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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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ist daher nicht besonders gut aufgelegt. Aber selbst an nüchternen Tagen ist seine Laune nicht recht viel besser.
    Tom lässt sich O’Connell gegenüber auf einem der Besucherstühle nieder, ohne dazu aufgefordert worden zu sein. Er streckt seine langen Beine von sich. „Ich bin mir sicher, Sie haben von dem Einbruch letzte Nacht gehört. Haben Sie schon irgendwelche Ermittlungsergebnisse?“
    O’Connell wirft Tom Hunt einen bösen Blick zu. Dann muss er erstmal einen Schluck von seinem Wasserglas nehmen, in dem eine Aspirintablette schwimmt. Dann lehnt er sich in seinem Sessel zurück, wünscht sich, er würde in seinem Bett liegen und sieht den Bodyguard abschätzig an. „Ist das alles, wieso Sie hier sind? Dann kann ich Ihnen sagen: Ich werde Ihnen keine Ermittlungsergebnisse nennen.“
    Mit einer anderen Antwort hat Tom gar nicht gerechnet. Er lächelt dünn. „Ich würde gerne wissen, was Sie im Fall Evelyn Williams unternehmen. Sie erinnern sich? Dem Drohbrief-Fall.“
    O’Connell mustert ihn mit einem verärgerten Stirnrunzeln, was seinen pochenden Kopfschmerzen überhaupt nicht gefällt. „Sie denken sicher an den Fall mit den verschwundenen Briefen.“ Ein süffisantes Lächeln breitet sich auf seinen fleischigen Lippen aus. „Nun, im Anbetracht der Tatsache, dass-“
    „Sparen Sie sich die Mühe“, schneidet Tom ihm das Wort ab. „Ich weiß, dass in diesem Fall
nichts
unternommen wird. Ich würde Ihnen gerne eine Frage stellen.“ Er betrachtet den älteren Mann mit schief gelegtem Kopf. „Wieso nicht?“
    O’Connell sitzt einen Moment sprachlos da. Noch nie hat es jemand gewagt, ihm ins Wort zu fallen. So viel Frechheit und Respektlosigkeit wie dieser junge Mann an den Tag legt, hat er nur selten zuvor erlebt. Sein Verhalten grenzt schon an Unhöflichkeit. Das trägt nicht gerade dazu bei, dass O’Connell umgänglicher wird. Er deutet mit dem Finger auf Tom. „Sie sollten vorsichtig sein, mein Herr. Sie bewegen sich auf dünnem Eis.“ Er lässt seinen Finger wieder sinken und nimmt stattdessen noch einen Schluck von seinem Wasser. Dann meint er: „Wir können nichts unternehmen. Es existiert kein Beweismaterial. Wir wissen ja nicht mal, ob Ihre Klientin vielleicht lügt.“
    „Wieso sollte sie lügen? Können Sie mir das erklären?“
    „Es gibt immer einen Grund für eine Lüge“, meint O’Connell ausweichend. „Außerdem ist es allgemein bekannt, dass Ihre Klientin beruflich nicht besonders gut dasteht.“
    Tom nickt, als würde er ihm zustimmen. „Sicher, es gibt immer einen Grund, warum man lügt. Was würden Sie sagen, wenn diese Frau – sagen wir mal heute Nachmittag – von einem Irren auf offener Straße niedergeschossen wird? Würden Sie dann immer noch sagen, dass sie einfach nur mediengeil ist?“
    Über O’Connells Gesicht huscht ein böses Lächeln. „Ich würde sagen, Pech gehabt. So etwas kann vorkommen. Dann würde ich mir eine Tasse Kaffee holen, meine Jungs losschicken und sie den Täter suchen lassen.“
    Tom zieht eine Augenbraue hoch. „Ach wirklich?“ Er lächelt. „Wissen Sie, was ich tun würde? Ich würde der Presse erzählen, dass Sie alle hier ein unfähiger Haufen sind, der nur auf seinem faulen Arsch sitzt und wartet, bis etwas passiert.“ Tom lässt sich tiefer in seinen Stuhl sinken. Für einen Moment hat er geglaubt, O’Connell würde nach dem erstbesten Teil auf seinem Schreibtisch greifen und es nach ihm werfen.
    Dieser hat für eine Sekunde tatsächlich diese Möglichkeit in Erwägung gezogen, sie aber sofort wieder verworfen, als ihm klar geworden ist, dass sein Büro keine gemauerten Wände hat, sondern ihn nur Glas von seinen Untergebenen trennt. Stattdessen plustert er sich in seinem Bürostuhl auf. Sein Gesicht ist rötlich gefärbt und seine dicken Lippen presst er fest aufeinander. „Sie …“, sagt er und hebt drohend einen Zeigefinger in Toms Richtung.
    Tom schert sich nicht darum. „Ich habe Sie lediglich gebeten, sich dem Fall anzunehmen. Aber wenn das zu viel verlangt ist …“
    O’Connell kocht innerlich vor Wut. „Zum tausendsten Mal: Sie haben keine Beweise!“
    „Ach? Reicht Ihnen der Einbruch von letzter Nacht nicht?“
    „Mein lieber Mr. Hunt“, zischt O’Connell gefährlich leise. „Es gibt unzählige solcher Einbrüche. Vor allem hier. Die Kriminalitätsrate ist zwar rückläufig, spricht aber dennoch Bände. Das ist nichts
Ungewöhnliches
.“
    „Das war aber kein gewöhnlicher Einbruch“, widerspricht Tom.

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