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Der Kugelfaenger

Der Kugelfaenger

Titel: Der Kugelfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. S. Rydell
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einem Fotoshooting für Bademoden vergessen, ihn wieder abzunehmen.). Das pechschwarze T-Shirt stammt aus einer falschen Lieferung für BÄNNY B. (Also, das musste sie nun
wirklich
haben.) und die flachen Sandalen konnte sie nach einem Gang über den Catwalk – weil ihre Füße so geschwollen waren – nicht mehr ausziehen (Hat eh niemand gemerkt.). Nur die löchrige Jeans, die ist von Onkel Henry.
    Tom gibt keinen Ton von sich, sondern setzt sich mitten im Blumenbeet auf einen der Eisenstühle, die um das kleine Tischchen stehen, legt seine Beine auf die Mosaiktischplatte, lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen und sieht Evelyn zu, wie sie im Beet kniet und Unkraut auszupft. Irgendwann hält sie inne und blickt zu Tom auf. Sie bemerkt seinen finsteren Gesichtsausdruck und hat schon eine böse Vorahnung. Trotzdem fragt sie vorsichtig: „Wie war’s bei der Polizei?“
    Tom verzieht sein Gesicht und schnaubt verächtlich. „Hätten Sie die verfluchten Briefe nicht weggeschmissen, würde uns die Polizei jetzt ernst nehmen.“
    Na super. Er hat es schon wieder geschafft, dass sie sich mies fühlt. Sie schluckt ihren Protest hinunter und verschwindet stattdessen kopfüber zwischen zwei Zucchinistauden.
    Tom sieht ihr kurz zu, dann meint er nachdenklich: „Evelyn, können Sie sich vorstellen, wonach die Einbrecher letzte Nacht gesucht haben könnten?“
    Sie sieht auf und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Na, worauf Einbrecher halt scharf sind. Geld, wertvolle Dinge und so.“
    Er wird noch nachdenklicher. „Und sonst? Befindet sich in Ihrem Besitz etwas, das es wert wäre, es zu stehlen?“
    Sie sieht ihn misstrauisch an. „Nicht dass ich wüsste.“ Dann rammt sie den Spaten tief in die Erde.
    Tom grübelt noch eine Weile vor sich hin.
    „Sie könnten mir aus dem Gartenhäuschen einen neuen Eimer holen, wenn Sie so freundlich wären“, sagt sie nach einer Weile.
    Tom seufzt zuerst und rafft sich schließlich aber doch auf. Diese einfache Bitte artet für ihn dann allerdings in Gartenarbeit aus. Evelyn nimmt nämlich kurzerhand seine Dienste als Gärtnergehilfe in Anspruch.
    ***
    Police Chief Superintendent O’Connell sitzt in seinem Büro am Schreibtisch und knallt den Hörer seines Telefons wieder auf. Dann starrt er es an, jedoch ohne es wirklich wahr zu nehmen. Das Telefongespräch, das er gerade eben beendet hat, hat ihn sehr erregt.
    Zehntausend!
    Himmel, das ist eine riesige Summe Geld.
    O’Connell hat sich in seiner ganzen Zeit als Polizist noch nie so recht um Gewissen und die Frage, was richtig und was falsch ist, gekümmert. Klar, am Anfang seiner Karriere, als junger Bursche, hat ihm die Gerechtigkeit sehr am Herzen gelegen. Heute geht es ihm eher um seinen eigenen Vorteil und um sein eigenes Wohl, als um das der anderen. Wer mehr bietet, bekommt auch mehr. Und wer halt am längeren Hebel sitzt, hat das Recht auf seiner Seite.
    Er spürt sein Herz bis zum Hals schlagen und sein Atem geht schwer. Ihm ist übel und er schwitzt wie ein Schwein. Man könnte zu Recht vermuten, er sei einem Herzinfarkt nahe, vor allem wenn man seinen viel zu hohen Blutdruck, die verstopften Herzkranzgefäße, den um einiges erhöhten Cholesterinwert und sein enormes Übergewicht betrachtet und über kurz oder lang wird ein Infarkt auch nicht mehr abzuwenden sein. Seine äußerst trinkfreudige irische Herkunft gibt ihren Teil noch dazu.
    Irgendwann wird mich mein Job noch umbringen, schießt es ihm durch den Kopf. Dann wird sein Blick wieder klar und er merkt, dass er die ganze Zeit das stumme Telefon anstarrt.
    Ja, umbringen wird er mich vielleicht eines Tages, aber noch nicht heute. Ich habe nämlich noch etwas zu erledigen.
    Police Chief Superintendent O’Connell springt von seinem Stuhl auf und stürzt zur Tür. Er reißt sie ungestüm auf und wirft einen hastigen Blick in den Flur, der sich vor ihm erstreckt. Da erblickt er auch schon, wen er sucht. Der Mann steht am Kaffeeautomaten und ist im Moment damit beschäftigt, in seinen Hosentaschen nach passenden Münzen zu suchen.
    „Greyson, kommen Sie her“, bellt O’Connell und winkt den Angesprochenen zu sich herüber und macht dabei ein sehr wichtiges Gesicht.
    Police Sergeant Frank Greyson ist eigentlich gerade dabei, sich frischen Kaffee zu holen, um sich nachher wieder auf den üblichen Bürokram zu stürzen, als er von seinem Chef gerufen wird. Widerwillig bewegt er sich langsam auf seinen Boss, anstatt den Kaffeeautomaten zu, der den hochroten

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