tom sucht nach etwas Essbarem. Er findet trockenes Brot und Marmorkuchen vom Vortag.
Als Evelyn gerade anfängt, lustlos an einem Stückchen Brot herumzuzupfen, klingelt es an der Haustür. Tom steht auf und lässt Frank herein.
„Sie waren aber schnell“, sagt er zu ihm.
„Auf halbem Weg haben sie mir alles telefonisch durchgegeben“, sagt er. Dann drückt er ihm die Tasse in die Hand, die er vorhin vergessen hat, ihm zurückzugeben und folgt Tom in die Küche. Er begrüßt Evelyn mit einem Kopfnicken und lässt sich am Tisch nieder, an dem Platz, an dem normalerweise Catherine sitzt.
„Mann, hab ich einen Hunger“, sagt er und greift nach einem Stückchen Kuchen. Genüsslich vergräbt er seine Zähne darin. Er kaut schmatzend und trinkt schlürfend noch eine Tasse kalten Kaffee. Evelyn sitzt mit verschränkten Armen am Tisch und auch Tom hat keinen Hunger. Er sieht Frank schweigend zu, bis er es nicht mehr aushält, weil der von selbst nicht mit seinen Neuigkeiten rausrückt.
„Und, was ist jetzt mit der Bombe? Wissen Sie schon was?“
Greyson sieht von seinem Teller auf und starrt in Toms und Evelyns neugierige Gesichter.
„Also, na ja, wo soll ich anfangen?“ Er überlegt kurz und nimmt sich noch ein Stück Kuchen. „Also, erstmal, die Bombe hatte eine gewaltige Sprengkraft.“
„Das war nicht zu übersehen“, meint Tom sarkastisch.
Frank ignoriert ihn wohlwollend. „Unsere Spezialisten vermuten, dass es sich um einen Zeitzünder gehandelt hat, der irgendwo unter der Motorhaube angebracht gewesen sein muss. Das Ding hätte also jederzeit losgehen können.“
„Profi?“
„Schwer zu sagen“, meint Greyson. „Mit Bombenbasteln scheint sich der Täter ausgekannt zu haben, zumindest bis zu einem gewissen Grad.
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