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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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sein Messer sinken und nickt. „Ich habe mir hier ein bisschen die Gegend angesehen.“
    „Schön. Evelyn läuft eigentlich auch, nicht wahr Evy?“ Sie stößt ihrer Nichte unsanft den Ellenbogen gegen den Arm und bedenkt sie mit einem mahnenden Blick.
    Evelyn rührt in ihrer Teetasse. „Ja“, sagt sie gelangweilt. „Eigentlich schon. Nur in letzter Zeit bin ich etwas faul.“
    „Vielleicht könnt ihr ja mal zusammen joggen“, schlägt Catherine hoffnungsvoll vor.
    „Oh. Gerne“, sagt Tom mit nur wenig Motivation in der Stimme. „Hier kann man wirklich gut laufen.“ Er weiß, dass es nie zu einem gemeinsamen Joggingausflug mit Evelyn Williams kommen wird.
    „Hat es Ihnen Spaß gemacht?“ Es versteht sich von selbst, welche Antwort Catherine auf ihre Frage erwartet.
    „Ja, schon. Ich habe mich sogar
ver
laufen.“ Ihm gelingt es, ein kleines Grinsen zustande zu bringen.
    „Oh“, sagt Evelyn und kann sich selbst ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Aber ein wirklich netter alter Mann hat mir den Weg zurück gezeigt.“
    „Wir Londoner sind alle nett“, sagt Evelyn.
    Vor allem auch verrückt, setzt Tom in Gedanken hinzu.
    Nach einem recht schweigsamen Frühstück hilft er Catherine und Evelyn beim Abräumen des Tisches, wobei ihm Evelyn zwar ohne Worte, aber dennoch unmissverständlich klar macht, dass seine Hilfe nicht erwünscht ist. Also geht er hinüber in seine Wohnung und legt sich voll bekleidet aufs Bett und verflucht seinen Vater, seinen Stiefbruder und Evelyn und ihre Tante gleich noch dazu.
    ***
    Evelyn steht gerade mitten in einem der Gemüsebeete und reißt energisch ausgewachsene Salatköpfe aus, als ein Auto in die Auffahrt fährt. Sie erkennt den Wagen sofort. Sie lässt die Salatköpfe ins Gras fallen, wischt sich die Erde von den Fingern und geht mit schnellen Schritten zum Auto. Eine große, blondhaarige Frau, die ein enges T-Shirt, einen langen, wallenden Rock und flache Turnschuhe trägt, die eigentlich überhaupt nicht zu ihrem Outfit passen, steigt aus. Sie öffnet eine der beiden hinteren Türen und sofort stürmt ein kleiner, etwa vierjähriger, strohblonder Junge heraus und an Evelyn vorbei, die gerade am Pflaster ankommt.
    „Hey, Sammy!“, ruft sie dem Kleinen lachend nach, doch der bemerkt sie scheinbar nicht, da er so mit seinen kurzen Beinchen beschäftigt ist, damit er im Gras des Gartens nicht hinfällt. Evelyn weiß, was er vorhat. Er ist auf dem Weg zu den Hühnern, die im Gewächshaus residieren. Ihn faszinieren die Hühner, weil er solche Tiere in der Stadt nicht sieht, außer er ist mit seiner Mutter bei Evelyn.
    Evelyn wendet sich von dem davonlaufenden kleinen Zwerg ab und der Frau zu, die gerade einmal um ihr Auto herumgeht und den Kofferraum öffnet.
    „Hi Victoria!“, sagt Evelyn und begrüßt die Blondhaarige mit einem Lächeln auf den Lippen.
    „Ah, hallo Evelyn, mein Lichtblick in meinem düsteren Alltag!“, ruft sie ihr dramatisch zu, lacht und umarmt ihre beste Freundin herzlich.
    Evelyn lacht auch. „Ist es so schlimm, dass ich schon dein Lichtblick bin?“
    Victoria verzieht das Gesicht. „Die Kinder machen mich verrückt. Ehrlich, manchmal denke ich, ich drehe gleich durch.“
    „Ach komm schon“, sagt Evelyn aufmunternd.
    „Nein, es ist wirklich so. Entweder schreit Sammy, weil er sich das Knie aufgeschlagen hat oder es schreit der Kleine, weil er Hunger hat oder sie schreien beide gleichzeitig. Es ist zum Wahnsinnigwerden.“
    Bei Victorias Ausspruch „der Kleine“, geht Evelyn um das Auto herum und öffnet eine der Hintertüren. Ein kleines Baby schläft fest in seinem Kindersitz. „Schön, dass er auch dabei ist“, sagt sie. Sie ist keine von den Frauen, die beim Anblick eines kleinen, zuckersüßen Babys in Freudengeheul und hemmungslose Schwärmerei ausbrechen. Sie mag Sammy und seinen kleinen Bruder sehr, aber das war’s dann auch schon. Für Kinder konnte sie sich noch nie so wirklich begeistern.
    „Ich hab’s dir doch versprochen.“ Victoria wühlt im Kofferraum. „Hey, halt das mal.“ Sie drückt Evelyn eine Topfrose in die Hand und verschwindet mit ihrem blonden Schopf wieder im Wagen.
    Evelyn wendet ihren Blick von dem schlafenden Zwerg ab. „Was soll ich denn damit?“
    Victoria richtet sich wieder auf, streicht sich den Rock glatt und geht zur anderen Hintertür. „Irgendwas stimmt mit dem Ding nicht. Ich hab’s letzte Woche von Ben bekommen. Und jetzt geht’s ihm nicht mehr gut.“
    „Wem? Ben?“
    „Nein, dem

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